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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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die Stirn.
    Er sagte: »Sie sind auch billiger. Und wir haben nicht viele Cocktailpartys in Islington.«
    Sie riß ihre maskaraschweren Augen auf. »Dort wohnen Sie? Ich habe gehört, daß die Männer aus der Arbeiterklasse ihre Frauen prügeln.«
    »Gütiger Himmel«, murmelte Tom.
    Das Mädchen fuhr fort: »Ich finde das entsetzlich - ich meine, ich könnte es nicht ertragen, von einem Mann geschlagen zu werden. Jedenfalls nicht, wenn er nicht sehr, sehr nett wäre. Dann könnt's mir sogar gefallen. Glauben Sie, daß es Ihnen Spaß machen würde, eine Frau zu schlagen? Mich, zum Beispiel?«
    »Da gibt's was Besseres, worüber ich mir Sorgen machen kann«, sagte Toni, doch schien sein verächtlicher Tonfall für das Mädchen verloren zu sein. »Wenn Sie sich über irgendwelche wirklichen Probleme den Kopf zerbrechen müßten, dann würden Sie sich nicht vor mir zum Narren machen. Privilegien erzeugen Langeweile, und Langeweile erzeugt Leute mit leeren Köpfen - wie Sie.«
    Endlich konnte er bei dem Mädchen einen Volltreffer verbuchen. »Falls das wirklich Ihre Meinung ist, sollten Sie am besten an Ihrem privilegierten Bier ersticken. Was suchen Sie überhaupt hier?«
    »Das frage ich mich auch.« Er leerte sein Glas und stand auf. »Auf idiotische Gespräche wie dieses kann ich verzichten.«
    Er sah sich nach Sammy um, aber noch bevor er sie entdecken konnte, hörte er ihre Stimme. Sie schrie auf Joe Davies ein, und die Szene zog sofort alle Blicke auf sich.
    Ihr Gesicht war rot; Tom hatte sie noch nie so wütend gesehen. »Wie kannst du es wagen, über meine Freunde Nachforschungen anzustellen«, schrie sie. »Du bist nicht mein Schutzengel, sondern nur mein dämlicher, verfluchter Agent. Das heißt, du warst es, denn du bist hiermit gefeuert, Joe Davies.« Sie versetzte ihm eine Ohrfeige, wandte sich um und ging.
    Der Agent war purpurrot. Wut und Scham sprachen aus seiner Miene. Mit erhobener Faust ging er hinter Samantha her.
    Mit zwei Schritten war Tom bei ihm. Er gab ihm einen sachten, doch energischen Stoß, so daß der Agent nach hinten umzukippen drohte. Dann drehte Tom sich um und folgte Samantha nach draußen.
    Auf dem Trottoir begann Samantha plötzlich zu rennen. »Sammy!« rief Tom. Er rannte hinter ihr her, holte sie ein und packte sie beim Arm, so daß sie stehenbleiben mußte.
    »Was hat das alles zu bedeuten?« fragte er.
    Sie blickte zu ihm empor, Verwirrung und Wut in den Augen. »Joe hat Nachforschungen über dich angestellt«, sagte sie. »Er behauptet, du hättest eine Frau, vier Kinder und so was wie ein Vorstrafenregister.«
    »Oh.« Er blickte ihr scharf in die Augen. »Und was denkst du nun?«
    »Wie zum Teufel soll ich wissen, was ich denken soll?«
    »Meine Ehe ist kaputt, und die Scheidung ist noch nicht über die Bühne. Vor zehn Jahren habe ich einen Scheck gefälscht. Macht das irgendeinen Unterschied?«
    Einen Augenblick lang sah sie ihn starr an. Dann vergrub sie ihr Gesicht an seiner Schulter. »Nein, Tom, nein.«
    Er hielt sie sekundenlang ganz ruhig in seinen Armen. Dann sagte er: »War sowieso eine lausige Party. Sehen wir zu, daß wir ein Taxi kriegen.« Sie gingen die Park Lane hinauf und fanden vor einem der Hotels ein Taxi. Der Fahrer wählte die Route Piccadilly, dann Strand, dann Fleet Street. Tom ließ ihn an einem Zeitungsstand halten, wo bereits die Frühausgaben der Morgenblätter zum Verkauf auslagen.
    Während sie weiterfuhren, wurde es langsam hell. »Schau mal hier«, sagte Tom. »Es wird erwartet, daß Lord Cardwells Gemälde einen Gesamterlös von einer Million Pfund erzielen werden.« Er faltete die Zeitung zusammen und blickte aus dem Fenster. »Weißt du, wie er zu jenen Gemälden gekommen ist?«
    »Sag's mir.«
    »Im 17 Jahrhundert krepierten Seeleute, um den Cardwells aus Südamerika Gold zu bringen. Im 18. Jahrhundert hungerten sich Bauern zu Tode, um ihnen die Pacht zu bezahlen. Im 19. Jahrhundert starben Kinder in den Fabriken und den städtischen Slums, auf daß ihre Profite maximiert würden. In diesem Jahrhundert stieg er ins Bankgeschäft ein, um anderen dabei behilflich zu sein, das zu tun, was er dreihundert Jahre lang getan hatte - auf dem Rücken der Armen reich zu werden. Gütiger Himmel, mit einer Million Pfund könnte man in Islington einen hübschen kleinen Wohnkomplex hochziehen.«
    »Was ist zu tun?« fragte Sammy niedergeschlagen.
    »Wenn ich das nur wüßte.«
    »Wenn von den Leuten keiner da ist, um ihm ihr Geld wieder wegzunehmen, dann

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