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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Verschwinden des Stempels würde vermutlich gleich darauf entdeckt werden. Es mußte eine bessere Möglichkeit geben.
    Als Meunier sprach, zuckte Peter unwillkürlich zusammen. »Sie können's hier lassen«, sagte Meunier, und Peter schob den Karren hinaus und kehrte mit dem Alten zum Packraum zurück.
    Während der folgenden beiden Tage grübelte er darüber nach, wie er den Stempel auf Meuniers Schreibtisch unauffällig und risikolos in seinen Besitz bringen könnte. Die Idee fiel ihm sozusagen in den Schoß.
    Der Alte saß im Packraum an seinem kleinen Schreibtisch und füllte ein Formular aus, während Peter eine Tasse Kaffee trank. Plötzlich hob der Alte den Kopf und fragte: »Weißt du, wo die Vorräte für Bürobedarf aufbewahrt werden?«
    Peter überlegte blitzschnell. »Ja«, log er.
    Der Alte reichte ihm einen kleinen Schlüssel. »Hol mir einen Stapel Formulare - sie sind mir fast ausgegangen.«
    Peter nahm den Schlüssel und ging hinaus. Auf dem Gang traf er einen Botenjungen, den er nach dem Vorratsraum fragte. Der Junge wies ihn zum tiefer gelegenen Stockwerk.
    Er mußte ein Büro voller Stenotypistinnen durchqueren. Hier war er nie zuvor gewesen. Eine der Damen deutete auf eine Art Kammer. Peter öffnete die Tür, knipste das Licht an und trat ein.
    Einen Stapel der gewünschten Formulare fand er sofort. Er ließ seinen Blick über die Fächer der Regale gleiten, sah einen Packen voll Schreibpapier, riß ihn auf. Ja, es hatte den bewußten »Firmenkopf«. Er zog dreißig oder vierzig Blatt heraus.
    Gummistempel konnte er jedoch nirgends entdecken.
    Am anderen Ende des kleinen Raums stand ein grüner Aktenschrank. Die Tür war abgeschlossen. Er öffnete eine Schachtel mit Büroklammern, nahm eine heraus, bog sie zurecht; schob sie ins Türschloß, drehte sie hin und her. Er begann zu schwitzen. Bald würden sich die Stenotypistinnen fragen, warum er sich so lange in der Kammer aufhielt.
    Plötzlich öffnete sich die Schranktür mit einem Klicken, das in seinen Ohren wie ein Kanonenschuß knallte. Das erste, was Peter sah, war eine offene Pappschachtel mit sechs Gummistempeln. Er drehte einen um und entzifferte die Buchstaben.
    Und übersetzte für sich: »Geprüft bei Meunier, Paris.«
    Er mußte an sich halten, um nicht laut zu jubeln. Wie konnte er das Zeug aus dem Gebäude herausschaffen?
    Der Stempel und das »offizielle« Papier würden zusammen ein Päckchen ergeben, das groß genug war, um aufzufallen, wenn er später, an den Sicherheitsleuten vorbei, das Gebäude verlassen wollte. Außerdem würde er es bis Feierabend auch vor dem Alten versteckt halten müssen.
    Plötzlich hatte er so etwas wie einen Genieblitz. Er zog sein Taschenmesser hervor, klappte es auf und schob die Klinge unter die untere Gummischicht des Stempels; bewegte das Messer hin und her, damit sich der Gummi von dem Holz löste, auf dem er klebte. Seine Hände waren vor lauter Schweiß so glitschig, daß ihm das Holz immer wieder wegzurutschen drohte.
    »Können Sie finden, was Sie suchen?« fragte hinter ihm eine weibliche Stimme.
    Er erstarrte. »Danke, hab jetzt alles«, sagte er, ohne sich umzudrehen. Die Schritte entfernten sich.
    Endlich löste sich der Gummi mit den Buchstaben vom Holzteil des Stempels. In einem Regalfach fand Peter ein großes Kuvert. Er steckte das Schreibpapier und die dünne Gummischeibe hinein. Dann schrieb er mit einem Kugelschreiber Mitchs Namen und Adresse auf den Umschlag. Er schloß die Tür des Aktenschranks, nahm seine Formulare und war schon dabei, die Kammer zu verlassen, als ihm die verbogene Büroklammer einfiel. Er ging zurück, fand sie auf dem Fußboden und steckte sie in die Tasche.
    Mit einem freundlichen Lächeln verließ er das Büro. Statt jedoch sofort zu dem Alten zurückzugehen, wanderte er in den Gängen umher, bis er einen weiteren Botenjungen traf.
    »Kannst du mir sagen, zu welcher Stelle ich dies bringen muß?« fragte er. »Es ist Luftpost.«
    »Das werde ich für dich erledigen«, sagte der Bote hilfsbereit. Er warf einen Blick auf den Umschlag. »Da müßte Luftpost draufstehen«, sagte er.
    »Ach, du meine Güte.«
    »Keine Sorge - ich kümmere mich schon drum«, sagte der Junge.
    »Vielen Dank.« Peter ging zum Packraum zurück.
    Der Alte sagte: »Hast aber lange gebraucht.«
    »Hab mich verirrt«, erklärte Peter.
    Drei Tage später erhielt Peter am Abend in seiner billigen Unterkunft einen Anruf aus London.
    »Es ist angekommen«, sagte Mitchs Stimme. »Na, Gott

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