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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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aus würde er nicht mit der Information herausrücken.
    Die nächste Frage überraschte ihn.
    »Gibt es hier eine Familie namens Modigliani?«
    Der Priester hob die Augenbrauen. Rasch fügte der Fremde hinzu: »Die Frage scheint Sie zu schockieren, wieso?«
    »Junger Mann, glauben Sie im Ernst, daß es hier in Poglio einen Modigliani gibt? Ich bin wahrhaftig kein Experte in solchen Dingen, und doch weiß ich, daß Modigliani der größte italienische Maler dieses Jahrhunderts war. Es ist doch wohl höchst unwahrscheinlich, daß es irgendwo auf der Welt ein bisher unbekanntes Bild von ihm gibt - am allerwenigsten in Poglio.«
    »Und es gibt hier keine Familie Modigliani?« beharrte der Mann.
    »Nein.«
    Der Mann seufzte. Einen Augenblick blieb er noch sitzen und starrte mit gefurchter Stirn auf seine Schuhspitzen. Dann erhob er sich.
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe«, sagte er.
    Der Priester führte ihn zur Tür. »Tut mir leid, daß ich Ihnen nicht die Antworten geben konnte, die Sie hören wollten«, sagte er. »Der Herr segne Sie.«
    Als sich die Tür hinter ihm schloß, stand Julian sekundenlang still vor dem Pfarrhaus, die Augen gegen die grelle Sonne verkniffen und tief die frische Luft einatmend. Allmächtiger, was für ein Mief in dem Haus! Der alte Kerl hatte wahrscheinlich niemals gelernt, für sich selbst zu sorgen. Hieß es nicht, daß sich italienische Männer von ihren Müttern oder Frauen von vorne und hinten bedienen ließen?
    Wirklich erstaunlich, daß sich in Italien genügend Männer bereit fanden, Priester zu werden - aus eben diesem Grund; und wegen des Zölibats ... Er grinste unwillkürlich, weil ihn dieser Gedanke an das kürzliche abrupte Ende seines eigenen Zölibats erinnerte. Noch immer empfand er jenes Hochgefühl, das ihn erfüllt hatte bei der Entdeckung, daß er sich nach wie vor im Vollbesitz seiner Potenz befand. Ihm war der Beweis gelungen, daß es nur an Sarah gelegen hatte. Nun denn! Das hatte geklappt, mit dem Verkauf des Mercedes war alles glattgegangen, und wenn er jetzt noch den Modigliani - nun, so nach und nach lief er wieder zu alter Form auf.
    Aber noch hatte er das Bild nicht. Dieses Tüpfelchen auf dem i, eine Art Geniestreich gleichsam, war unbedingt notwendig als krönender Abschluß seiner, wenn man so wollte, persönlichen Renaissance. Die Postkarte eines Mädchens, das mit D. unterzeichnet hatte, bildete für seine Hoffnungen ein höchst wackliges Fundament, das war ihm bewußt; andererseits waren schon die großartigsten Funde gemacht worden, indem irgend jemand selbst äußerst dubiose Anhaltspunkte aufgegriffen hatte.
    Während des Gesprächs mit dem Priester war Julians Zuversicht, den Modigliani ohne große Mühe aufzuspüren, ein gehöriges Stück geschrumpft. Falls sich das Bild hier in Poglio befand, würde es schwer zu finden sein. Ein Trost blieb ihm allerdings: Es sah ganz so aus, als ob er hier als erster eingetroffen war. Denn wäre in einem kleinen Ort wie diesem ein Gemälde gekauft worden, so hätte innerhalb weniger Stunden jeder Einwohner davon gewußt.
    Er stand neben dem kleinen Fiat, den er gemietet hatte, und grübelte über seine nächsten Schritte nach. Er war aus südlicher Richtung gekommen, so daß die Kirche zu den ersten Gebäuden gehörte, auf die er hier stieß. Er konnte jetzt ja nach anderen öffentlichen Gebäuden suchen, dem Rathaus etwa oder einer Polizeiwache. Ein Museum gebe es nicht, hatte der Priester ja gesagt.
    Er entschloß sich zu einer schnellen Orientierungsfahrt und hüpfte geradezu in seinen kleinen Fiat. Als er den Motor anließ, gab dieser eine Art blechernes Brummen von sich. In langsamem Tempo fuhr Julian in das Dorf. In weniger als fünf Minuten hatte er jedes Gebäude gesehen. Und jedes wirkte gleichermaßen trostlos. Das blaue Mercedes-Coupe, das vor der Bar geparkt war, mußte irgendeinem reichen Mann gehören - ganz gewiß niemandem aus dem Dorf.
    Er fuhr zu seinem ersten Parkplatz zurück und stieg aus. Es blieb ihm nichts anderes übrig: Er würde an Haustüren klopfen müssen. Aber selbst wenn er jedes einzelne Haus abklapperte, würde er nicht den ganzen Nachmittag dafür brauchen.
    Er sah sich die kleinen, weißgetünchten Häuser genauer an: Manche von ihnen standen ein Stück abseits hinter Küchengärten, andere hingegen Schulter an Schulter am Straßenrand. Wo, überlegte er, fange ich am besten an? Da die Suche nach einem Modigliani in allen gleichermaßen erfolglos zu werden versprach, wählte er das

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