Der Mönch und die Jüdin
Lebensgefahr für Gilbert abgewendet. Aber würde er Egmund im Schwertkampf besiegen? Mit den Straßenräubern hatte er kurzen Prozess gemacht. Hier jedoch handelte es sich um einen gutbewaffneten und ziemlich verwegen aussehenden Ritter. Und selbst wenn Anselm siegte, wie würden sich dann Egmunds Begleiter verhalten? Sie waren zahlenmäßig haushoch überlegen. Würden sie eine Niederlage einfach akzeptieren? Konrad brach vor Angst und Anspannung der Schweiß aus. Gleichzeitig bemühte er sich, nur ja keinen Laut von sich zu geben, genau wie Anselm es ihm befohlen hatte.
Der ältere Ritter legte Konrads neuem Abt Handfesseln an und zwang ihn, sich auf den Boden zu setzen. Er wies zwei der jungen Ritter an, abzusitzen und Gilbert zu bewachen. Dann wandte er sich an Anselm, deutete eine Verbeugung an und fragte: »Ihr müsst ein sehr mutiger Mann sein, wenn Ihr Euch allein acht Rittern entgegenstellt. Mir scheint, Euer Gesicht kommt mir bekannt vor. Dürfen wir Euren Namen erfahren?«
Anselm verneigte sich ebenfalls. »Das dürft Ihr. Ich bin der Ritter Anselm von Berg, Marschall des Kölner Erzbischofs.«
»Nun weiß ich, woher ich Euer Gesicht kenne. Ihr habt als junger Ritter für Erzbischof Friedrich gekämpft.« Er verneigte sich nun deutlich tiefer. »Gerlach von Waldfels. Wir standen uns als Gegner gegenüber, und Ihr habt uns Sayner Ritter durch Euren Mut und Euer Kampfesgeschick damals tief beeindruckt. Egmund, meine Gratulation! Jetzt habt Ihr einen Gegner gefunden, den zu besiegen Euch wirklich Ehre einbringen wird.«
Man merkte Egmund an, dass er nervös wurde. »Selbstverständlich nehme ich die Herausforderung an«, sagte er rasch, aber seine Stimme klang schon längst nicht mehr so übermütig wie zuvor. »Es wird mir ein Vergnügen sein, einen Ritter des Erzbischofs zu besiegen.«
»Hoch Egmund!«, riefen seine jungen Kumpane. »Egmund von Sayn besiegt Anselm von Berg!«
Als Kampfplatz wählte man eine kleine Lichtung mit ebenem Boden, ein Stück unterhalb von Konrads Versteck, für ihn gut einsehbar.
Die beiden Ritter stellten sich einander gegenüber auf, und Gerlach von Waldfels verkündete die Regeln: Wenn einer der beiden zum ersten Mal sein Schwert verlor, durfte er es sich zurückholen. Erst nach dem zweiten Schwertverlust war der Kampf entschieden. Tödliche Hiebe gegen Körper oder Kopf durften nicht ausgeführt werden. Es ging nicht darum, den Gegner zu töten, sondern nur darum, den besseren Schwertkämpfer zu ermitteln.
Nun verneigten sich die beiden Kontrahenten voreinander. Dann erklärte der ältere Ritter den Kampf für eröffnet. Konrad fiel auf, wie nervös Egmund hin und her tänzelte, während Anselm sehr ruhig und souverän wirkte. Am liebsten hätte Konrad das Gesicht in den Händen vergraben und gar nicht hingeschaut, aber er konnte nicht anders und starrte wie gebannt auf das Schauspiel. Egmund führte einige wuchtige Hiebe aus, die Konrad dem jungen Sayner, der deutlich leichter als Anselm gebaut war, gar nicht zugetraut hätte. Es kam ihm so vor, als würde Anselm sehr langsam reagieren. Er parierte die Hiebe zwar, so dass sie klirrend an seinem Schwert abprallten, aber das geschah immer erst im allerletzten Augenblick. War Anselm für den jungen Egmund zu alt und zu langsam? Konrad war ganz atemlos vor Angst.
Nun wurde der Mönchsritter von Egmund bis an den hinteren Rand der Lichtung zurückgedrängt, begleitet von lauten Anfeuerungsrufen der anderen jungen Sayner. Der ältere Ritter dagegen stand ganz ruhig da und beobachtete den Kampf mit gelassener Miene.
Dann aber ging Anselm unvermittelt zum Gegenangriff über und drängte Egmund mit ebenso wuchtigen wie schnellen Hieben wieder in die Mitte der Lichtung. Dabei traf Anselms Klinge einmal Egmunds vom Kettenhemd geschützte Schulter, dass die Funken stoben. Egmund wirkte irritiert, er schien einen so massiven Gegenangriff nicht erwartet zu haben.
Jetzt wurde Anselm wieder ein Stück zurückgedrängt. Das laute Klirren der Schwerthiebe und das Keuchen der beiden Kämpfer hallte durch den Wald. Als Anselm zwei, drei Schritte zurückwich, blieb er mit dem linken Fuß an einer Wurzel hängen. Er strauchelte, konnte einen Hieb Egmunds gerade eben noch parieren, und landete dann dumpf auf dem Rücken. Egmund holte zu einem gewaltigen Schlag aus, der nicht auf Anselms Schwert, sondern auf seinen Kopf zielte. Doch Anselm hatte sich schon auf die Seite gerollt und stand blitzschnell wieder auf den
Weitere Kostenlose Bücher