Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
Vom Netzwerk:
– und als letztes: Mein Bruder lebt seit über zehn Jahren in London und weiß mir stets einiges über Ihre englischen Landsleute zu berichten.“ Sie zwinkerte durch und durch undamenhaft. Als sie Lewis’ wie vom Donner gerührtes Antlitz sah, machte sie eine elegante, beschwichtigende Geste und schlug einen Konversationston an.
    „Sie haben vielleicht von Johann Samuel Schröter gehört, dem Komponisten?“
    „Nein, bedaure.“ Lewis begann, sich etwas warm zu fühlen. Möglicherweise waren es nur die Kerzen im Raum, die mittlerweile alle entzündet waren und nicht nur Licht, sondern auch Hitze verbreiteten.
    „Dann wäre es Ihnen anzuraten, nach Ihrer Rückkehr in die Heimat auch die dortigen Schauspielhäuser regelmäßig zu besuchen.“
    „Ich verspreche es Ihnen, und gern versuche ich, Ihrem Herrn Bruder Grüße von Ihnen zu überbringen.“ Lewis spürte, dass er dringend aus seiner defensiven Gesprächsposition ausbrechen musste.
    „Wie aufmerksam.“ Die Schröter lächelte so herablassend, wie er es höchstens Wieland zugetraut hätte. Dann deutete sie einen Knicks an. Lewis wusste nicht, wie ihm geschah. Er wollte gerade eine Frage stellen, als Goethe herantrat.
    Dem Anschein nach hatte er die Szene aus der Entfernung beobachtet. Seine Brauen trafen sich nahezu über der Nase, sein grimmer Ausdruck erschreckte Lewis.
    „Crone“, zischte er und gebrauchte damit offensichtlich einen Kosenamen, der dem Tonfall nach zu urteilen aus längst vergangenen Tagen stammte. „Lass den jungen Lewis in Frieden. Spiel nicht mit ihm. Deine Saison ist vorüber, das müsstest du wissen.“
    Corona Schröter warf den Kopf herum. Sie hielt Goethes Blick stand, wenn Lewis auch ein Zucken in einem Augenwinkel zu bemerken glaubte. Auch sie sprach nur gedämpft, wenn auch nicht weniger scharf. Lewis hatte zuvor offenkundig nur einen kleinen Bruchteil dessen erlebt, wozu die Primadonna stimmlich fähig war.
    „Der Herr Geheimrat Goethe hat den jungen Lewis vor kürzester Zeit noch zurechtgewiesen, als er eine gewisse Aufführung unterbrach. Wozu also der Sinneswandel?“
    Goethes Augen wurden schmal. „Weil man ein letztes Engagement mit dem nötigen Respekt verstreichen lassen sollte ...“
    Corona Schröter wurde eine Nuance blasser, dann flog eine Wolke Zornesrot über ihre Wangen. Lewis bemerkte mit Beklommenheit, dass er allzu dicht zwischen den beiden stand. Er spürte fast körperlich den Fluss von Energie, der von einer Person zur anderen überging, und zweifelte nicht daran, dass dieser zu früherer Zeit ganz andere Gefühlsregungen ausgelöst haben mochte. Goethe und Corona Schröter sahen einander noch einige Augenblicke an, dann reckte die Primadonna das Kinn.
    „Gefangen zwischen Scylla und Charybdis. Ein heldenhaftes Dilemma, Herr Geheimrat. Möglicherweise gibt es eine göttliche Rettung, wie auf dem Theater. Guten Abend.“ Damit wirbelte sie herum, kam Lewis anblickend zum Stehen und sagte leise: „Auf bald.“ Dann rauschte sie hinfort, in die Richtung, wo sich Anna Amalia und das Fräulein von Göchhausen aufhielten.
    Lewis versuchte, weder ihr nachzuschauen noch den Blick auf Goethe zu richten. Aus dem Augenwinkel erkannte er, wie dieser mit den Kiefern mahlte, so dass seine Wangen in sachte Bewegung gerieten. Dann warf Goethe den Kopf hoch und zog am Revers seines grünen Rockes. Lewis erschien er wie ein Weidmann, der sich seines Schusses sicher gewesen war, dem aber das Pulver auf der Pfanne abgeblitzt war. Als Goethe sich langsam ihm zuzuwenden begann, wurde Lewis schmerzlich bewusst, dass man Flinten nachladen und auf ein anderes Ziel richten konnte. Er hielt den Atem an.
    „Nun, junger Master Lewis, was diese Sache vorhin angeht ...“
    In diesem Moment klatschte Friedrich Justin Bertuch in die Hände. Ein Dienstbote, der ihm offenkundig etwas mitgeteilt hatte, entfernte sich gerade wieder. Die Anwesenden unterbrachen ihre Gespräche und wandten sich ihm zu. Auch Goethe, der Lewis noch ein „Später“ zuraunte, was diesem ein Aufatmen erlaubte, wenn auch nicht ganz so herzhaft, wie er es sich gewünscht hatte.
    Bertuch hob die Hände wie ein Schausteller, und die bunten Streifen seines Fracks schlugen muntere Wellen.
    „Ich habe die Ehre und die Freude, die Besonderheit des Abends anzukündigen! Dies war eine Anregung unseres guten Johann Bode, der heute aus Gründen seiner Verwaltertätigkeit für die Gräfin Bernstorff nicht hier sein kann.“ Er lächelte schief in die Runde. „Wer

Weitere Kostenlose Bücher