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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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hat.«
    »Wieso Typ? War doch ein ziemlich netter Kerl, fand ich. Wenn auch ein bißchen fad.«
    Mike nippte an seinem fünften Campari und steckte sich eine frische Zigarette an. Er rauchte lange Pall Malls ohne Filter, und vermutlich war das die Ursache für seine Reibeisen-Stimme. Er blies den Rauch von sich und sagte: »Daß der zur gleichen Zeit hier war wie wir, war ein gigantischer Zufall. Ich meine, hierher kommt niemand, nicht mal ein umherstreunender Einzelgänger. Aber das mit dem Bild, das paßte genau. All das Gequatsche über seine Tochter war blitzschnell improvisiert. Er war auf der Suche nach dir.«
    »Dacht' ich mir doch, daß du das sagen würdest.« Dee nahm seine Zigarette, sog daran, gab sie zurück.
    »Bist du sicher, daß du ihn noch nie gesehen hast?«
    »Bin ich.«
    »Na schön. Jetzt überleg mal: Wer könnte von dem Modigliani gewußt haben?«
    »Du glaubst, das steckt dahinter? Daß noch jemand hinter dem Bild her ist? Klingt ziemlich melodramatisch.«
    »Melodramatisch? - Von wegen. Hör zu, Schätzchen, in der Kunstwelt verbreitet sich so was wie eine Lustseuche in New-York City. Also, wem hast du davon erzählt?«
    »Nun, Claire vermutlich.«
    »Hast du nach Hause geschrieben?«
    »O Gott, ja. Ich habe Sammy geschrieben.«
    »Wer ist er?«
    »Die Schauspielerin - Samantha Winacre.«
    »Von der habe ich gehört. Ich wußte nicht, daß du sie kennst.«
    »Ich seh' sie nicht oft, aber wenn wir zusammen sind, kommen wir gut miteinander aus. Wir waren zusammen auf der Schule. Sie ist zwar älter als ich, war aber auf der Schule so was wie ein Nachzügler. Hatte wohl was damit zu tun, daß ihr Vater um die Welt reiste oder so.«
    »Ist sie ein Kunstfreak?«
    »Nicht daß ich wüßte. Aber in ihrem Freundeskreis gibt's sicher Kunstliebhaber.«
    »Sonst noch jemand?«
    »Ja.« Dee zögerte.
    »Raus mit der Sprache.«
    »Onkel Charlie.«
    »Der Händler?«
    Dee nickte wortlos.
    »Heiliger Strohsack.« Mike seufzte. »Dann liegt die Sache ja klar auf der Hand.«
    Dee war schockiert. »Du glaubst wirklich, Onkel Charles würde versuchen, mein Bild zu finden, bevor ich es finden kann?«
    »Er ist doch Händler, oder? Und für einen solchen Fund würde er alles tun, sogar seine eigene Mutter verkaufen.«
    »So ein Mistkerl. Jedenfalls hast du diesen Typ ganz schön in die Irre geschickt.«
    »Da wird er für eine Weile beschäftigt sein.«
    Dee grinste. »Gibt es zehn Kilometer südlich von hier ein Chateau?«
    »Teufel, keine Ahnung. Aber früher oder später wird er garantiert eins finden. Und eine Menge Zeit damit vergeuden, hineinzukommen und nach Modiglianis zu suchen.« Mike erhob sich. »Was uns die Chance gibt, ihn ein gehöriges Ende abzuhängen.«
    Er bezahlte, und beide traten hinaus in die glutende Sonnenhelle. Dee sagte: »Am besten fangen wir wohl mit der Kirche an. Vikare wissen immer alles über alle.«
    »In Italien gibt's keine Vikare, sondern Priester, Pfarrer«, korrigierte Mike. Er war katholisch erzogen worden.
    Hand in Hand gingen sie die Hauptstraße entlang. In der drückenden Hitze bewegten sie sich nur langsam und sprachen wenig.
    Sie erreichten die hübsche kleine Kirche und standen dort etliche Minuten im Schatten, wo sie die Kühle genossen. Mike fragte: »Hast du schon darüber nachgedacht, was du mit dem Bild tun wirst, falls du es findest?«
    »Ja, ich habe viel darüber nachgedacht«, erwiderte sie und zog die Brauen so stark zusammen, daß sich an der Nasenwurzel eine tiefe Falte eingrub, ein für sie typischer Gesichtsausdruck. »Zunächst einmal möchte ich's ausgiebig studieren. Auf die Weise krieg' ich bestimmt genügend Ideen für die halbe Doktorarbeit - den Rest stopf ich dann mit hübschen Füllseln aus. Aber ...«
    »Aber was?«
    »Sag du mir: aber was?«
    »Das Geld.«
    »Verdammt richtig. Hoppla!« bremste sie sich, als ihr bewußt wurde, daß sie hier auf dem Kirchhof fluchte.
    »Davon steckt eine Menge drin.«
    »Geld? Ich weiß.« Sie warf ihr Haar zurück. »Ich versuch' mir auch gar nicht vorzumachen, ich war an Geld nicht interessiert. Aber vielleicht könnten wir es jemandem verkaufen, bei dem ich es jederzeit sehen könnte - einem Museum vielleicht.«
    Mike sagte ruhig: »Mir ist aufgefallen, daß du ›wir‹ gesagt hast.«
    »Natürlich! Du bist doch mit mir in dieser Sache drin!«
    Er legte seine Hände auf ihre Schultern. »Du hast mich eben erst dazu eingeladen.« Er küßte sie rasch auf die Lippen. »Du hast dir gerade einen Agenten

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