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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Mercedes zum Leben. Julian machte auf den Hacken kehrt und ging mit raschen Schritten zu der Stelle, wo sein Fiat geparkt war. Während er den Zündschlüssel drehte, fuhr das andere Auto bereits an ihm vorbei. Es gelang ihm, rasch und geschickt zu wenden.
    Ein reiches englisches Mädchen in einem britischen Auto in Poglio: Das mußte das Mädchen sein, das die Postkarte geschrieben hatte.
    Auf gar keinen Fall durfte Julian sich diese Chance entgehen lassen.
    Er jagte hinter dem Mercedes her, wobei der winzige Motor seines kleinen Fiat wahre Schreikrämpfe zu bekommen schien. Das blaue Auto bog rechts ab; folgte der Straße, die westwärts aus dem Dorf hinausführte. Julian nahm dieselbe Abzweigung.
    Der Mann am Steuer des Mercedes fuhr schnell; offenbar war er ebenso geschickt wie erfahren im Umgang mit einem so kraftvollen Auto. Mühelos zog der Mercedes davon, und Julian verlor ihn nach einigen Kurven schließlich ganz aus den Augen, obwohl er das Letzte aus seinem Fiat herausholte.
    Plötzlich jedoch schoß er an dem Mercedes vorbei und hatte Glück, daß er das große Auto überhaupt noch bemerkte. Er brachte seinen Klein-Fiat an einer Kreuzung zum Stehen und stieß dann zurück.
    Der Mercedes war von der Straße abgebogen. Das Gebäude, vor dem das Auto stand, sah auf den ersten Blick aus wie ein Bauernhaus. Aber dann entdeckte Julian die Bierreklame im Fenster.
    Das junge Paar war ausgestiegen und trat gerade durch die Tür in die Schenke. Julian manövrierte seinen Fiat neben den Mercedes.
    Auf der anderen Seite des Mercedes stand ein drittes Auto, ein Fiat wie sein eigener, nur daß dieser ein großes, protziges Modell war mit einem Metallic-Anstrich von einer abscheulich grünen Tönung. Julian fragte sich, wem das Ding wohl gehören mochte.
    Er stieg aus und folgte den anderen in die Schenke.

4
    Peter Usher legte den Rasierapparat aus der Hand, tunkte einen Waschlappen ins heiße Wasser und wischte sich die Reste der Rasiercreme vom Gesicht. Aufmerksam betrachtete er sich im Spiegel.
    Er kämmte sich sein langes Haar aus der Stirn und straff nach hinten, so daß es sich oberhalb der Ohren glatt an seinen Kopf schmiegte. Die allzulangen Enden versteckte er im Nacken unter seinem Hemdkragen.
    Ohne Bart und Schnurrbart wirkte sein Gesicht stark verändert. Seine Hakennase, sein spitzes, fliehendes Kinn und das jetzt so glatt anliegende Haar gaben ihm das Aussehen eines irgendwie »windigen« Typs.
    Er legte den Kamm zur Seite und griff nach seinem Jackett. Die Sache würde ihren Zweck erfüllen. War ohnehin nur eine Sicherheitsvorkehrung, so für alle Fälle.
    Er ging vom Badezimmer in die Küche des kleinen Hauses. Dort standen, an die Wand gelehnt, zehn »Leinwände«, in Zeitungspapier gehüllt und verschnürt. Peter ging daran vorbei und trat durch die Küchentür ins Freie.
    Mitchs Lieferwagen stand in unmittelbarer Nähe. Peter öffnete die hinteren Türen und begann dann damit, die Gemälde aufzuladen.
    Es war ein kühler Morgen, doch strahlte die Sonne hell herab, und es versprach, ein warmer Tag zu werden. Manche der getroffenen Vorkehrungen, dachte Peter, während er ein schweres Gemälde über den Gartenweg schleppte, waren ein wenig übertrieben. Allerdings konnte man gar nicht umsichtig genug sein. Fallstricke gab es bei einer solchen Sache wahrhaftig genug; doch hatten sie gemeinsam alles daran gesetzt, etwaigen Gefahren von vornherein aus dem Weg zu gehen. Jeder von ihnen hatte sein Aussehen ein wenig verändert. Im Ernstfall, das hieß im Falle einer sogenannten polizeilichen Gegenüberstellung, würde das nicht genügen - aber dazu würde es ja auch niemals kommen.
    Er lud das letzte Bild in den Lieferwagen, machte die hinteren Türen zu, schloß das Haus ab und fuhr los. Geduldig reihte er sich in den dichten Verkehr ein; die Fahrt in Richtung West End würde mühselig werden.
    Doch alles lief nach Plan. Er folgte der Route zu einem großen College-Campus in Bloomsbury. Ein paar Tage zuvor hatten Mitch und er selbst die genaue Stelle ausgesucht. Das College-Gelände war etwa zweihundert Meter breit und etwa achthundert Meter lang. Es gab dort viele modernisierte Häuser viktorianischen Ursprungs und natürlich haufenweise Eingänge.
    Peter parkte den Lieferwagen am Rande eines schmalen Fahrwegs, der zu einem der College-Tore führte. Der Pförtner würde annehmen, daß Peter irgend etwas im unmittelbar benachbarten College-Gebäude abzuliefern hatte - doch befand er sich mit seinem

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