Der Modigliani Skandal
sei Dank«, erwiderte Peter. »Morgen bin ich wieder zu Hause.«
Als Peter ankam, saß Mad Mitch auf dem Fußboden des Ateliers, den Kopf mit dem wirren, rötlichen Haar gegen eine Wand gelehnt. An der gegenüberliegenden Wand standen, wie nebeneinander aufgereiht, drei von Peters Bildern. Mitch studierte sie aufmerksam, die Stirn in tiefen Falten, in der Hand eine Dose Bier.
Peter ließ seine Reisetasche auf den Boden fallen und stellte sich neben Mitch.
»Weißt du«, sagte Mitch, »wenn es einen gibt, der es verdient, vom Malen leben zu können, dann bist du das.«
»Danke. Wo ist Anne?«
»Einkaufen.« Mitch raffte sich hoch und trat an einen farbenverschmierten Tisch. Er nahm einen Umschlag in die Hand, den Peter sofort wiedererkannte. »Clevere Idee, den Gummi vom Rest des Stempels abzutrennen«, sagte er. »Aber wieso mußtest du's per Post schicken?«
»Weil's keine andere sichere Möglichkeit gab, das Zeug aus dem Haus herauszuschmuggeln.«
»Soll das heißen, daß die Firma selbst das Zeug zur Post gebracht hat?«
Peter nickte.
»Guter Gott, hoffentlich hat niemand den Namen auf dem Umschlag bemerkt. Hast du womöglich noch weitere Anhaltspunkte hinterlassen?«
»Ja.« Peter nahm Mitch die Bierdose aus der Hand und trank ausgiebig. Dann wischte er sich mit dem Unterarm über die Lippen und gab Mitch die Dose zurück. »Ich mußte Charles Lampeths Namen nennen, als Referenz.«
»Haben die nachgeprüft?«
»Glaub' schon. Jedenfalls wollten sie den Namen von jemandem haben, den sie kannten und anrufen konnten.«
Mitch setzte sich auf den Rand des Tisches und kratzte sich den Bauch. »Ist dir doch wohl klar, daß du eine Spur hinterlassen hast wie eine Dampfwalze.«
»So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Es bedeutet, daß man unserer Spur folgen kann, falls genügend Zeit bleibt. Doch selbst dann könnten sie uns noch lange nichts beweisen. Der entscheidende Punkt ist: man darf uns nicht auf den Trichter kommen, bevor wir fertig sind. Schließlich brauchen wir ja nur noch ein paar Tage.«
»Falls alles nach Plan geht.«
Peter drehte sich zur Seite und setzte sich auf einen niedrigen Schemel. »Wie ist es bei dir gelaufen?«
»Großartig.« Mitchs Miene hellte sich plötzlich auf. »Ich hab Arnaz herumgekriegt - er wird uns finanzieren.«
»Was ist für ihn drin?« fragte Peter neugierig.
»Der Riesenjux - er hat Sinn für Humor.«
»Erzähl mir von ihm.«
Mitch trank die Bierdose aus und warf sie zielsicher in einen Abfallkorb. »Er ist so Mitte dreißig, halb Ire und halb Mexikaner, in den USA aufgewachsen. Fing mit neunzehn Jahren an, im Mittelwesten Originalgemälde zu verkaufen, wobei ein Laster gleichzeitig sein Laden war. Verdiente einen Haufen Geld, machte eine Galerie auf, brachte sich als Autodidakt selbst eine Menge über Kunst bei. Kam nach Europa, um hier Käufe zu machen. Es gefiel ihm, und so blieb er. Jetzt hat er seine Galerien verkauft. Er ist nur noch so eine Art interkontinentaler Kunstunternehmer - kauft und verkauft, macht viel Kohle und lacht sich ins Fäustchen. Ist ein Schlitzohr, wenn auch nicht von der schlimmsten Sorte, und was die Kunstszene betrifft, so sind seine Gefühle die gleichen wie unsere.«
»Wieviel Geld hat er denn rausgerückt?«
»Eintausend Pfund. Aber wir können mehr haben, falls wir was brauchen.«
Peter stieß einen Pfiff aus. »Netter Kerl. Was hast du sonst noch organisiert?«
»Ich habe für uns ein Bankkonto eingerichtet - unter falschen Namen.«
»Unter was für Namen?«
»George Hollows und Philip Cox. Kollegen von mir vom College. Wegen der Referenzen habe ich den Principal und den College-Secretary angegeben.«
»Ist das nicht gefährlich?«
»Nein. Am College gibt's über fünfzig Dozenten, und die Verbindung mit mir ist ziemlich dünn. Die Bank wird sich schriftlich an die Bürgen gewandt haben, um anzufragen, ob Hollows und Cox tatsächlich Dozenten sind und unter den angegebenen Adressen wohnen. Die Antwort wird natürlich ›ja‹ lauten.«
»Und falls die Bürgen dies Hollows oder Cox gegenüber erwähnen?«
»Sie werden sie gar nicht zu Gesicht bekommen. Der normale Betrieb geht erst in vier Wochen wieder los, und ich weiß zufällig, daß die Gentlemen miteinander keinen gesellschaftlichen Umgang pflegen.«
Peter lächelte. »Gute Arbeit.« Er hörte, wie die Haustür aufging und Anne rief. »Hier oben!« rief er zurück.
Sie kam herein und küßte ihn. »Wenn mich mein Eindruck nicht täuscht, scheint der Start
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