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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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geduldig zu warten, bis der Kaffee etwas abkühlte.
    Er fragte Anne: »Was ist das?«
    Sie blickte von dem Blatt Papier auf, auf dem sie schrieb. »Unsere Liste. Name des Bildes, des Künstlers, der Galerie oder des Händlers, für die es gedacht ist, ihre Telefonnummer: die Namen des jeweiligen Leiters und seines Assistenten.« Sie schrieb weiter, blätterte dann in dem Telefonbuch auf ihrem Schoß.
    »Tüchtig!« Mitch nahm einen Schluck Kaffee, verbrannte sich den Mund. Eine Zigarette zwischen den Lippen, begann er, die Bilder auszupacken.
    Er warf das nunmehr überflüssige Zeitungspapier und die Schnur in eine Ecke. Sie verfügten über zwei flache, kofferartige Lederhüllen, eine große und eine kleine, in denen sie die Gemälde zu den Galerien bringen konnten. Mehr - etwa gar zehn - hatte Mitch nicht kaufen wollen, um keinesfalls Aufsehen zu erregen.
    Als er mit dem Auspacken fertig war, setzte er sich zusammen mit Anne an den großen Tisch in der Mitte des Zimmers. Auf der Tischplatte standen zwei Telefone - sie hatten das Personal um einen zusätzlichen Apparat gebeten. Anna legte ihre Liste so auf den Tisch, daß auch Mitch Namen und Nummern lesen konnte, und sie begannen zu telefonieren.
    Anne wählte eine Nummer und wartete. Eine Frauenstimme sagte: »Claypole and Company, guten Morgen« - alles in einem Atemzug.
    »Guten Morgen«, sagte Anne. »Mr. Claypole, bitte.« Ihr französischer Akzent war verschwunden.
    »Einen Augenblick.« Ein Surren, ein Klicken, dann eine zweite weibliche Stimme.
    »Büro Mr. Claypole.«
    »Guten Morgen. Mr. Claypole, bitte«, wiederholte Anne.
    »Er ist leider gerade in einer Besprechung. Wer möchte denn mit ihm verbunden werden?«
    »Ich habe Monsieur Renalle von der Agence Arts Nancy. Vielleicht ist Mr. de Lincourt verfügbar?«
    »Wenn Sie bitte warten wollen. Ich will mal sehen.«
    Eine Pause trat ein, dann erklang vom anderen Ende her eine männliche Stimme. »De Lincourt am Apparat.«
    »Guten Morgen, Mr. de Lincourt. Ich habe Monsieur Renalle von der Agence Arts Nancy für Sie.« Anne nickte Mitch zu. Sie legte den Hörer ihres Apparates auf, Mitch hob im selben Moment ab.
    »Mr. de Lincourt?«
    »Guten Morgen, Monsieur Renalle.«
    »Guten Morgen meinerseits. Es tut mir leid, daß ich Ihnen nicht im voraus schreiben konnte, Mr. de Lincourt, aber meine Firma betreut den Nachlaß eines Sammlers, und die Sache hat eine gewisse Dringlichkeit.« Mitch gab sich große Mühe, mit ähnlichem Geschick wie Anne einen französischen Akzent zu imitieren.
    »Was kann ich tun, um Ihnen zu helfen?« fragte der Händler höflich.
    »Ich habe ein Bild, das Sie interessieren müßte. Es handelt sich um einen ziemlich frühen Van Gogh mit dem Titel: Der Totengräber, 75 mal 96 Zentimeter.«
    »Ausgezeichnet. Wann können wir es uns ansehen?«
    »Ich bin jetzt in London, im Hilton. Vielleicht könnte meine Assistentin Sie heute nachmittag oder morgen vormittag aufsuchen?«
    »Heute nachmittag. Sagen wir - zwei Uhr dreißig?«
    »Bien - sehr gut. Ihre Adresse habe ich.«
    »Und haben Sie hinsichtlich des Preises eine bestimmte Vorstellung, Monsieur Renalle?«
    »Unsere diesbezügliche Vorstellung bewegt sich in einer Größenordnung von ungefähr neunzigtausend Pfund.«
    »Nun, darüber können wir ja dann später sprechen.«
    »Gewiß. Meine Assistentin ist zum Abschluß eines Vertrages bevollmächtigt.«
    »Dann freue ich mich schon jetzt auf zwei Uhr dreißig.«
    »Goodbye, Mr. de Lincourt.«
    Mitch legte auf und seufzte schwer.
    Anne sagte: »Mein Gott, du schwitzt ja.«
    Er wischte sich mit dem Hemdsärmel über die Stirn. »Ich hatte das Gefühl, es würde überhaupt kein Ende nehmen. Dieser verfluchte Akzent - ich hätte mehr üben sollen.«
    »Du warst großartig. Ich würde gern wissen, was dieser schleimige Mr. de Lincourt in diesem Moment denkt.«
    Mitch steckte sich eine Zigarette an. »Das kann ich dir sagen. Er ist hochentzückt, es mit einem provinziellen französischen Agenten zu tun zu haben, der nicht im entferntesten weiß, was ein Van Gogh wirklich wert ist.«
    »Den Trick mit dem Nachlaß eines verstorbenen Sammlers finde ich großartig. Das macht es plausibel, daß ein kleiner Händler aus Nancy mit dem Verkauf betraut ist.«
    »Und er wird es verdammt eilig haben, den Handel abzuschließen, bevor einer seiner Konkurrenten von dem französischen Gimpel hört und ihm zuvorzukommen versucht.« Mitch lächelte bissig. »Okay, nehmen wir uns also den nächsten auf der

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