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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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veräußern war und Geld einbrachte; und dessen Verlust weniger auffällig war oder sich eher vertuschen ließ.
    Ihm fiel ein, daß er auch im Auto nach Italien fahren konnte. Inzwischen hatte er sich darüber informiert, wo Poglio lag - in Norditalien an der Adria. Und er konnte Geld sparen, indem er im Auto schlief.
    Allerdings lief er dann Gefahr, alles andere als »repräsentativ« zu wirken, wenn es bei irgendwelchen Verbandlungen darauf ankam, eine gute Figur zu machen. Und natürlich würde er trotzdem einiges Geld brauchen, für Benzin, für Mahlzeiten, für so mancherlei.
    Ein Gedanke kam ihm: Er konnte Sarah vorlügen, daß er im Auto nach Italien wollte, und den Wagen dann verkaufen. Der Schwindel würde auffliegen, sobald er zurückkehrte - just in dem Augenblick, in dem er Sarahs Vater so dringend als Finanzier für den Ankauf brauchte. Aber er konnte ja behaupten, das Auto sei ihm gestohlen worden.
    Das war's, jawohl, das war's. Er konnte behaupten, das Auto sei gestohlen worden - und es verkaufen. Sarah würde die Polizei und die Versicherungsgesellschaft verständigen wollen, aber er konnte ja sagen, das habe er bereits erledigt.
    Auf diese Weise würde er die Zeit gewinnen, die er unbedingt brauchte: Die Polizei würde angeblich nach dem gestohlenen Wagen suchen, bei einer Versicherungsgesellschaft dauerte es normalerweise Monate, bevor sie bereit war zu zahlen. Bis Sarah durchschauen konnte, daß alles Schwindel war, würde Julians Reputation auf dem Kunstmarkt etabliert sein.
    Er war entschlossen, den Versuch zu wagen. Irgendwo würde sich schon finden, was er suchte: eine Tankstelle oder dergleichen, wo man auch mit Gebrauchtwagen handelte. Er sah auf seine Uhr. 8.30 h. Rasch ging er ins Schlafzimmer, zog sich an, kehrte in die Küche zurück. In einer Schublade fand er das Fahrtenbuch, und die Autoschlüssel waren noch dort, wo er sie in der vergangenen Nacht gelassen hatte.
    Fehlte noch irgendeine kleine Geste, um die Sache richtig glaubwürdig zu machen. Er fand einen Zettel und einen ziemlich stumpfen Bleistift und kritzelte für Sarah ein paar Worte auf: »Hab den Wagen genommen. Werde den ganzen Tag fort sein. Geschäftlich. J.«
    Er legte den Zettel neben die Kaffeekanne in der Küche und ging dann hinunter zur Garage.
    Er brauchte über eine Stunde, um durch das West End, die City und über die Mile End Road nach Stratford zu gelangen. Es herrschte starker Verkehr, für den die Straße absolut inadäquat war. Als er die Leytonstone High Road erreichte, fand er eine Menge Plätze voller Gebrauchtwagen.
    Er wählte einen besonders großen Platz an einer Ecke. Davor stand ein fast neu wirkender Jaguar, und auf dem Platz selbst sah Julian eine große Anzahl jüngerer Modelle hochwertiger Autos. Julian fuhr durch das offene Tor.
    Ein Mann mittleren Alters wusch die Windschutzscheibe eines großen Fords. Er trug einen Lederhut und eine kurze, vorn offenstehende Jacke. Den Putzlappen in der einen und einen Eimer voll Wasser in der anderen Hand trat er auf Julian zu.
    »Sie sind mir ja'n ganz Früher«, sagte er freundlich. Er sprach mit starkem East End Akzent.
    Julian fragte: »Ist der Boß in der Nähe?«
    Das Verhalten des Mannes wurde merklich kühler. »Steht vor Ihnen«, sagte er.
    Julian deutete auf den Mercedes. »Was würden Sie mir für diesen Wagen bieten?«
    »Tausch?«
    »Nein, Bargeld.«
    Der Mann betrachtete das Auto, machte eine säuerliche Miene und schüttelte den Kopf. »Unheimlich schwer, diese Dinger an den Mann zu bringen«, sagte er.
    »Ist doch ein Prachtauto«, wandte Julian ein.
    Der Mann taxierte mit skeptischem Blick. »Wie alt ist er -zwei Jahre?«
    »Achtzehn Monate.«
    Der Autohändler ging langsam um das Auto herum, betrachtete prüfend die Karosserie. Er strich mit der Hand über einen Kratzer an der Tür, beäugte die Kotflügel, befingerte die Reifen.
    »Ist ein Prachtauto«, wiederholte Julian.
    »Mag schon sein, aber das heißt noch nicht, daß ich's verkaufen kann«, sagte der Mann. Er öffnete die Tür auf der Fahrerseite und setzte sich hinter das Lenkrad.
    Julian war wütend. Unglaublich, einfach lächerlich: Natürlich würde der Händler für einen Mercedes mühelos einen Käufer finden. Also würde er ihn auch nehmen. Die Frage war nur: zu welchem Preis.
    »Ich möchte Bargeld«, sagte er.
    »Bis jetzt hab ich dir nicht mal 'n Hemdknopf dafür geboten, Kumpel«, erwiderte der Händler. Er drehte den Zündschlüssel, und der Motor sprang an. Er schaltete

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