Der Modigliani Skandal
zugelegt. Ich glaube, du hast eine sehr gute Wahl getroffen.«
Sie lachte. »Wie, meinst du, sollte ich vorgehen, um's auf den Markt zu bringen?«
»Da bin ich mir nicht sicher. Ich hab' zwar schon ein paar Ideen, aber noch nichts Endgültiges. Laß uns erst mal das Gemälde finden.«
Sie betraten die Kirche und schauten sich um. Dee schlüpfte aus ihren Sandalen und genoß unter ihren erhitzten Füßen die Kühle des Steinfußbodens. Am anderen Ende des Kirchenschiffs vollzog ein einzelner Priester irgendeine Zeremonie. Dee und Mike warteten schweigend, bis er damit fertig war.
Schließlich näherte er sich ihnen, ein Willkommenslächeln auf seinem breiten Bauerngesicht.
Dee murmelte: »Ich frage mich, ob Sie uns vielleicht helfen können, Hochwürden.«
Als er vor ihnen stand, sahen sie, daß er keineswegs so jung war, wie ihn sein bubenhaft-kurzer Haarschnitt von fern hatte aussehen lassen. »Hoffentlich«, sagte er. Er sprach mit normaler Lautstärke, doch in der leeren Kirche dröhnte seine Stimme. »Vermutlich geht es um weltliche Dinge, obschon mir das Gegenteil lieber wäre. Habe ich recht?«
Dee nickte.
»Dann lassen Sie uns nach draußen gehen.« Er nahm Dee und Mike bei den Ellbogen und schob sie sacht zur Tür. Draußen blickte er zum Himmel empor. »Dem Herrn sei gedankt für den wunderschönen Sonnenschein«, sagte er. »Allerdings würde ich mich mit meinem Teint wie dem Ihren vorsehen, meine Liebe. Was kann ich für Sie tun?«
»Wir versuchen der Spur eines Mannes zu folgen«, begann Dee. »Sein Name war Danielli. Er war ein Rabbi, aus Livorno, und wir glauben, daß er um 1920 nach Poglio gezogen ist. Er war krank und nicht mehr jung, und so ist er wohl bald darauf gestorben.«
Der Priester dachte kurz nach und schüttelte den Kopf. »Ich habe den Namen noch nie gehört. Auf jeden Fall war das vor meiner Zeit - ich war 1920 noch nicht geboren. Und wenn er Jude war, dürfte er kaum ein kirchliches Begräbnis erhalten haben, so daß wir auch keinerlei Urkunden besitzen.«
»Sie haben auch nie jemanden von ihm sprechen hören?«
»Nein. Und mit Sicherheit gibt es in Poglio keine Danielli-Familie. Allerdings gibt es im Dorf andere mit weiter zurückreichenden Erinnerungen. Und in einem solch kleinen Ort kann sich auch niemand vor anderen verbergen.« Er musterte beide, schien einen Augenblick zu zögern, fragte dann: »Wer hat Ihnen gesagt, er sei hierhergekommen?«
»Ein anderer Rabbi - in Livorno.« Plötzlich begriff Dee, daß den Priester brennende Neugier erfüllte: Er wollte unbedingt wissen, warum sie an dem Mann interessiert waren.
Er zögerte wieder, fragte dann: »Sind Sie mit ihm verwandt?«
»Nein.« Dee sah zu Mike, der sofort nickte. »An sich versuchen wir ein Bild aufzuspüren, von dem wir glauben, das es sich in seinem Besitz befand.«
»Ach so.« Der Priester war zufrieden. »Nun, Poglio ist kaum der Ort, wo man damit rechnen kann, ein Meisterwerk zu finden; doch wünsche ich Ihnen Glück.« Er schüttelte ihnen die Hände, ging dann in seine Kirche zurück.
Das Paar schlenderte wieder in Richtung Dorf. »Ein netter Mann«, sagte Dee träge.
»Und eine nette Kirche, Dee, werden wir in einer Kirche heiraten?«
Sie blieb abrupt stehen und sah ihn an. »Heiraten?«
»Willst du mich denn nicht heiraten?«
»Du hast mich eben erst aufgefordert - aber ich glaube, du hast eine sehr gute Wahl getroffen.«
Er lachte und zuckte verlegen die Achseln. »Ist mir halt irgendwie rausgerutscht«, sagte er.
Dee küßte ihn zärtlich. »Das hatte so einen gewissen jungenhaften Charme«, sagte sie.
»Nun, da ich dich schon mal gefragt habe …«
»Mike, wenn irgendeiner in Frage kommt, bist du's. Aber ich weiß noch nicht, ob ich überhaupt heiraten möchte.«
»Das hat so einen gewissen mädchenhaften Charme«, sagte er. »Eins beide.«
Sie nahm seine Hand, und sie gingen weiter. »Wie wär's mit etwas weniger hochgespannten Zielen?«
»Zum Beispiel?«
»Du könntest mich doch fragen, ob ich bereit wäre, mit dir ein paar Jahre lang zusammenzuleben, um zu sehen, wie's läuft.«
»Damit du deine Lust an mir stillen kannst, um mich dann praktisch mittellos sitzenzulassen.«
»Ja.«
Diesmal war er es, der stehenblieb. »Dee, wir machen immer über alles unsere Witze. Damit unser emotionales Verhältnis auch ja schön auf Sparflamme bleibt. Aus eben diesem Grund reden wir über eine gemeinsame Zukunft zu einem verrückten Zeitpunkt wie diesem. Aber ich liebe dich, und ich
Weitere Kostenlose Bücher