Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
dieses Jahrhunderts zu tun, war ihm äußerst mulmig zumute: Er würde die Grenzen zwischen Protest und Verbrechen überqueren. Und so hockte er in einem Büro von Meunier, der berühm ten Agentur, und qualmte eine Zigarette nach der anderen, was seine Stimmung jedoch nicht im mindesten hob.
    Vielmehr trug seine augenblickliche Umgebung dazu bei, daß sein Unbehagen sich vertiefte. Das schöne alte Gebäude mit seinen Marmorsäulen und seinen Stuckverzierungen war allzu unverkennbar Teil und Symbol jener Sphäre der etablierten Kunstwelt, in die man Leute wie Charles Lampeth mit offenen Armen aufnahm, während man die Peter Ushers zurückstieß. Was Meunier betraf, so hatten die dortigen Agenten rund die Hälfte aller französischen Künstler der letzten hundertfünfzig Jahre unter ihre Fittiche genommen. Kein einziger ihrer Klienten war ein Unbekannter.
    Ein kleiner Mann in einem ziemlich abgetragenen dunklen Anzug kam zielstrebig durch den Gang herbeigeeilt und betrat den Raum, in dem Peter saß. Er trug eine angestrengte Miene zur Schau, wollte der Welt offenbar zeigen, wie ungeheuer überarbeitet er war.
    »Mein Name ist Durand«, sagte er.
    Peter erhob sich. »Peter Usher. Ich bin ein Maler aus London und suche einen Teilzeitjob. Können Sie mir helfen?«
    Ein Ausdruck des Unbehagens erschien auf Durands Gesicht. »Es dürfte Ihnen klar sein, Monsieur Usher, daß Bitten dieser Art von vielen jungen Kunststudenten in Paris an uns herangetragen werden.«
    »Ich bin kein Student. Ich habe das Slade absolviert ...«
    »Wie immer dem sein mag«, unterbrach ihn Durand mit einer ungeduldigen Handbewegung. »Die Firma hat es sich zum Prinzip gemacht, zu helfen, wann immer uns das möglich ist.« Ihm persönlich behagte dieses Prinzip offenbar überhaupt nicht. »Und das hängt völlig davon ab, ob gerade eine Stelle frei ist. Da sich fast unser gesamtes Personal sehr strengen Sicherheitsprüfungen unterziehen muß, kommen für - nun ja -Gelegenheitsarbeiter nur wenige Jobs in Frage. Trotzdem werde ich prüfen, ob wir irgendeine Verwendung für Sie haben.
    Wenn Sie bitte mitkommen wollen.«
    Peter folgte Durand, der mit eiligen Schritten durch den Gang zu einem alten Fahrstuhl ging. Ächzend kam der wacklige Kasten heruntergeglitten und hielt. Sie stiegen ein und fuhren drei Etagen höher.
    Dort betraten sie ein kleines Büro, in dem hinter einem Schreibtisch ein rundlicher Mann mit rötlichem Gesicht saß. Durand sprach unheimlich schnell auf ihn ein, und Peter, der mit seinem Schulfranzösisch gewöhnlich ganz gut zurechtkam, verstand kaum ein Wort. Der Beleibte machte einen Vorschlag, Durand schien ihn jedoch zurückzuweisen.
    Schließlich blickte er zu Peter: »Ich fürchte, ich muß Sie enttäuschen«, sagte er. »Wir hätten zwar eine freie Stelle, doch zu dem Job gehört auch der Umgang mit Gemälden, und in solchen Fällen verlangen wir Referenzen.«
    »Ich kann Ihnen jemanden nennen, bei dem Sie telefonisch eine Referenz einholen können, sofern es Ihnen nichts ausmacht, in London anzurufen.«
    Durand lächelte und schüttelte den Kopf. »Es müßte schon jemand sein, den wir kennen, Monsieur Usher.«
    »Charles Lampeth? Er ist ein wohlbekannter Kunsthändler und ...«
    »Natürlich kennen wir Monsieur Lampeth. Würde er für Sie bürgen?« warf der Beleibte ein.
    »Er wird zweifellos bestätigen, daß ich ein Maler und ein ehrlicher Mensch bin. Seine Galerie hat eine Zeitlang meine Bilder betreut.«
    Der Mann hinter dem Schreibtisch lächelte. »Wenn das so ist, können wir Ihnen sicher einen Job geben. Kommen Sie doch morgen früh wieder, bis dahin haben wir bestimmt mit London gesprochen .«
    Durand sagte: »Die Kosten für den Anruf werden wir Ihnen vom Lohn abziehen müssen.«
    »Ist mir recht«, erwiderte Peter.
    Der Dicke nickte. Die Angelegenheit war für ihn erledigt. Durand sagte: »Ich werde Sie hinausbegleiten.« Er gab sich keine Mühe, seine Mißbilligung zu verbergen.
    Peters nächster Weg führte ihn in eine Bar, wo er sich einen doppelten - irrsinnig teuren - Whisky bestellte. Lampeths Namen zu nennen, war schiere Idiotie gewesen. Nicht daß der Kunsthändler sich weigern würde, für ihn gutzusagen, dafür würde schon sein schlechtes Gewissen sorgen. Doch lief die Sache leider darauf hinaus, daß Lampeth wissen würde, daß Peter um diese Zeit in Paris von Meunier beschäftigt worden war - und dieses Wissen konnte für den Plan tödlich sein. Das war zwar nicht wahrscheinlich, bedeutete aber

Weitere Kostenlose Bücher