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Der Mönch und die Jüdin

Der Mönch und die Jüdin

Titel: Der Mönch und die Jüdin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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Ochsenkarren, auf dem sie ihre Werkzeuge und Gerätschaften transportierten. Doch Anselm drängte zur Eile. »Ich möchte auf jeden Fall vor Einbruch der Dunkelheit in Bonn sein«, sagte er.
    »Und wenn wir unterwegs auf Egmund und seine Reiter treffen?«, fragte Konrad ängstlich.
    »Dann gilt es, ihnen beherzt entgegenzutreten«, erwiderte Anselm. »Aber sie müssen sich denken können, dass die Besatzung von Burg Rolandseck informiert ist und vielleicht auch von Bonn Ritter ausgeschickt werden. Für Egmund wird diese Gegend jetzt bald sehr ungemütlich werden. Wenn er klug ist, verbirgt er sich im Wald und reitet im Schutz der Dunkelheit rheinaufwärts. Nur so kann er sicher zurück auf Sayner Land gelangen.«
    Aber wie viel Klugheit war von einem jungen Ritter zu erwarten, der auf so brutale und törichte Weise Ruhm suchte? Konrad wünschte sich sehnlich, sie wären bereits in Bonn angekommen. Eine Weile ritten sie schweigend über einen Weg, der linker Hand von einem dichten Buchenwald gesäumt wurde, während rechts offenes Weide- und Ackerland sanft zum Fluss hin abfiel. Plötzlich hielt Anselm an, legte den Finger an die Lippen und lauschte. »Reiter«, sagte er und sprang vom Pferd. »Los! Folgt mir. So leise wie möglich.«
    Konrad und Gilbert führten ihre Pferde hinter ihm her. Ein Stück oberhalb der Straße gingen sie am Rand einer kleinen felsigen Senke in Deckung, wo dichtes Brombeergestrüpp wucherte. »Hier dürften auch die Pferde von der Straße nicht mehr zu sehen sein«, sagte Anselm. Sie selbst hatten von diesem Platz aus aber eine gute Sicht auf die Straße, wenn sie vorsichtig über den Rand der Senke hinunterspähten.
    »Ist es Egmund mit seinen Leuten?«, fragte Konrad mit einem flauen Gefühl im Magen. Er hörte jetzt ebenfalls das Hufschlagen der Pferde, das rasch näher kam.
    »Das sind die schweren Hufe großer Ritterpferde«, sagte Anselm. »Wenn es keine von unseren erzbischöflichen Männern sind, die auf ihn Jagd machen, wird es wohl Egmund mit seiner Bande sein. Erst habe ich mit dem Gedanken gespielt, mich ihnen entgegenzustellen, aber das würde nur gutgehen, wenn sie bereits auf dem Rückzug sind. Dieses Wagnis mag ich nicht eingehen. Das wäre nicht tapfer, sondern töricht, und ich würde meine Verantwortung für deine und Gilberts Sicherheit damit sträflich vernachlässigen. Mögen die Männer von Burg Rolandseck, die gewiss längst die Flussauen beobachten, sich seiner annehmen.«
    Konrad war etwas erleichtert, dass Anselm keinen Kampf riskieren wollte. Aber er wünschte sich, die Reiter wären längst an ihnen vorbeigaloppiert. In der Richtung, aus der die Reiter kommen mussten, verlief die Straße ein ganzes Stück durch dichten Wald und war von oben nicht einsehbar. Erst unterhalb der Stelle, wo die drei Reisenden in Deckung gegangen waren, lichtete sich der Wald, so dass sie auf die Straße blicken konnten.
    Konrad hielt den Atem an, denn nun tauchten tatsächlich acht Reiter auf und preschten in vollem Galopp rheinaufwärts. Die Morgensonne funkelte auf ihren Helmen und Kettenhemden, und Konrad konnte erkennen, dass sie Schwerter, Lanzen und große Streitäxte mit sich führten. Anselm flüsterte: »Offenbar wird es langsam eng für die Kerle, und jetzt wollen sie möglichst schnell zurück auf Sayner Land.«
    Vagabundus blieb ganz ruhig. Konrad machte es so wie Anselm, hielt die Zügel gut fest und tätschelte dem Pferd den Kopf, während sie über den knapp mannshohen Erdwulst spähten, der den Rand der Senke bildete. Die hohen Buchen am Hang unter ihnen boten zusätzliche Deckung, auch wenn sie noch kein Laub trugen. Gilberts Pferd hatte unruhig zu tänzeln begonnen, als es unten seine Artgenossen vorbeipreschen sah. Plötzlich stieg es hoch, wieherte und riss sich von Gilberts zarten Händen los. »Verflucht!«, zischte Anselm.
    Das Pferd rannte zwischen den Bäumen hindurch und näherte sich der Straße. Gilbert lief hinterher, um es einzufangen. »Nicht! Kommt zurück!«, rief Anselm gedämpft.
    Doch es war schon zu spät. Einer der Ritter hatte Gilbert gesehen. »Nanu!«, rief er. »Ein Vertreter der hohen Geistlichkeit, einsam im Wald!« Seine Stimme klang übermütig und großspurig. »Und gänzlich unbewaffnet.«
    Die anderen sieben Reiter hielten ebenfalls an. Sie waren alle noch ziemlich jung, bis auf einen, der eher in Anselms Alter zu sein schien.
    Gilbert stand starr und sichtlich erschrocken da, statt sich schnell zu Anselm und Konrad in die Deckung

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