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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Vermögen zu bringen; Spinner-Organisationen und »halb-seriöse« Geschäftsleute, welche die Stars beschwatzten, ihnen Unterstützung angedeihen zu lassen - und die dann den Namen des Stars für ihre Publicity-Zwecke mißbrauchten, ohne sich darum zu scheren, wie groß der Schaden für das Image des Künstlers sein mochte.
    Joe fürchtete, daß Tom Cooper einer dieser Haie war. Das ging alles allzu schnell: Der Kerl war aus dem Nichts aufgetaucht, und auf einmal regelte er sozusagen Sammys Leben. Einen Ehemann konnte sie gebrauchen, einen neuen Agenten nicht.
    Inzwischen war er zu einer Entscheidung gelangt. Er beugte sich vor und drückte auf einen Summer. Aus der Zwischensprechanlage erklang eine Stimme: »Ja, Mr. Davies?«
    »Kommen Sie bitte sofort zu mir, Andy.«
    Während er wartete, trank er einen Schluck Kaffee, der jedoch kalt war. Andrew Fairholm - er sprach den Namen wie Fareham aus - war ein gescheiter Bursche. In vielem erinnerte er Joe an sich selbst. Er war Sohn eines Nebenrollen-Schauspielers und selbst erfolgloser Konzertpianist und schon frühzeitig war ihm klargeworden, daß er kein Talent besaß. Aber da er vom Showbusiness einfach nicht lassen konnte, hatte er sich aufs Management verlegt und ein paar zweitklassige Rockgruppen zu Großverdienern gemacht. Schließlich war er Joes persönlicher Assistent geworden.
    Andy trat ein ohne anzuklopfen und nahm vor dem Schreibtisch Platz. Er war ein gutaussehender Youngster mit langem, braunem Haar, einem Anzug mit breiten Revers und einem am Hals offenen Hemd mit einem Mickey-mouse-Bild. Er hatte die Universität besucht und sich eine Art Snob-Akzent zugelegt. Für Joes Agentur war er genau der richtige Typ: er verlieh ihr ein etwas moderneres Image. Sein heller Kopf und seine jugendliche Offenheit für Trends bildeten die ideale Ergänzung zu Joes Erfahrung und seiner vielgerühmten Schlitzohrigkeit.
    »Sammy Winacre macht uns wirklich Kummer, Andy«, sagte Joe. »Sie hat einem Zeitungsreporter erzählt, sie sei verliebt und wolle die Schauspielerei aufgeben.«
    Andy rollte die Augen gen Himmel. »Ich hab doch immer gesagt, daß sie ein sonderbares Huhn ist. Wer ist der Kerl?«
    »Er heißt Tom Cooper.«
    »Aber wer zum Teufel ist er?«
    »Genau das sollen Sie herausfinden.« Joe riß das oberste Blatt von seinem Schreibblock und reichte es Andy. »So schnell es irgend geht.«
    Andy nickte und verschwand. Joe fühlte sich ein wenig erleichtert. Tat gut zu wissen, daß sich jetzt Andy hinter die Sache klemmte. Denn trotz all seines Charmes und seiner feinen Manieren hatte der Bursche ganz verteufelt scharfe Zähne.
    Es war ein warmer Abend, und in der Luft lag noch der Geruch des Sommers. Von der tief über den Hausdächern stehenden Sonne schien Blut auf die wenigen Wolken zu tropfen. Samantha löste sich vom Fenster im Souterrain und trat zur Hausbar.
    Tom legte eine Jazz-Platte auf und streckte sich lang aufs Sofa. Samantha reichte ihm einen Drink und kuschelte sich an ihn. Er legte seinen kräftigen Arm um ihre schmalen Schultern und beugte den Kopf vor, um sie zu küssen.
    Die Türglocke läutete.
    »Einfach ignorieren«, sagte er und küßte sie auf den Mund.
    Sie schloß die Augen, preßte ihre Lippen gegen die seinen. Dann stand sie auf. »Möchte dich noch ein bißchen in Spannung halten«, sagte sie mit einem Lächeln.
    Es dauerte einen Augenblick, bis sie den kleinwüchsigen Mann in der Tür wiedererkannte. »Julian!«
    »Hallo, Samantha. Störe ich?«
    »Überhaupt nicht. Möchten Sie hereinkommen?«
    Er folgte ihr die Treppe hinunter. »Ich werde Sie nicht lange aufhalten«, sagte er entschuldigend und wirkte ein wenig verlegen, als er Tom auf dem Sofa sah.
    Samantha sagte: »Tom Cooper, Julian Black.« Die Männer schüttelten einander die Hände. Tom überragte Julian um ein beträchtliches Stück.
    Samantha ging zur Bar. »Whisky, nicht wahr?« sagte sie.
    »Ja, danke.«
    »Julian betreibt eine Kunstgalerie«, sagte Samantha.
    »Nun, ganz so weit ist es noch nicht. Aber ich werde eine eröffnen. Und was treiben Sie, Tom?«
    »Sie könnten mich einen Finanzier nennen.«
    Julian lächelte. »Würden Sie unter Umständen auch Geld in eine Kunstgalerie stecken?«
    »Ist nicht meine Spezialität.«
    »Und was ist Ihre Spezialität?«
    »Nun, man könnte sagen: von A Geld nehmen und es B geben.«
    Samantha hustete, und Julian hatte das Gefühl, ausgelacht zu werden. Er sagte: »Eigentlich ist es die Galerie-Geschichte, die mich hergeführt

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