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Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition)

Titel: Der Mönch in Weimar: Ein Schauerroman nach alter Mode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Röder
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unter dem Sitz, die mit Kerzen gefüllt war, während er die Laterne hochhielt. Dann hängte er sie an einen kleinen Haken in der Mitte des Kutschendaches, wo sie, vom Rütteln des Wagens bewegt, unstet hin- und herpendelte.
    „Immer gut, alles zur Hand zu haben ... das dumme Ding war gerade erloschen ... wir wollten nicht, dass Sie im Finsteren erwachen, nach all dem.“ Goethe blickte für einen Augenblick aufrichtig besorgt, dann schaute er überzogen rasch wieder ernst drein. „Sie haben allen einen gehörigen Schrecken eingejagt. Zuerst den Damen, dann allen anderen.“
    Lewis vermied es, die pendelnde Laterne anzusehen. Er griff sich an die Kehle, da ihm der Mund trocken war, und spürte erstaunt, dass sein Kragen und sein Halstuch sowohl gelockert als auch tropfnass waren. Herder reichte ihm ein Tonbecherchen, das er aus einer ebenfalls tönernen Flasche gefüllt hatte. Zwischen seinen Füßen erkannte Lewis eine ähnliche Schublade wie die bei Goethe, nur dass sich in ihr weitere Tonbecher befanden. Dankbar trank er.
    Herder goss ihm nach. „Einige Versuche, Ihnen etwas einzuflößen, sind leider gescheitert, wie Sie gewiss spüren.“
    Lewis schluckte und setzte sich auf. „Was ist vorgefallen?“
    Goethe zuckte die Achseln. „Was weiß ich? Ich bin durch den Park gestreift, um den faulen Zauber aus meinem Kopf zu vertreiben, als im Haus ein Geschrei anhub. Ich bin losgehetzt und platzte ins Gesellschaftszimmer, wie Sie es früher am Tage taten.“
    Lewis sah betreten zu Seite.
    Goethe achtete nicht darauf. „Dort angekommen, sah ich Sie am Boden liegen, die Anwesenden um Sie geschart. Die Damen in heller Aufruhr und der Ohnmacht nah, die Herren in wirrer Tätigkeit verstrickt und dieser welsche Wundertäter mittendrin in großem Erschrecken erstarrt, was mir nicht weniger Pose schien als all sein Tun zuvor.“ Goethe verschränkte die Arme und sah aus dem Fenster, als ginge dort draußen etwas äußerst Interessantes vor sich. Dann wandte er sich an Herder. „Was davor geschah, erzählen besser Sie. Herr Lewis soll es aus erster Hand erfahren, obwohl er der Hauptakteur bei der Sache war.“ Wieder wandte Goethe den Blick nach draußen und verharrte in dieser Position, was Herder als Aufforderung verstand, mit seinem Bericht zu beginnen.
    Zunächst sah er Lewis fragend an. „Was war das Letzte, woran Sie sich erinnern?“
    Lewis rieb sich die Stirn. „Der Mesmerist ließ sein Pendel spielen, ich hörte seine Stimme, und dann wurde es dunkel.“
    „Das war unzweifelhaft der Moment, in dem Sie Ihre Augen schlossen.“
    „Aber ich wollte es nicht. Ich hatte mir fest vorgenommen, mich nicht in den Bann dieses Mannes ziehen zu lassen und sagte dies mit innerer Stimme beständig vor mich hin.“
    „Vielleicht hat das die Hypnose noch unterstützt ...“
    „Mag sein.“ Lewis seufzte. „Mein Geist ist wohl zu schwach, um solcherlei Dingen zu widerstehen.“
    Vom Fenster klang ein schnaubender Laut, und als Lewis und Herder zu Goethe sahen, zog der gerade eilig ein Tuch aus seinem Rock hervor.
    „Es ist nichts“, sagte Goethe beschwichtigend. „Die kühle Nachtluft reizt die Nase.“ Wie zur Bekräftigung fuhrwerkte er mit dem Tuch im Gesicht herum. Im schwankenden Licht glaubte Lewis, ein spöttisches Lächeln hinter dem Stoff zu erkennen, was ihn sehr verletzte.
    Herder sah es und sprach schleunigst weiter. „Was geschah, als es Ihrer Ansicht nach dunkel wurde?“
    Lewis hob den Blick wieder. „Dann wurde es rot.“
    „Offenbar die Auswirkung der Lichter des Pendels durch Ihre Lider.“
    „Aber was dann kam, wird sich nicht so leicht medizinisch erklären lassen, Herr Herder!“ Lewis schien es ungerecht, den Ton derart zu ändern, doch das Gefühl der Kränkung war nun leichtem Zorn gewichen, der sich Luft machen wollte. Allerdings bot sich bei Goethe nicht die Gelegenheit dazu. Lewis rieb sich die Stirn. Er fühlte sich immer noch benommen und nicht Herr seiner Sinne. Von seinen Gefühlen ganz zu schweigen.
    „Verzeihen Sie“, bat er.
    Herder nickte. „Sie sind verständlicherweise durcheinander. Denn das, was sich dann ereignete, war schon für uns Anwesende erschreckend. Wie muss es da erst auf Sie gewirkt haben?“
    Lewis öffnete skeptisch den Mund. Dann schluckte er trocken. „Sie wissen, was vor sich ging? In meinem Kopf, vor meinem geistigen Auge?“
    „Natürlich. Leone, der Mesmerist, hatte Ihnen eingegeben, über alles, was Sie in der Trance sahen, zu berichten.“ Herder

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