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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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darüber im Bilde sein, daß der Mercedes überhaupt nicht gestohlen worden war.
    Die Geschichte kam ihm von Minute zu Minute unsinniger vor. Sarah würde ihn vielleicht beschuldigen, ihr Auto gestohlen zu haben. Konnte ein Mann wegen Diebstahls belangt werden, sofern er die eigene Ehefrau bestohlen hatte? War das nicht juristisch ein Ding der Unmöglichkeit? Allerdings blieb als Delikt dann immer noch die Täuschung der Polizei - oder irgend etwas in der Art.
    Das Taxi fuhr Victoria Embankment entlang und dann durch Westminster. Aus Ehestreitigkeiten, überlegte Julian, würde sich die Polizei mit Sicherheit heraushalten. Doch falls Sarah sein Spiel durchschaute, war die Sache auch so schlimm genug. Sie würde ihren Vater sofort ins Bild setzen - was nichts anderes hieß, als daß er bei Lord Cardwell in genau dem Augenblick verspielt haben würde, wo er dessen Geld für den Kauf des Modiglianis brauchte.
    Allmählich begann ihm zu dämmern, auf was für ein waghalsiges Unternehmen er sich da eingelassen hatte. Der Genieblitz vom frühen Morgen entpuppte sich immer mehr als eine Art Schnapsidee.
    Das Taxi hielt vor seinem Haus, und Julian bezahlte den Fahrer mit einer der 5-Pfund-Noten von dem Bündel, das er für den Mercedes bekommen hatte. Während er auf die Eingangstür zuging, versuchte er verzweifelt, sich eine bessere Ausrede einfallen zu lassen. Vergeblich.
    Leise betrat er das Haus. Es war erst kurz nach elf, Sarah würde noch im Bett liegen. Geräuschlos betrat er das Wohnzimmer und setzte sich. Streifte dann die Schuhe von den Füßen und lehnte sich zurück.
    Plötzlich krauste er die Stirn. Gleich beim Eintreten hatte er ein leises Geräusch vernommen, jedoch nicht weiter darauf geachtet. Jetzt lauschte er konzentriert, und die Furchen auf seiner Stirn vertieften sich. Was für ein Geräusch war das?
    Es war ein Komplex von Geräuschen, und er versuchte sie zu analysieren: das Rascheln von Bettwäsche, das dumpfe Ächzen von Sprungfedern - und Keuchen. All dies kam aus dem Schlafzimmer, und die Erklärung schien auf der Hand zu liegen: Sarah hatte einen Alptraum. Nun gut, er würde sie auf der Stelle wecken, damit sie ... aber dann glaubte er sich zu erinnern, daß er einmal gehört hatte, es sei nicht gut, Träumende plötzlich aus dem Schlaf zu reißen. Nun, für alle Fälle würde er einen kurzen Blick ins Schlafzimmer werfen.
    Er stieg die kurze Treppe hinauf. Die Tür zum Schlafzimmer stand offen. Er blickte hinein.
    Und blieb wie angewurzelt stehen, starrte mit offenem Mund. Sein Herz hämmerte wild.
    Sarah, auf dem Bett, lag auf der Seite, den Kopf weit zurückgebogen, das für gewöhnlich sorgfältig frisierte Haar strähnig klebend im schweißfeuchten Gesicht. Sie lag mit geschlossenen Augen, doch aus ihrem weit geöffneten Mund kam ein dumpfes, tierisches Stöhnen.
    Neben ihr lag ein Mann, sein Becken dicht an ihrem, in langsamem, sacht zuckendem Rhythmus; ein stämmiger Mann mit kräftigem, schwarzbehaartem Körper. Sarah hatte ihre Schenkel gleichsam zum offenen Dreieck auseinandergespreizt, und der Mann, der immer tiefer in sie einzudringen schien, murmelte Obszönitäten, die deutlich genug zu verstehen waren.
    Auf dem Bett hinter Sarah lag ein zweiter Mann. Er hatte blondes Haar, und sein weißes Gesicht war leicht fleckig. Seine Hüften und Sarahs Hinterteil fügten sich aneinander wie Löffel in einem Besteckkasten. Der Blonde krümmte einen Arm um Sarahs Körper und drückte ihre Brüste, eine nach der anderen.
    Nach einer langen Schocksekunde begann es Julian zu dämmern, daß die beiden Männer es gleichzeitig mit Sarah trieben, was nicht zuletzt den sonderbar langsamen, wie zuckenden Rhythmus der drei Leiber erklärte. Er starrte entsetzt darauf.
    Der Blonde sah ihn und lachte glucksend. »Wir haben Publikum«, sagte er mit hoher Stimme.
    Der Mann drehte hastig den Kopf, und beide hörten auf, sich zu bewegen.
    Sarah sagte: »Es ist nur mein Mann. Macht weiter, ihr Kerle, bitte.«
    Der Dunkelhaarige packte sie bei den Hüften und begann heftiger zu stoßen als zuvor. Alle drei schienen Julians Anwesenheit völlig zu vergessen. »O ja«, sagte Sarah; sagte es wieder und wieder.
    Julian wandte sich ab. Er fühlte sich schwach, und ihm war übel; aber da war noch etwas. Seit einer Ewigkeit hatte er nicht mehr jenen Ausdruck der Lust auf Sarahs Gesicht gesehen, und irgendwie erregte ihn das. Allerdings war dies nur ein schwaches und unbehagliches Gefühl.
    Er ging ins Wohnzimmer

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