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Der Mönch und die Jüdin

Der Mönch und die Jüdin

Titel: Der Mönch und die Jüdin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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eine sehr junge Frau, fast noch ein Mädchen, die stumm und teilnahmslos ins Leere starrte, und eine ältere Frau, die sich schluchzend über einen am Boden liegenden Mann beugte. Der Mann blutete aus klaffenden Wunden in Bauch und Brust. Konrad sah an seinem starren Blick, dass er tot war.
    Anselm und Gilbert saßen ab. »Was ist geschehen?«, fragte Anselm. Die junge Frau starrte die Mönche angsterfüllt an, die ältere schien ganz in ihrer Trauer gefangen, ohne etwas um sich herum wahrzunehmen. Gilbert näherte sich vorsichtig der jungen Frau. »Hab keine Angst, mein Kind«, sagte er mit sanfter Stimme.
    Das Schluchzen der älteren Frau erstarb. »Böse Männer, Reiter«, sagte sie mit trockener, rauer Stimme. »Eine Schar von Teufeln!«
    »Was waren das für Leute?«, fragte Anselm.
    »Eine Schar von acht Rittern, Herr. Ihr Anführer ist der schlimmste. Ein junger, übermütiger Teufel in Menschengestalt.«
    Anselm machte ein besorgtes Gesicht. »Weißt du einen Namen?«
    »Ja, Herr. Der Anführer hat gesagt, dass wir uns seinen Namen gut merken sollten. Er hat gesagt, dass sie ins Land des Erzbischofs gekommen sind, um ihren Spaß zu haben. Wir kamen von Vineberg, waren dort zu Besuch bei Verwandten. Mein Mann ist Schuhmachermeister zu Bonn. War …« Sie fing erneut an zu weinen.
    Konrad sah, dass es einfache, aber anständige Menschen mit gepflegter Kleidung waren. Das ins Leere starrende Gesicht der jungen Frau machte ihm Angst. Es wirkte so gequält und gepeinigt.
    Er musste an die Frau aus seinem wiederkehrenden Alptraum denken. Er sah, dass ihr Gewalt angetan worden war. Jemand hatte sie ins Gesicht geschlagen. Ihr Kleid war zerrissen.
    »Und wie lautete nun der Name des Anführers?«
    »Egmund von Sayn«, schluchzte sie. »Er wollte … sich an unserer Tochter vergehen. Mein Mann wollte sie beschützen. Er trug keine Waffe. Egmund hat ihn erschlagen. Und dann hat er … unsere Tochter für immer entehrt.« Sie schlug die Hände vors Gesicht.
    »Dann ist Egmund also auf dieser Seite des Flusses unterwegs!«, rief Anselm. Er legte der Frau die Hand auf die Schulter. »Der Tod deines Mannes wird gesühnt werden! Egmund ist wahrhaftig ein Mensch ohne Ehre. Er hat nun schon zwei schuldlose Untertanen unseres Erzbischofs ermordet. Wohin ist er mit seinen Spießgesellen geritten?«
    »Auf dieser Straße hier weiter in Richtung Bonn, Herr«, antwortete die Frau.
    »Wir müssen unsere Reise fortsetzen, aber ich verspreche, im nächsten Dorf dafür Sorge zu tragen, dass man dir Leute schickt, die deinen Mann bestatten und dich und deine Tochter sicher nach Bonn geleiten. Auch will ich mich darum kümmern, dass du eine Entschädigung für das euch zugefügte Leid erhältst und die Sayner zur Rechenschaft gezogen werden.« Dann fragte er die Frau danach, wie ihr toter Mann hieß und wo in Bonn seine Werkstatt lag.
    Als sie weiterritten, fiel es Konrad schwer, den Blick von der entehrten jungen Frau abzuwenden, die noch immer ins Nichts starrte, als sei ihre Lebensfreude für immer erloschen. »Es ist hart, die beiden zurückzulassen«, sagte Gilbert. »Aber wir müssen Weiterreisen. Der Erzbischof erwartet uns in Köln.«
    »Was … wird mit der jungen Frau geschehen?«, fragte Konrad. Das Mitleid mit ihr überwältigte ihn geradezu. Seine Hände zitterten. »Wird sie je über das hinwegkommen, was ihr angetan wurde?«
    »In Bonn wird die Zunft der Schuhmacher sich ihrer annehmen«, sagte Anselm. »Die Zunftmitglieder sind verpflichtet, einander in der Not beizustehen. Für die Witwe und ihre Tochter wird gesorgt werden. Die seelische Wunde jedoch, die dieses junge, unschuldige Kind erlitten hat, wird nur sehr, sehr langsam heilen, fürchte ich.«
    Gilbert seufzte. »Es gibt so viel Leid in der Welt. Manche sagen, das alles sei Folge der Erbsünde, wegen der Adam und Eva einst aus dem göttlichen Paradies vertrieben wurden.«
    »Aber warum lässt Gott das alles zu?«, fragte Konrad. »Er ist doch allmächtig. Er könnte es verhindern.«
    »Nein, Konrad. Gott lässt uns Menschen die Freiheit, uns für ihn zu entscheiden oder gegen ihn. Gott ist Liebe. Wenn wir uns für ihn entscheiden, wählen wir Liebe und Barmherzigkeit und handeln entsprechend. Verbrechen wie das, was dieser jungen Frau und ihren Eltern widerfahren ist, werden von Menschen begangen, die ihr Herz gegen die göttliche Liebe verschließen. Deswegen darfst du Gott dafür nicht verantwortlich machen. Es liegt immer an uns Menschen, wie wir unser Leben

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