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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Der Akzent, mit dem er sprach, verriet den Süd-Londoner.
    »Möchten Sie einen Drink haben, Mr. Whitewood?« fragte Anita.
    Er sah sie an. »Hätte nichts gegen ein Glas Milch.« Er klopfte sich sacht mit der flachen Hand auf die Magengegend.
    Anita verschwand, und Samantha fragte: »Macht Ihnen das Magengeschwür noch immer so zu schaffen?«
    »Ist wie mit der Inflation. Heutzutage kann man nur hoffen, daß es nicht allzu schlimm wird.« Er lachte, doch sein Lachen klang schrill. »Darf ich rauchen?«
    Während er sein Zigarettenpäckchen öffnete, beobachtete er sie. Dünn war sie schon immer gewesen, aber jetzt hatte ihr Gesicht ein fast ausgemergeltes Aussehen. Ihre Augen erschienen übergroß, was keinesfalls ein Effekt des Make-ups war. Sie schmiegte einen Arm dicht um ihren Leib, hielt in der anderen Hand eine brennende Zigarette. Während er sie beobachtete, drückte sie die Zigarette in einem überquellenden Aschenbecher aus und steckte sich dann sofort eine neue an.
    Anita brachte ihm ein Glas Milch. »Einen Drink, Sammy?«
    »Bitte.«
    Jimmy blickte auf seine Uhr - es war jetzt 12.30 h. Er warf einen kritischen Blick auf die Menge Wodka und Tonic, die Anita einschenkte.
    Er sagte: »Erzählen Sie doch, wie ist das Leben in der Filmwelt?«
    »Ich habe die Absicht, sie zu verlassen.« Sie nahm das Glas von Anita entgegen, und das Mädchen verließ den Raum.
    »Allmächtiger Himmel.« Jimmy zog sein Notizbuch hervor und zückte seinen Kugelschreiber. »Weshalb denn?«
    »Da gibt es nicht viel zu erklären. Ich habe das Gefühl, daß mir der Film alles gegeben hat, was er mir geben kann. Die Arbeit langweilt mich, und was am Ende bei allem herauskommt, wirkt so trivial.«
    »Gab es etwas Besonderes, das dies ausgelöst hat?«
    Sie lächelte. »Sie verstehen es, gute Fragen zu stellen, Jimmy.«
    Er hob neugierig seinen Blick und sah, daß ihr Lächeln nicht ihm galt, sondern ... Er drehte den Kopf: Ein großer Mann in Jeans und kariertem Hemd trat herein; er nickte Jimmy zu und setzte sich neben Samantha.
    Sie sagte: »Jimmy, ich möchte Sie mit Tom Cooper bekannt machen, dem Mann, der mein Leben verändert hat.«
    Joe Davies warf einen Blick auf seine Quantum-Armbanduhr: 09.55 zeigten die rötlichen Ziffern auf schwarzem Untergrund. Eine gute Zeit, um bei einer Londoner Abendzeitung einen Anruf zu machen.
    Er hob den Telefonhörer ab und wählte. Endlich meldete sich jemand von der Telefonzentrale im Zeitungsgebäude, und er bat um eine Verbindung mit James Whitewood.
    »Morgen, Jim - Joe Davies.«
    »Ein scheußlicher Morgen, Joe. Was für olle Kamellen wollen Sie denn heute an den Mann bringen?«
    Es kostete Joe wenig Mühe, sich Whitewoods breites Grinsen und sein fehlerhaftes Gebiß vorzustellen: Der etwas grobschlächtige Umgangston zwischen beiden war eine Art Ritual -Tarnung der Tatsache, daß jeder den anderen kräftig für seine Zwecke benutzte. »Nichts besonders Interessantes«, sagte Joe. »Ein Starlet, das eine kleine Rolle bekommen hat. Bloß daß Leila D'Abo im Londoner Palladium Top-Star sein wird.«
    »Diese abgewrackte alte Kuh? Wann ist das fällig, Joe?«
    Joe grinste: Diesmal, das wußte er, hatte er das Spielchen gewonnen. »Am 21. Oktober, für einen Abend.«
    »Kapiere. Bis dahin wird sie gerade den zweitklassigen Film abgedreht haben, der - wo gemacht wird? Ealing Studios?«
    »Hollywood.«
    »Ja. Wer steht denn noch auf dem Programm?«
    »Keine Ahnung. Da müssen Sie das Palladium fragen. Sie werden auch fragen müssen, ob es stimmt, daß sie für den Auftritt fünfzigtausend Pfund bekommt, denn ich sage nichts.«
    »O nein, Sie sagen nichts.«
    »Gibt die Story was für Sie her?«
    »Ich werde mein bestes für Sie tun, alter Schwede.«
    Joe grinste wieder. Falls die Story interessant genug war, um in der Zeitung gedruckt zu werden, so würde Whitewood so tun, als hätte er dem Agenten einen persönlichen Gefallen erwiesen. War die Story indes nicht interessant genug, so würde Whitewood sie unter den Tisch fallen lassen.
    Whitewood fragte: »Haben Sie die Konkurrenz darüber informiert?«
    »Noch nicht.«
    »Können Sie's so arrangieren, daß wir als erste damit rauskommen?«
    »Aus persönlicher Gefälligkeit Ihnen gegenüber, Jim.« Unwillkürlich beugte sich Joe auf seinem Ledersessel vor: Er triumphierte - jetzt war es ihm gelungen, die Sache so zu drehen, daß der Zeitungsschreiber ihm eine Gefallen schuldete.
    »Was ist übrigens mit Ihrem blauäugigen Mädchen los?«
    Joe

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