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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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tiefe Stimme und sprach mit nordamerikanischem Akzent.
    »Natürlich.« Lipsey zog seine Brieftasche hervor, suchte darin. »Ach, es muß wohl im Auto sein.« Er bezahlte sein Bier und sagte dann: »Ich darf Sie beide doch zu einem Drink einladen?«
    »Danke«, sagte Miß Sleign. »Campari, für uns beide.«
    Lipsey wartete, bis der Barmann die Drinks gebracht und auf den Tisch gestellt hatte. Dann sagte er: »Ist irgendwie sonderbar, hier draußen in der Wildnis englische Touristen zu treffen. Sind Sie aus London?«
    »Wir leben in Paris«, sagte das Mädchen, das mitteilsamer schien als der Mann.
    Ihr Begleiter sagte: »Ist wirklich sonderbar. Was führt Sie hierher?«
    Lipsey lächelte. »Ich bin so eine Art Einzelgänger«, sagte er in einem beinahe schuldbewußten Ton. »Wenn ich Urlaub mache, dann weiche ich gern von ausgefahrenen Bahnen ab. Ich setze mich einfach ins Auto und folge meiner Nase, bis ich irgendwo Lust bekomme zu halten.«
    »Wo ist denn Ihr Hotel?«
    »In Rimini. Und was ist mit Ihnen - streifen Sie auch so gern herum?«
    Das Mädchen wollte etwas sagen, aber der Mann kam ihr zuvor. »Wir befinden uns auf einer Art Schatzsuche«, sagte er.
    Lipsey dankte seinen Sternen für die Naivität dieses Menschen. »Wie faszinierend«, sagte er. »Und was für einen Schatz glauben Sie finden zu können?«
    »Ein wertvolles Gemälde, hoffen wir.«
    »Ist es hier, in Poglio?«
    »Beinahe. Knapp zehn Kilometer weiter, jene Straße entlang«, er deutete in südlicher Richtung, »befindet sich ein Chateau. Wir glauben, daß es dort ist. Nach einer kleinen Pause werden wir uns dorthin aufmachen.«
    Lipsey lächelte ein wenig herablassend. »Nun, so etwas macht einen Urlaub jedenfalls aufregend - ein bißchen ungewöhnlich -, selbst wenn die Suche erfolglos bleiben sollte.«
    »Da ist was Wahres dran.«
    Lipsey leerte sein Bierglas. »Was mich betrifft, so habe ich von Poglio genug gesehen. Ich fahre weiter.«
    »Ich würde Ihnen gern ein Bier spendieren.«
    »Nein, danke. Ich bin ja mit dem Auto hier und habe noch einen langen, heißen Tag vor mir.« Er stand auf. »War mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen. Goodbye.«
    Im Fiat war es schauderhaft heiß, und Lipsey bedauerte es, den Wagen nicht im Schatten geparkt zu haben. Er kurbelte das Fenster nach unten und fuhr los; ließ sich vom Fahrtwind kühlen. Er war zufrieden: Das Paar hatte ihm nicht nur einen Anhaltspunkt gegeben, sondern auch noch die Chance, einen Vorsprung zu gewinnen. Zum erstenmal seit Beginn der Arbeit an dem Fall hatte er das Gefühl, die Sache im Griff zu haben.
    Er nahm die südliche Straße, in deren Richtung der Amerikaner gedeutet hatte. Bald war er in eine Staubwolke gehüllt. Er schloß das Fenster und stellte die Klimaanlage auf volle Stärke. Als es im Wagen wieder kühl war, hielt er, um seine Karten zu studieren.
    Eine dieser Karten, in sehr großem Maßstab, verriet ihm, daß es weiter südwärts tatsächlich ein Chateau gab. Allerdings schien es nicht nur zehn Kilometer, sondern gut doppelt so weit entfernt zu sein. Trotzdem war es durchaus vorstellbar, daß es postalisch zu Poglio gehörte. Es lag ein wenig abseits der Hauptstraße - falls man diese überhaupt so nennen konnte.
    Er brauchte für die Fahrt eine halbe Stunde, wegen des schlechten Zustandes der Straßen sowie der fehlenden Wegweiser; aber als er das Gebäude dann sah, war er sich seiner Sache sicher. Es handelte sich um ein großes Haus, das offenbar aus der gleichen Zeit stammte wie die Kirche in Poglio. Es besaß drei Etagen, und an den Flanken der Fassade gab es Türme wie im Märchen. An manchen Stellen sah man bröckliges Mauerwerk, und die Fenster wirkten ungeputzt. Ganz in der Nähe war ein ehemaliger Stall in eine Garage umgebaut worden, und durch das offene Tor erblickte Lipsey einen Rasenmäher mit Benzinmotor und einen uralten Citroen-Kombi.
    Er hielt vor der Einfahrt zum Grundstück, stieg aus und ging zu Fuß zum Haus. Auf dem Weg wucherte Unkraut, und je näher er kam, desto verfallener sah das Gebäude aus.
    Während er die Fassade betrachtete, schwang eine Tür auf, und eine ältliche Frau kam auf ihn zu.
    »Guten Morgen«, sagte sie auf italienisch.
    Ihr graues Haar wirkte gepflegt, sie war elegant gekleidet, und ihr Gesicht zeigte Spuren einstiger Schönheit. Lipsey machte eine leichte Verbeugung.
    »Ich bitte um Nachsicht für mein Eindringen«, sagte er.
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen.« Sie sprach jetzt englisch. »Wie kann ich

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