Der Modigliani Skandal
müssen wir das tun.«
»Oh, wirklich?«
»Tom, ich meine es ernst! Weshalb denn nicht?«
Er legte seinen Arm um sie. »Also gut, weshalb eigentlich nicht. Wir werden seine Gemälde stehlen, sie für eine Million Pfund verkaufen und einen Wohnkomplex bauen. Über die Details sprechen wir morgen beim Frühstück. Küß mich.«
Sie wandte ihm ihre Lippen zu, um ihn zu küssen, löste sich dann aber schnell wieder von ihm. »Es ist mir ernst damit, Tom.«
Einen Augenblick lang betrachtete er ihr Gesicht. »Hol's der Geier«, sagte er. »Ich glaub' dir aufs Wort.«
3
Julian lag wach. Die späte Augustnacht war unangenehm warm. Die Schlafzimmerfenster standen offen, und er hatte die Bettdecke auf den Fußboden geworfen, schwitzte jedoch noch immer. Sarah, auf der anderen Seite des breiten Bettes, kehrte ihm den Rücken zu. Das frühe Dämmerlicht tauchte ihren Körper in fahlen Schein. Er erhob sich, während sie bewegungslos liegen blieb.
Aus einer Schublade nahm er eine Unterhose, schlüpfte hinein und verließ das Schlafzimmer, dessen Tür er leise hinter sich schloß. Dann ging er die Treppe hinunter, durchquerte das Wohnzimmer und trat in die Küche, wo er den elektrischen Kessel mit Wasser füllte und einschaltete.
Immer wieder gingen ihm die Worte durch den Kopf, die er am Abend zuvor auf jener Postkarte in Samanthas Wohnzimmer gelesen hatte. »Ich bin auf dem Weg nach Poglio, um einen verlorenen Modigliani zu finden.« Dieser Satz hatte sich gleichsam in sein Gehirn eingebrannt; es war weniger die Hitze als der Inhalt dieser Mitteilung gewesen, was Julian keinen Schlaf hatte finden lassen.
Ein verlorener Modigliani: Gar kein Zweifel, er mußte sich unverzüglich auf die Suche nach dem Kunstwerk machen. Es würde genau das sein, was er brauchte - ein echter Fund. Dadurch wäre seine Reputation als Kunsthändler auf einen Schlag etabliert, und er hätte eine Attraktion, welche massenhaft Besucher zur Black Gallery locken würde. Daß das Werk eines Malers wie Modigliani eigentlich nicht ins Konzept der Black Gallery paßte, fiel nicht weiter ins Gewicht.
Julian tat einen Teebeutel in seine Tasse und goß heißes Wasser dazu. Bedrückt tunkte er den schwimmenden Teebeutel ins Wasser, sah, wie er wieder auftauchte. Der Modigliani war für Julian an sich zwar die große Chance, nur sah er keine Möglichkeit, sie auch wahrzunehmen.
Gewiß, falls es ihm gelang, das Bild zu finden, so würde Lord Cardwell bereit sein, das Geld für den Ankauf aufzubringen. Das hatte Sarahs Vater versprochen, und man konnte darauf bauen, daß der alte Narr sein Wort hielt. Allerdings würde er nicht einen einzigen Penny herausrücken, bloß weil ein etwas irrer Typ von Mädchen etwas von einer Suche nach einem verlorenen Modigliani auf eine Postkarte gekritzelt hatte. Und Julian fehlte das Geld, um nach Italien zu reisen.
Der Tee hatte jetzt eine tief braune Tönung. Julian trug die Tasse zur Frühstücksbar und setzte sich auf einen hohen Hocker. Unwillkürlich blickte er sich in der Küche um. Da war die Geschirrspülmaschine, da war die Waschmaschine, da war der Kühlschrank - ganz abgesehen von kleineren Geräten wie Toaster, Eierkocher usw. usw., teils fast so etwas wie überflüssiges Spielzeug. Sachen, die eine Menge Geld gekostet hatten, während er in dieser für ihn so entscheidenden Situation fast völlig blank war - ein Gedanke zum Verrücktwerden.
Wieviel Geld würde er brauchen? Flüge, Hotelübernachtungen, auch eine gewisse Summe, um hier oder dort mal jemanden zu »schmieren« ... Es kam ganz darauf an, wieviel Zeit er benötigen würde, um jene Frau ausfindig zu machen, die auf der Postkarte mit D. unterzeichnet hatte. Mehrere hundert Pfund auf jeden Fall - vielleicht sogar eintausend. Er mußte das Geld unbedingt haben.
Er schlürfte seinen Tee, wälzte in seinem Kopf eine Reihe von Möglichkeiten. Er konnte einen Teil von Sarahs Schmuck stehlen und in einer Pfandleihe versetzen. Das konnte Probleme mit der Polizei bedeuten. Verlangten Pfandleiher den Nachweis, daß er Eigentümer des betreffenden Objekts war? In den besseren Pfandhäusern zweifellos. Diese Möglichkeit schied also aus. Bequemer schien es, auf einem Scheck ihre Unterschrift zu fälschen. Aber das würde sie noch schneller entdecken als den teilweisen Verlust ihres Schmucks. Und in beiden Fällen würde es ebenso riskant wie schwierig sein, einen Geldbetrag von ausreichender Höhe zu bekommen.
Es mußte etwas anderes geben, das leicht zu
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