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Der Mönch und die Jüdin

Der Mönch und die Jüdin

Titel: Der Mönch und die Jüdin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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seinem Namen zu sprechen – denn ich bin nur ein einfacher Mönch.«
    Im Gegensatz zu denen, die vor ihm gesprochen hatten, füllte Radulfs gewaltige Prophetenstimme den ganzen Platz aus. Es entstand eine wirkungsvolle kleine Pause, worauf die Übersetzung des Benediktiners folgte, weniger gewaltig, aber doch auch über den ganzen Domplatz tragend.
    Radulf fuhr fort: »Gott war es auch, der mich hier zu euch nach Köln geschickt hat, und, wie ich sehe, genau zur rechten Zeit. Kölner, ich sage euch: Der Teufel hat sich in die Mauern eurer Stadt eingeschlichen, und ich bin gekommen, um den Teufel auszutreiben – hier und heute!«
    Er sprach das Wort diabolus mit einer grollenden Betonung aus, so dass es regelrecht über die Köpfe der Zuhörer hinwegrollte. Konrad sah, wie viele sich rasch bekreuzigten und ängstlich miteinander flüsterten.
    Nun nutzte Everwin die kurze Pause nach der Übersetzung ins Deutsche, um das Wort zu ergreifen. »Radulf, wir haben bereits von dir gehört, denn dein Ruf eilt dir weit voraus. Sage mir: Wer hat dir erlaubt, diesen Prozess zu stören?«
    Im Vergleich zu Radulf klangen Everwins Worte wie ein Winseln, zumal die Stimme des Probstes sehr schrill geworden war, was wohl an seiner Angst lag. Konrad konnte sehen, dass Everwins Hände zitterten und ihm der Schweiß auf der Stirn stand. Der Probst spürte wohl die unheilvolle Macht, mit der Radulf die Menge in seinen Bann zog.
    Hannah drängte sich ganz dicht an Konrad heran. »Dieser Radulf ist faszinierend … und schrecklich zugleich«, flüsterte sie aufgeregt. So empfand auch Konrad. Schon in Bonn war es ihm so ergangen. Radulf faszinierte auf eine furchterregende und abstoßende Art und Weise.
    »Der Probst von Steinfeld sitzt wohl auf seinen Ohren!«, donnerte Radulf, und als der Satz übersetzt war, lachte die Menge. »Habe ich nicht laut und deutlich gesagt, wer mich geschickt hat? Eine weitere Rechtfertigung brauche ich nicht.«
    Während Radulfs Worte übersetzt wurden, erteilte Arnold seinem Seneschall eine Anweisung. Der kleine, dickliche Mann sprang auf, trippelte nervös zu Everwin, stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte dem hochgewachsenen Probst etwas ins Ohr. Die Szene war so unfreiwillig komisch, dass Konrad sich trotz der ganzen Anspannung ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. Er sah, wie Anselm fassungslos den Kopf schüttelte. Einen schlimmeren Fehler hätte Arnold nicht machen können. Wieso hatte er nicht Everwin zu sich gerufen? In der Menge machte sich Heiterkeit breit. Der Seneschall des Erzbischofs war der Lächerlichkeit preisgegeben!
    Radulf nutzte die Stimmung geschickt aus. »Ist es nicht rührend, wie die Kölner Geistlichkeit sich um einen geordneten Prozess bemüht?« Da lachten die Zuschauer und klatschten Beifall.
    Everwin hustete und sagte dann mit schriller Stimme: »Der … hm … Erzbischof … weist Euch an, den Prozess nicht zu stören! Er gewährt Euch aber die … hm … Erlaubnis, nach dem Prozess hier von der Tribüne zum Volk zu predigen.«
    Konrad konnte sich nicht vorstellen, dass Radulf darauf eingehen würde. Der Erzbischof schien an diesem Tag keine glückliche Hand zu haben.
    »Ich bin aber nicht gekommen, um nach dem Prozess zu predigen! Ich bin gekommen, damit in diesem Prozess Gottes Wille geschieht! Der Probst Everwin hat vorhin von Milde und Barmherzigkeit gesprochen. Everwin ist gewiss ehrenwert und gottesfürchtig, und auch der Herr Erzbischof ist zweifellos ein treuer Diener Christi. Doch manchmal sind gerade die anständigsten und wohlmeinendsten Diener der Kirche in Gefahr, allzu milde und nachsichtig zu sein.«
    Konrad sah, wie Anselm erregt auf Arnold einredete. Vermutlich wollte er, dass der Bischof ihm erlaubte, mit seinen Männern gegen Radulf vorzugehen, ehe es zu spät war. Doch Arnold schüttelte den Kopf und machte mit der Hand eine ablehnende Geste. Dann zog er ein Tuch aus seinem Gewand und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Gott will, dass ich sein Wort verkünde«, fuhr Radulf fort. »Er sagt zu mir: Hütet euch, den Falschen Milde und Barmherzigkeit zu gewähren! Seid gut zu jenen, die selbst guten Sinnes sind. Was nützt es dir, barmherzig zu einer giftigen Natter zu sein? Sie wird dich trotzdem beißen, wenn sie kann! Schlage ihr den Kopf ab, dann sind du, dein Weib und deine Kinder für alle Zeit vor ihr sicher!«
    Ein zustimmendes Raunen lief durch die Menge. »Recht hat er!« – »Genau! Weg mit der Natter!« Konrad wusste nicht, ob

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