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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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hat.« Er nahm den Drink, den Samantha ihm reichte, und sah, wie sie sich behaglich in Toms Armbeuge schmiegte. »Ich suche jemanden, der attraktiv ist und daran interessiert wäre, die Galerie zu eröffnen. Sarah meinte, ich sollte Sie fragen. Würden Sie es tun, aus Gefälligkeit für uns?«
    »Sehr gern. Allerdings müßte ich mich erst vergewissern, ob ich am Eröffnungstag nicht irgendwo anders sein muß. Kann ich Sie später anrufen?«
    »Natürlich.« Julian zog eine Art Geschäftskarte hervor. »Darauf finden Sie sämtliche Details.«
    Sie nahm die Karte. »Danke.«
    Julian leerte sein Glas. »Ich will Sie nicht länger stören«, sagte er mit einem leisen Hauch von Neid. »Schön gemütlich haben Sie's. War nett, Sie kennenzulernen, Tom.«
    Bei der Tür blieb er stehen und betrachtete eine Ansichtskarte, die oben am Thermostaten an der Wand steckte. »Wer ist denn in Livorno gewesen?« fragte er.
    »Eine alte Freundin von mir.« Samantha erhob sich. »Ich muß Sie eines Tages mit ihr bekannt machen. Sie ist Kunsthistorikerin und hat irgendein Diplom. Da, schauen Sie.« Sie nahm die Postkarte von der Wand, drehte sie herum und zeigte sie ihm. Julian las.
    »Wie faszinierend«, sagte er und gab die Karte zurück. »Ja, ich würde die Dame gerne kennenlernen. Sie brauchen mich nicht hinaufzubegleiten. Goodbye.«
    Nachdem er verschwunden war, fragte Tom: »Warum bist du bereit, seine blöde Bildergalerie für ihn zu eröffnen?«
    »Seine Frau ist eine Freundin von mir. Die Ehrenwerte Sarah Luxter.«
    »Dann ist sie ja wohl die Tochter von …«
    »Lord Cardwell.«
    »Demselben, der seine Kunstsammlung verkauft?«
    Samantha nickte. »Da fließt Ölfarbe in den Adern, weißt du.«
    Tom sagte ohne die Spur eines Lächelns: »Wenn das eine astreine Sache ist …«
    Die Party befand sich in jener leblosen Phase, wie sie in den späten - oder frühen - Stunden für jede Party typisch ist, bevor dann »der zweite Wind« kommt. Die Gäste, teils mehr, teils weniger angeheitert, standen in losen Gruppen zusammen und versuchten, sich auf Gespräche zu konzentrieren, die manchmal hochintellektuell klangen, häufig jedoch ganz einfach komisch.
    Gastgeber war ein Filmregisseur, der gerade aus dem Exil der Fernsehwerbung zurückgekehrt war. Seine Frau, ebenso groß wie dünn, trug ein Kleid, welches fast völlig das entblößt ließ, was sie ihren Busen nennen mochte. Sie nahm Samantha und Tom in Empfang und führte sie zur Bar. Ein Barmann von den Philippinen mit leicht glänzenden Augen schenkte Samantha ein wenig Whisky ein und füllte für Tom ein Glas mit dem Inhalt von zwei Flaschen Lager-Beer. Samantha musterte Tom scharf: Er trank nur selten Bier, zumal zu später Stunde. Hoffentlich zog er nicht stundenlang seine aggressive »Arbeiter-klassen«-Show ab.
    Die Gastgeberin machte Small-talk. Aus einer Gruppe am anderen Ende des Raums löste sich Joe Davies und kam herüber. Die Gastgeberin, über sein Erscheinen unverkennbar erleichtert, kehrte zu ihrem Mann zurück.
    Joe sagte: »Sammy, ich muß dich mit Mr. Ishi bekannt machen. Er ist heute abend der Stargast und der Grund dafür, daß wir uns alle durch diese lausige Party quälen.«
    »Wer ist er?«
    »Ein japanischer Bankier, von dem man weiß, daß er in die britische Filmindustrie investieren will. Er muß verrückt sein, und eben deshalb versucht jeder an ihn ranzukommen. Bringen wir's also hinter uns.« Er nahm ihren Arm, nickte Tom zu und führte sie zu einer Stelle, an der ein kahlköpfiger, bebrillter Mann im nüchternsten Tonfall zu einem halben Dutzend aufmerksamer Zuhörer sprach.
    Tom beobachtete das Vorstellungsritual von der Bar aus, blies dann den Schaum von seinem Bier und leerte das Glas fast zur Hälfte. Der Filipino wischte mechanisch mit einem Tuch über den Tresen. Aufmerksam beobachtete er Tom.
    Tom sagte: »Na los schon, genehmige dir einen Drink - ich verpetz' dich nicht.«
    Der Barmann lächelte dankbar, holte unter dem Tresen ein halbvolles Glas hervor und nahm einen langen Schluck.
    Eine Frauenstimme sagte: »Ich wünschte, ich hätte den Mut, Jeans zu tragen - sie sind viel bequemer.«
    Tom drehte sich um und sah eine ziemlich kleingeratene junge Frau, Anfang bis Mitte zwanzig. Ihre zweifellos teure Kleidung war unverkennbar den 50er Jahren nachempfunden: hochhackige Schuhe mit Pfennigabsätzen, superenger Rock, doppelreihiges Jackett. Das Haar trug sie nach hinten gekämmt im Pferdeschwanzstil, doch fiel ihr eine wohldrapierte Locke in

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