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Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers

Titel: Der Mittelstürmer: Die Geschichte eines schwulen Profi Fussballers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Altmann
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Nur um Tia nicht in Schwierigkeiten zu bringen, sagte er kurz: »Ich werde es mir überlegen.«
    »Aber nicht zu lange, sonst brauch ich dich nicht mehr«, sagte der Chinese im Rausgehen.
    Marc setzte sich auf den Boden. Fast musste er lachen.
    Als Tia zurückkam, entschuldigte sie sich. Aber er wollte ja, dass sie ihm bei seiner Jobsuche half. Und das war ihr Chef, andere Menschen kannte sie nicht. Marc lächelte sie an und sagte: »Mach dir nichts draus, ich werde schon was finden.«
    Sie hatten kaum noch was zum Essen. Tia entschuldigte sich, die Geschäfte liefen nicht gut, und sie würde ja nur nach Auftragslage bezahlt. Marc schämte sich. Es musste doch möglich sein, irgendwo zu arbeiten. Das zaghafte Wohlgefühl machte immer mehr der Verzweiflung Platz.
    Die Tage schlichen dahin. Marc versuchte, was er konnte, aber er fand und fand keinen Job. Ein paarmal half er in ihrer Straße aus und schleppte irgendwelche Kisten. Doch dieser Lohn reichte nicht mal für die kleine Li. Ihm fehlte auch die Kraft für einen konkreten Plan. Das Allerschlimmste war für ihn die Vorstellung, Kontakt nach Deutschland herstellen zu müssen. Bei diesem Gedanken verfiel er in Panik und dann sofort wieder in eine kraftlose Lethargie. Alles, was rund um das Viertel, in dem er jetzt wohnte, passierte, war für ihn in Ordnung. Aber sobald sich das Geschehen oder die Möglichkeiten außerhalb dieses Schutzgebietes abspielten, bekam er fürchterliche Angst.
    Er hielt die schlafende Li in seinen Händen und starrte auf den Buddha, als Tia von der Arbeit nach Hause kam. Sie zog den notdürftigen Vorhang in der Ecke zu und wusch sich wie nach jeder Nacht. Er lauschte den plätschernden Geräuschen. Nachdem Tia fertig war und den Vorhang zurückgeschoben hatte, setzte sie sich zu den beiden. Marc sagte ganz ruhig: »Ich will deinen Chef sehen.«
    Tia blickte ihn ausdruckslos an und nahm die Kleine zu sich.
    »Ich werde morgen das Gleiche für uns machen, was du sonst jede Nacht für uns tust.«
    Tia streichelte über das Gesicht ihres Babys und gab ihm ihre Brust. Nach einer Ewigkeit antwortete sie: »Ich weiß nicht, ob du das kannst, Marc.«
    »Ich werde es versuchen.« Marc war entschlossen. Er konnte nicht einfach so herumsitzen und sich von dieser kleinen zarten Frau aushalten lassen.
    »Das ist das letzte Angebot.« Der gierige Händler warf ein weiteres Bündel mit kleinen Geldscheinen auf den Haufen vor sich. Er lachte Marc frech ins Gesicht, sodass Marc seine schlechten Zähne sehen konnte. Er wusste, es hat keinen Sinn, noch weiter zu verhandeln. Und er brauchte das Geld. So nahm er die Uhr, die ihm Eva vor Kurzem geschenkt hatte, ab und warf sie auf die Theke neben das Geld. Der Alte griff gierig danach und lachte weiter. Marc nahm das Geld, wahrscheinlich nicht mal ein Zehntel des wirklichen Wertes der Uhr, und verließ eilig den Laden.
    Das Warenhaus war überfüllt und die Klimaanlage viel zu kühl eingestellt. Marc fröstelte es. Eilig suchte er sich ein Paar Hosen und ein T-Shirt. An der Kasse fand er noch Flipflops, die er sich einpacken ließ.
    Das Licht in seinem neuen Zuhause war so schummrig, dass er sich kaum rasieren konnte. Er versuchte es, so gut es ging. Dann zog er den kleinen Vorhang zur Seite, wusch sich und kämmte sich die Haare. Tia saß in der Ecke und beobachtete ihn dabei. Als er fertig war, nahm sie Li auf ihren Arm, und sie machten sich zu dritt auf den Weg.
    Das Haus, vor dem sie standen, war mit viel Geld geschmacklos hergerichtet. Tia nahm den Seiteneingang, der über eine Wendeltreppe in den oberen Stock führte. Sie klopfte. Es dauerte eine Weile, bis eine seltsame Gestalt öffnete und sie nervös hereinwinkte. Ein muffiger Geruch durchströmte das ganze Gebäude. Es roch nach Räucherstäbchen, billigem Parfum und Dreck. Der Typ führte sie über einen langen Gang in ein Büro und schloss hinter ihnen die alte Holztür. Marc erkannte den miesen kleinen Thailänder, der schon bei ihnen zu Hause vorbeigeschaut hatte. Dieser grinste ihn siegesbewusst an und forderte ihn mit einer Handbewegung auf, Platz zu nehmen. Tia blieb mit der Kleinen im Arm im Hintergrund stehen.
    »Du hast es dir also anders überlegt«, begann er und schenkte sich dabei, aus einer seltsamen Flasche, ein dunkelrotes Gesöff ein.
    Marc schwieg. Er setzte sich und blickte zu Boden, die Situation wurde für ihn unerträglich. Da stand der Asiate auf und kam hinter seinem viel zu großen Schreibtisch hervor. »Ihr Europäer wirkt

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