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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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möchte, daß du mit mir zusammenlebst.«
    »Ist ja bloß alles wegen meinem Bild, nicht?« Sie lächelte.
    »Fängst du schon wieder an?«
    Ihr Gesicht wurde sehr ernst. Sie sagte ruhig: »Ja, Mike, ich möchte mit dir zusammenleben.«
    Er schlang seine langen Arme um sie und küßte sie, diesmal ganz langsam, auf den Mund. Eine Dörflerin kam vorbei und kehrte ihr Gesicht ab von der skandalösen Szene. Dee flüsterte: »Dafür könnte man uns hier verhaften.«
    Sie setzten ihren Weg mit noch langsameren Schritten fort, eng umschlungen, und Dee fragte: »Wo werden wir wohnen?«
    Mike musterte sie verblüfft. »Was gibt's an der South Street auszusetzen?«
    »Das ist eine miese Junggesellenhöhle.« »Quatsch. Es ist groß und liegt direkt im Zentrum von May-fair.«
    Sie lächelte. »Ich wußte, daß du nicht viel darüber nachgedacht hattest, Mike. Aber ich will mit dir zusammen sozusagen ein eigenes Heim gründen und nicht bloß zu dir in deine Wohnung ziehen.«
    »Hm.« Er sah nachdenklich aus.
    »Die Wohnung ist voller Schmutz, müßte total renoviert werden, und die Küche ist der reinste Graus. Was die Einrichtung betrifft - also Sammelsurium ist noch geschmeichelt -«
    »Und was hättest du gern? Ein Luxusapartment mit drei Schlafzimmern? Oder ein Stadthaus in Ealing? Oder ein Herrenhaus in Surrey?«
    »Etwas Helles und Geräumiges mit Blick auf einen Park, aber in der Nähe des Zentrums.«
    »So ein dunkles Gefühl sagt mir, daß du da ganz bestimmte Vorstellungen hast.«
    »Ja - Regent's Park.«
    Mike lachte. »Teufel noch mal, seit wann planst du das alles schon?«
    »Wußtest du etwa nicht, daß ich ein ganz berechnendes Biest bin?« Sie hob den Kopf und lächelte ihm in die Augen, und er küßte sie wieder.
    »Sollst du haben«, sagte er. »Ein neues Heim - kannst es dir ganz nach deinem Geschmack einrichten, wenn wir wieder in der Stadt sind -«
    »Langsam mit den jungen Pferden! Wir wissen ja nicht mal, ob dort überhaupt ein Apartment frei ist.«
    »Wir werden uns eins besorgen.«
    Sie blieben im Auto sitzen und lehnten sich gegen die Seitenwand. Dee kehrte ihr Gesicht der Sonne zu. »Wie lange ist es her, daß du dich entschlossen hast - in diesem Punkt?«
    »Ich glaube, ich habe mich in diesem Sinn gar nicht entschlossen. Es hat sich ganz einfach in mir entwickelt - ich meine, der Gedanke, mein Leben mit dir zu verbringen. Als es mir bewußt wurde, war es längst zu spät, daran noch was zu ändern.«
    »Komisch.«
    »Wieso?«
    »Bei mir war's genau andersrum.«
    »Wann hast du dich entschlossen?«
    »Als ich dein Auto vor dem Hotel in Livorno sah. Sonderbar, daß du mich so kurze Zeit danach dann fragst.« Sie öffnete die Augen und senkte den Kopf. »Ich bin froh, daß du's getan hast.«
    Eine Minute lang sahen sie einander stumm an. Mike sagte: »Einfach verrückt. Wir sind hergekommen, um eine heiße Spur zu einem Gemälde zu verfolgen, und hier stehen wir nun und glotzen einander wie aus Kuhaugen an.«
    Dee kicherte. »Also gut. Laß uns den alten Mann fragen.«
    Der Alte mit dem Strohhut und dem Spazierstock bewegte sich offenbar mit den langsam wandernden Schatten, denn er saß jetzt nicht mehr auf den Eingangsstufen der Bar, sondern in einem Hauseingang um die Ecke. Aber er wirkte so völlig reglos, daß Dee sich unwillkürlich vorstellte, er sei irgendwie vom einen Platz zum anderen geschwebt, ohne auch nur einen einzigen Muskel zu bewegen. Aus der Nähe zeigte sich allerdings, daß seine Augen seine scheinbare Leblosigkeit Lügen straften: kleine, hin und her huschende Augen von eigentümlicher grüner Tönung.
    Dee sagte: »Guten Morgen, mein Herr. Können Sie mir sagen, ob es in Poglio eine Familie namens Danielli gibt?«
    Der Alte schüttelte den Kopf, doch war Dee sich nicht sicher, wie er das meinte: daß es eine solche Familie hier nicht gab; oder daß er es einfach nicht wußte. Mike berührte ihren Ellbogen und ging dann rasch um die Ecke in Richtung Bar.
    Dee kauerte neben dem Alten im Türeingang nieder und ließ ein strahlendes Lächeln sehen. »Sie müssen sich doch weit zurückerinnern können«, sagte sie.
    Er wurde ein wenig zugänglicher und nickte.
    »Waren Sie schon 1920 hier?«
    Er lachte kurz auf. »Schon davor - lange davor.«
    Mike kam zurückgeeilt, er hielt ein Glas in der Hand. »Der Barmann sagt, er trinkt Absinth«, erklärte er auf englisch. Er reichte das Glas dem Alten, der es nahm und auf einen Zug leerte.
    Auch Dee sprach jetzt englisch. »Ich finde es

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