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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
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Blick habe ich darauf je geworfen. Aber dieses hatten Sie ja augenkundig fortgeschleudert, und so ...“
    Sie wagte kaum, ihn anzusehen. Lewis hingegen fühlte sich mit einem Male glänzend! Nicht allein, dass sich seine Befürchtungen gegenüber Eleonores „Geständnis“ als überzogen, gleichsam sogar als widersinnig, als plötzlich vollkommen abwegig erwiesen hatten, nein, auch war der Verbleib des so unerklärlich verschwundenen Manuskriptes aufgeklärt, der ihm doch so einiges an Kopfzerbrechen verursacht hatte.
    „Aber das ist doch nicht tragisch“, brach es förmlich aus ihm heraus. „Gut, dass Sie es gefunden und ... aufbewahrt haben. Sie konnten es mir bisher ja schwerlich zurückgeben, da ich stets hier oder da oder dort in irgendwelchen Fährnissen weilte ...“ Er versuchte sich an einem aufmunternden Lachen, bis ihm mit einem Male wieder in den Sinn kam, dass es sich bei dem Manuskript nicht um irgendein beliebiges beschriebenes Papier handelte, sondern die tintige Ausgeburt seines entsetzlichen Tagtraumes.
    Er sah Eleonore an, die ihn noch immer nicht direkt anzuschauen vermochte, und sprach hastig: „Sie haben es doch nicht etwa gelesen ...“ Und im gleichen Moment schalt er sich einen Narren. Wie sollte das möglich sein? Er hatte im Wahn auf Englisch geschrieben, und dass Eleonore seiner Sprache nicht mächtig war, wusste er.
    Dennoch streckte er nun die etwas zitternde Hand danach aus, ergriff das Manuskript und nahm es an sich, als sei es sicherer, es von Eleonore Böttiger zu entfernen.
    Er lachte wieder schwach. „Aber nein, natürlich haben Sie das nicht. Meine Handschrift, das Englische und überhaupt ... ich kann Ihnen sagen, dass es absolut nichtig ist, was dort geschrieben steht, und ...“
    „Doch“, sagte Eleonore leise, die noch immer mir gesenkten Lidern an ihm vorbeiblickte.
    Lewis knisterte mit dem Papier, als seine Finger unwillkürlich zuckten. „Was?“
    „Ich habe es gelesen“, hauchte Eleonore, „und es war ...“ – nun sah sie Lewis direkt an, und in ihren Augen leuchtete die Begeisterung – „... schrecklich!“
    Lewis ließ das Manuskript fallen, und die Blätter raschelten wie übergroßes und falschfarbenes Herbstlaub auf die Schneelandschaft seiner Bettlaken.
    „Aber wie ...“ – er hatte in seiner ersten Verblüffung über Eleonores Offenbarung den zweiten Teil ihrer Aussage gar nicht wahrgenommen – „... wie konnten Sie ...?“
    „Ich hatte die Seiten gefunden“, begann sie, und mit jedem Wort schien ein wenig Scheu von ihr abzufallen, „und ich erkannte, dass es sich um englische Worte handelte, und da ich davon ausging, dass es sich um Sätze handelte, die Sie verworfen hatten, dachte ich bei mir, dass ich sie, ohne Ihnen einen Schaden zu tun, auch behalten könnte. Aber ich wollte doch zu gern wissen, was da stand, und so habe ich alles zu Herrn Wieland getragen, mit der Bitte, es mir einzudeutschen. Das hat er getan.“
    Sie griff in ihre andere Schürzentasche und holte weitere Blätter hervor, die sie sorgsam entfaltete und Lewis gab. Es war seltsam für Lewis, seine eigenen Worte in einer anderen Sprache zu lesen, aber er musste eingestehen, dass sie auch in der Übertragung nichts von ihrer entsetzlichen Kraft eingebüßt hatten.
    Dann schluckte er heftig. „Aber was sagte Herr Wieland? Sie haben ihm doch nicht etwa gesagt, dass dies aus meiner Feder stammt?“
    Eleonore lachte. „Das hat er ganz allein ergründet.“
    Lewis seufzte. „Das war ja auch nicht schwierig.“ Dann riss er die Augen auf.
    „Aber, liebe Frau Böttiger, was sagten Sie da eben über dieses widerliche Werk?“
    „Dass ich es entzückend schrecklich fand!“ Wieder glänzten ihre Augen fast fiebrig. „Es ist ganz anders als die Schauerromane, die ich bisher las. Der Grosse, der Spieß, der Flammenberg, sie alle sind nur leerer Rauch gegenüber diesem hellen Feuer! Sie müssen es vollenden, müssen mehr schreiben! Ich bin überzeugt, Sie haben hier Ihre Bestimmung gefunden!“
    Lewis ’ Blick wanderte langsam über seine Hand, die noch immer die Übersetzung seines Manuskriptes hielt und nun von den schlanken Fingern Eleonores umspannt war. Sie hatte sich in ihrer begeisterten Rede vorgebeugt und seine Faust ergriffen. Jetzt folgte sie seinem Blick, erkannte, was sie getan hatte, und zog die Hand rasch zurück, legte die Finger der anderen verlegen auf den Mund. Sie errötete und Lewis gleich mit.
    Doch ehe einer der beiden etwas sagen konnte, flog die Tür

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