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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
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überkam ihn die Verblüffung, dass Böttiger so unvermittelt und der Situation unangemessen mit seinem Schulungsvortrag fortfuhr.
    Der Gymnasialdirektor deutete dies anders: „Oh, keine Bange, Sie werden nicht mit Finanziersgeplauder gelangweilt werden. Bertuch ist neben seinem Beruf als Unternehmer auch Schriftsteller, Übersetzer, ja Verleger! Möglicherweise genau der richtige Mann, um ihn in einer kleinen Unterhaltung auf Ihre eigenen Avancen hinzuweisen ...“
    Lewis konnte nichts entgegnen, zu absonderlich erschien ihm die Szene, in der er sich mit seiner galanten Kleidung mühte, die verrinnende Zeit wie ein unerbittlicher Verfolger auf seinen Fersen, der ihn hetzte und hetzte, während Böttiger wieder in aller Seelenruhe in Hemdsärmeln am Schreibtisch saß und über illustre Weimarer Bürger plauderte.
    „Eine Idee, wie gesagt“, fuhr Böttiger fort. „Denn natürlich ist an dem Mann nicht alles ganz zum besten gestellt. Er ist ein akademischer Zwitter, womit ich sagen will, dass er zunächst Theologie, dann aber Jura studiert und somit auf beiden Gebieten nicht allzu viel geleistet hat. Dafür ist er ein umso eifriger Kassenverwalter: Nicht von ungefähr lässt er sich in alle seine Röcke und Mäntel gleich vier Taschen machen.“
    Das Lachen, das hierauf folgte, bezog Lewis zunächst auf sich, da er nur mit halbem Ohr zugehört hatte und etwas unkonzentriert den Bund seiner Kniehosen schnürte. Er blickte hastig auf und verlor beinahe das Gleichgewicht.
    „Vorsicht, Master Lewis“, mahnte Böttiger, noch immer in sich hinein lachend. „Seien Sie nicht tollpatschig, das mag sich leicht rächen. Gerade fällt mir ein, da ich Bertuch erwähnte, dass Sie hier in eine recht scherzfreudige Runde eintreten werden. Gerade Goethe hat sich in der vergangenen Zeit als Bertuchs Plagegeist erwiesen. In dessen Hochzeitsnacht trieb er es mit dem Schabernack so weit, dass Bertuchs Frau dem Geheimen Rat auf mehrere Jahre nicht begegnen konnte, ohne blass oder rot zu werden! Damals hatte nämlich …“
    In diesem Moment polterte es auf der Stiege, und einen Augenblick später erschien Eleonore Böttiger an der Tür. Sie atmete rasch. „Draußen ist der Wagen vorgefahren. Der Kutscher bittet Herrn Lewis einzusteigen.“ Dann blickte sie den jungen Engländer an und legte den Kopf schief.
    Lewis fühlte sich unangenehm gemustert, zumal er einen seiner Schuhe in der Hand hielt und ansonsten auf Strümpfen dastand.
    Eleonore Böttiger lächelte. „Sie sehen sehr stattlich aus. Der Rock steht Ihnen gut.“
    Lewis spürte, wie etwas Wärme seine Wangen heraufkroch, und er ließ die Hand mit dem Schuh auf halber Höhe innehalten.
    Böttiger stand auf und trat zu Eleonore. „Ja, durchaus, er kann sich sehen lassen, und wenn er sich so beredt gibt wie bei uns, so wird er in Tiefurt durchaus brillieren.“ Unüberhörbar schwang in diesem Satz mit, dass Böttiger einen gehörigen Teil des Erfolges, mit dem Lewis bei Hofe ankommen würde, für sich beanspruchte. Dann blickte er auf den immer noch unbeschuhten Engländer und fuchtelte wieder mit den Händen. „Nun, die Kutsche wartet!“ Dann wandte er sich ab und ging die Treppe hinunter, um vor der Tür um einen Augenblick Geduld zu bitten.
    Eleonore Böttiger sah Lewis noch einmal an und ging ebenfalls zur Treppe. Lewis hatte sich nach Böttigers Ausruf gebückt, um in die Schuhe zu schlüpfen, und so war ihm der letzte Blick Eleonores entgangen. Was seiner Gesichtsfarbe zugute kam. Rasch griff er nach dem Hut, dem modischen runden, nicht dem Dreispitz, setzte ihn auf und nahm ihn dann wieder in die Hand. Als er sein Zimmer verließ, nur halb so bedächtig, wie er sich noch am Morgen den Aufbruch vorgestellt hatte, kam ihm Böttiger auf halbem Wege auf der Treppe entgegen.
    „O je, o je!“, klagte der, und Lewis befürchtete etwas Tragisches, als Böttiger auch schon hektisch auf die Eingangstür deutete. „Sie fahren nicht allein nach Tiefurt – wie hätte ich das auch annehmen können –, in der Kutsche sitzt schon ein Fahrgast!“
    Noch ehe Lewis auch nur den Hauch einer Frage hätte stellen können, sprach Böttiger schon weiter: „Es ist Wieland, er sitzt da und wartet!“ Lewis wollte sich gerade fragen, was an dieser Tatsache denn so schlimm sei, als Böttiger atemlos hauchte: „Ich konnte Sie gar nicht recht auf ihn vorbereiten!“
    Nun lachte Lewis. „Lieber Herr Böttiger! Dann werde ich mich wohl ungerüstet in die Schlacht des gepflegten Dialoges

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