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Der Mönch und die Jüdin

Der Mönch und die Jüdin

Titel: Der Mönch und die Jüdin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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geschickt wurde? Anselm schien nicht gewillt, dazu nähere Erklärungen abzugeben. »Kommt, für die beiden Frauen wird nun bestimmt Sorge getragen. Wir sollten gleich weiterreiten«, sagte er kurz angebunden. »Je eher wir in Bonn ankommen, desto besser.«
    Sie setzten ihren Weg auf der Handelsstraße fort. Anselms manchmal verwirrendes Verhalten schien Konrad nun einleuchtend. Konrad wusste, dass der Marschall zu den vier Hofämtern des Fürstenhofs gehörte. Er war für das Heer des Fürsten zuständig und befehligte es in der Schlacht. Ein so mächtiger Mann war es gewiss gewohnt, Befehle zu erteilen, und musste von starker, herrischer Natur sein. Hatte Anselm womöglich eine Verfehlung begangen, so dass ihm der Erzbischof das Priorenamt in Neuwerth vielleicht als Buße und Bestrafung auferlegt hatte? Konrad sehnte sich danach, ihn zu fragen, doch jetzt, wo er wusste, wer Anselm eigentlich war, fühlte er sich ihm gegenüber noch gehemmter und schüchterner.
    Und dann war da noch Konrads Angst vor Egmund von Sayn und seiner Ritterbande. Voller Unbehagen dachte Konrad an die Gefahr, in der sie schwebten. Was, wenn diese brutalen, mordlustigen Gesellen sich ihnen in den Weg stellten?
    Als hätte er Konrads Sorgen erraten, sagte Anselm: »Mir ist nicht wohl bei der Vorstellung, es allein mit dieser Truppe aufnehmen zu müssen. Mit Egmund würde ich mich liebend gerne im Zweikampf messen und seine sündige Seele in die Hölle schicken! Sogar einen Kampf mit zweien oder dreien würde ich wagen. Aber ich glaube nicht, dass ich euch beide gegen eine Übermacht von acht Rittern verteidigen könnte.«
    »Gibt es keinen anderen Weg als die Handelsstraße?«, fragte Gilbert.
    Anselm schüttelte den Kopf. »Oberhalb der Straße liegt, wie Ihr selbst seht, dichtbewaldetes Gelände. Es gibt dort weder Weg noch Steg. Sich dort mühsam durchzuquälen, könnte uns glatt einen ganzen Tag kosten, zumal ich die Gegend nicht gut kenne. Und auch die Wegstrecke nach Bonn wäre erheblich weiter.«
    »Dann ist es wohl besser, wenn wir auf der Straße bleiben. Glaubt Ihr wirklich, dass Egmund es wagen würde, den erzbischöflichen Marschall und einen Abt anzugreifen?«
    »Ich hoffe nicht«, antwortete Anselm. »Er muss wissen, dass das Krieg bedeuten würde. Und die Sayner sind unserem Heer militärisch klar unterlegen. Jedenfalls war das bisher immer so. Ich glaube aber, dass Egmund eigenmächtig handelt. Vielleicht weiß sein Vater gar nichts vom Treiben seines Sohnes. Der alte Sayngraf hat bestimmt kein Interesse daran, einen Krieg vom Zaun zu brechen. Wie Rainald von Falkenstein schon gesagt hat, gilt er als besonnener Mann.«
    »Mir scheint, der Konflikt zwischen den Saynern und dem Erzbistum ist schon sehr alt«, sagte Gilbert. »Worum geht es denn dabei eigentlich?«
    »Bis vor ungefähr dreißig Jahren war das Land um Neuwerth in Sayner Besitz«, berichtete Anselm. »Dann wurde es ihnen vom damaligen Erzbischof abgenommen, der sie im Kampf besiegt hatte. Diese Schmach haben die Sayner nie verwunden. Und ich denke, sie haben auch begehrliche Blicke auf die Auen zwischen Neuwerth und Vineberg geworfen, denn dort gibt es viele fruchtbare Felder und Weinberge.«
    Er schwieg einen Moment, dann fügte er hinzu: »Je mehr ich darüber nachdenke, desto wahrscheinlicher scheint mir, dass hinter Egmunds Provokation vielleicht doch irgendeine Taktik des Sayngrafen steckt, deren Sinn ich noch nicht durchschaue. Ich hoffe, wir müssen uns keine Sorgen um das Kloster machen.«
    Konrad dachte erschrocken an Matthäus. Was war, wenn die Sayner das Kloster überfielen? Die Mönche wären einem solchen Angriff völlig wehrlos ausgeliefert. In der Zollburg gab es zwar ein paar erzbischöfliche Soldaten, aber die konnten gegen einen gezielten Angriff sicher nur wenig ausrichten.
    Viel Verkehr herrschte auf der Handelsstraße an jenem Tag nicht. Nachdem sie das Dorf verlassen hatten, begegnete ihnen lediglich eine Gruppe von Steinmetzen, die mit ihren Frauen und Kindern unterwegs nach Köln waren, um sich dort bei der Instandhaltung des Doms zu verdingen. Sie berichteten, vor kurzem von acht Rittern überholt worden zu sein, die zügig in Richtung Bonn galoppierten. Das gab Konrads Angst neue Nahrung. Er mochte sich gar nicht vorstellen, wozu acht schreckliche Reiter mit furchterregenden Helmen und riesigen Schwertern fähig wären.
    Vielleicht war es das Beste, in Gesellschaft der Steinmetze zu bleiben, die zu Fuß unterwegs waren, mit einem

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