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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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ihn aus, schaltete wieder ein; wieder holte die Prozedur noch etliche Male.
    »Sehr niedriger Tachostand«, betonte Julian.
    »Stimmt er denn auch?«
    »Selbstverständlich.«
    Der Mann stieg aus und schloß die Tür. »Also ich weiß nicht recht«, sagte er.
    »Wollen Sie ihn denn nicht probefahren?«
    »Nee.«
    »Wie zum Teufel können Sie wissen, was er wert ist, wenn Sie ihn nicht gefahren haben?« rief Julian aufgebracht.
    Der Mann blieb gelassen. »In was für 'ner Branche sind Sie?«
    »Ich bin Besitzer einer Kunstgalerie.«
    »Na, Schuster, dann bleib mal hübsch bei deinen Leisten - du bei deinen Bildern, ich bei meinen Motoren.«
    Julian beherrschte sich mit Mühe: »Nun, machen Sie mir ein Angebot?«
    »Na, ich denk, fünfzehnhundert könnt' ich Ihnen geben, weil Sie's sind.«
    »Das ist doch lachhaft! Neu muß das Auto so fünf- bis sechstausend gekostet haben!« In den Augen des Händlers blitzte es triumphierend auf, und Julian begriff, daß er sich eine Blöße gegeben hatte: Er kannte den Neupreis des Mercedes nicht, was der Händler natürlich aufmerksam registrierte.
    Der Mann fragte: »Ist es denn überhaupt Ihr Wagen? Ich meine, haben Sie das Recht, ihn zu verkaufen?«
    »Natürlich.«
    »Haben Sie das Fahrtenbuch?« Julian zog es hervor und reichte es dem Händler.
    Der Händler sagte: »Komischer Name für 'n Mann - Sarah.«
    »Das ist meine Frau.« Julian suchte, fand eine Geschäftskarte, zeigte sie dem Mann. »Dies ist mein Name.«
    Der Händler nahm die Karte, steckte sie ein. »Wenn ich mal fragen darf - weiß sie, daß Sie das Auto verkaufen?«
    Julian fluchte innerlich. Ein Schlitzohr, dieser Kerl - weshalb war er nur so mißtrauisch? Aber nun ja, wenn ein Kunsthändler zum Hast End kam, um einen fast neuwertigen Mercedes gegen Bargeld zu verkaufen, so lag natürlich die Vermutung nah, daß die Sache nicht ganz astrein war.
    Er sagte: »Meine Frau ist vor kurzem gestorben.«
    »Na ja, wenn's so ist.« Der Händler glaubte offensichtlich kein Wort. »Nun, ich hab Ihnen ja gesagt, wieviel mir der Wagen wert ist.«
    »Für weniger als dreitausend kann ich ihn unmöglich verkaufen«, sagte Julian und gab sich entschlossen.
    »Ich sage, sechzehnhundert, das ist mein Höchstgebot.«
    Julian begriff, daß die Feilscherei ganz einfach zum Ritual gehörte. »Zwei-fünf«, sagte er.
    Der Händler kehrte ihm den Rücken zu und schickte sich an zu gehen.
    Julian bekam's mit der Angst. »Also gut«, sagte er. »Zweitausend.«
    »Sechzehn-fünfzig, mein allerletztes Wort.«
    »In bar?«
    »Was sonst?«
    Julian seufzte. »Na schön.«
    »Kommen Sie ins Büro.«
    Julian folgte dem Mann in das alte Ladengebäude an der Hauptstraße. Er setzte sich an einen Schreibtisch und unterschrieb den Vertrag, während der Händler einen alten Stahltresor öffnete und Geld herausnahm. Er zählte eintausendsechs-hundertfünfzig Pfund auf die Schreibtischplatte, sämtlich in gebrauchen 5-Pfund-Noten.
    Als Julian dann ging, übersah er geflissentlich die ihm dargebotene Hand. Der Kerl hatte ihm das Fell über die Ohren gezogen, davon war er fest überzeugt.
    Er ging in westlicher Richtung, hielt Ausschau nach einem Taxi. Immerhin hatte er jetzt das Geld. Das war eine Menge für eine Reise. Er hatte das Gefühl, bereits aufgebrochen zu sein.
    Er legte sich die Geschichte zurecht, die er Sarah erzählen würde. Er konnte sagen, er sei bei den Dekorateuren gewesen -nein, besser irgend jemand, den sie nicht kannte. Ein Künstler, der in Stepney wohnte. Wie hieß er noch? John Smith oder so ähnlich? Leute mit einem solchen Namen gab es jedenfalls in rauhen Mengen. Er würde Sarah erzählen, er sei bei dein Mann gewesen und währenddessen habe man den Mercedes gestohlen.
    Hinter ihm tauchte ein Taxi auf, leer, fuhr vorbei; Julian pfiff und winkte, doch seine Reaktion kam zu spät. Er nahm sich vor, besser aufzupassen.
    Ein unangenehmer Gedanke ging ihm durch den Kopf: Vielleicht kam Sarah auf die Idee, während seiner Abwesenheit die Polizei anzurufen. Dann war die Katze aus dem Sack! Er würde ihr eine nicht-existente Polizeistation nennen müssen, bei der er angeblich Anzeige erstattet hatte. Ein Taxi kam ihm entgegen, und er winkte.
    Er ließ sich auf den Sitz sacken, streckte die Beine aus und bewegte in seinen Schuhen die von der ungewohnten Lauferei müden Zehen. Also gut, angenommen, Sarah rief Scottland Yard an, wenn sie entdeckte, daß es die von ihm genannte Polizeistation nicht gab. Zweifellos würde sie sehr bald

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