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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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sein«, erklärte Peter. »Während seiner holländischen Periode. Damals hätte es wohl kaum jemand gekauft. Schreibe, es hätte sich jahrelang in seinem Besitz befunden - oder nein: im Besitz des Bruders Theo. Dann wäre es von einem Sammler in Brüssel erworben worden - und in den 60er Jahren bei einem Händler aufgetaucht. Den Rest kannst du dazudichten.«
    »Soll ich den Namen eines Kunsthändlers verwenden?«
    »Warum eigentlich nicht? Aber nimm irgendeinen obskuren - einen deutschen vielleicht.«
    »Hm.« Wieder wurde es im Atelier still, die drei Erwachsenen konzentrierten sich auf ihre Arbeit. Nach einer Weile nahm Mitch seine Leinwand von der Staffelei und begann ein neues Bild, einen Munch diesmal. Er grundierte die gesamte Fläche mit einem fahlen Grauton, um jenes norwegische Licht zu erzeugen, welches so viele von Munchs Bildern gleichsam durchdrang. Ab und zu schloß er die Augen und versuchte, sich innerlich zu lösen von dem warmen englischen Sonnenschein hier im Atelier. Er suggerierte sich das Gefühl von Kälte, was ihm so gut gelang, daß er zu frösteln begann.
    Ein dreimaliges, lautes Klopfen an der Haustür erfolgte.
    Peter, Mitch und Anne tauschten überraschte Blicke. Anne stand von ihrem Tisch auf und trat ans Fenster. Als sie sich zu den Männern umdrehte, war ihr Gesicht weiß.
    »Es ist ein Polizist«, sagte sie.
    Die Männer starrten sich ungläubig an.
    »Geh zur Tür, Peter«, sagte Mitch schließlich. »Und du, Anne, verstecke die Expertisen, das Briefpapier und den Stempel. Ich werde unsere Bilder mit der Vorderseite zur Wand drehen. Also los!«
    Langsam stieg Peter die Treppe hinunter, und sein Herz klopfte ihm bis zum Halse. Die Sache erschien ihm plötzlich paradox - unmöglich konnte die Polizei schon hinter ihnen her sein. Er öffnete die Eingangstür.
    Der Polizist war ein hochgewachsener junger Constable mit kurzgestutztem Haar und spärlichem Schnurrbart. Er fragte: »Ist das Ihr Auto dort draußen, Sir?«
    »Ja - ich meine, nein«, stotterte Peter. »Welches denn?«
    »Der blaue Mini, dessen Seitenwände bemalt sind.«
    »Ach, der - der gehört einem Freund, der gerade bei uns zu Besuch ist.«
    »Vielleicht würden Sie ihm freundlicherweise sagen, daß er die Scheinwerfer angelassen hat«, sagte der Bobby. »Guten Tag, Sir.« Er wandte sich zum Gehen.
    »Oh! Vielen Dank!« sagte Peter.
    Er kehrte ins Atelier zurück. Anne und Mitch blickten ihm angstvoll entgegen.
    Peter erklärte: »Er hat mich gebeten, dir zu sagen, daß du deine Scheinwerfer angelassen hast, Mitch.«
    Für einen Augenblick herrschte perplexes Schweigen. Dann brachen alle drei in lautes, befreites Gelächter aus.
    Vibeke, in ihrem Laufställchen, hob bei dem plötzlichen Lärm den Kopf. Doch ihr verblüffter Gesichtsausdruck löste sich in einem Lächeln, und dann stimmte sie enthusiastisch in das Gelächter ein, als verstünde sie den Witz ganz genau.

Dritter Teil
    Figuren im Vordergrund

1
    Das Hotel in Rimini war ein himmelwärts ragender Betonklotz, bot seinen Gästen jedoch immerhin ein englisches Frühstück: Eier, Speck und ein Kännchen Tee. Zum Glück sah Lipsey dieses sogenannte english breakfast auf dem Tisch eines anderen Gastes, während er durch den Speisesaal ging. Das Ei hatte das Aussehen von angemaltem Gips, und auf dem Speck entdeckte Lipsey einen verdächtigen grünlichen Schimmer. Er nahm Platz und bestellte Brötchen und Kaffee.
    Er war gestern erst sehr spät angekommen und hatte mit dem Hotel eine schlechte Wahl getroffen. Noch immer fühlte er sich ziemlich müde. Im Foyer hatte er die Sun gekauft - die einzige verfügbare englische Zeitung. Er blätterte darin, während er auf sein Frühstück wartete, und seufzte verärgert: Die Sun war alles andere als ein Blatt nach seinem Geschmack.
    Der Kaffee machte ihn ein wenig munterer; allerdings wäre ein richtiges Frühstück - so wie er es sich zu Hause zubereitete - natürlich besser gewesen. Während er sein Brötchen mit Butter bestrich, lauschte er auf die Stimmen ringsum und unterschied verschiedene englische Dialekte: Liverpool, London, Yorkshire. Auch ein oder zwei deutsche Stimmen hörte er, jedoch keine französischen oder italienischen. Die Italiener waren gescheit genug, um den Hotels fernzubleiben, die sie für Touristen gebaut hatten; und kein Franzose, der bei Verstand war, reiste im Urlaub nach Italien.
    Er beendete sein Frühstück und reservierte sich seine geliebte Zigarre für später. Bei einem

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