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Der Mönch und die Jüdin

Der Mönch und die Jüdin

Titel: Der Mönch und die Jüdin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Görden
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zurückzuziehen. Vielleicht wollte er aber auch vermeiden, dass die beiden ebenfalls entdeckt wurden.
    »Verflucht!«, zischte Anselm und zog sein Schwert.
    Schnell und zielstrebig ritt Egmund von Sayn, um den es sich handeln musste, auf Gilbert zu. Fünf der anderen Ritter preschten ebenfalls zwischen den Bäumen hindurch. Als endlich wieder Bewegung in den Magister theologicae kam, war es schon zu spät: Die fünf Reiter hatten ihn umstellt und trieben ihn in die Enge. Egmund sprang vom Pferd, packte Gilbert, der keinerlei Gegenwehr leistete, und hielt ihm ein Messer an die Kehle. »Du siehst mir aus, als wäre der Erzbischof bereit, für dich ein hübsches Sümmchen Lösegeld zu zahlen«, sagte er.
    Der ältere Ritter, der sich mit einem der jüngeren im Hintergrund gehalten hatte, rief: »Lasst ihn laufen, Egmund! Wir haben schon genug Unheil angerichtet. Glaubt Ihr, Euer Vater ist begeistert, wenn Ihr einen Krieg gegen das Erzbistum vom Zaun brecht?«
    »Mein Vater hat Euch gebeten, mich als Ratgeber auf meiner Ritterfahrt zu begleiten«, entgegnete Egmund. »Die Entscheidungen müsst Ihr schon mir überlassen. Wir haben mit dem Erzbistum ziemlich viele Rechnungen offen. Ich finde, Arnold hat eine Abreibung verdient.«
    »Friedrich von Schwarzenberg ist doch lange tot«, sagte der ältere Ritter. »Arnold hat nie Streit mit uns gesucht.«
    Ohne die Messerklinge von Gilberts Kehle zu nehmen, verzog Egmund gekränkt das Gesicht. »Arnold ignoriert uns. Er nimmt uns nicht für voll. Das ist eine wirkliche Schmach!«
    »Bleib du hier in Deckung«, flüsterte Anselm Konrad zu. »Rühr dich nicht vom Fleck.« Dann stieg er über den Erdwall, ging ein paar Schritte auf die Sayner Ritter zu, räusperte sich und sagte mit ruhiger, fester Stimme: »Da seid Ihr mit Eurer Beschwerde bei mir an der richtigen Adresse, Egmund von Sayn.«
    Die Ritter drehten erstaunt die Köpfe.
    »Sieh da, noch ein Mönch!«, sagte Egmund, wenig beeindruckt. »Und dieser trägt sogar ein Schwert. Seid Ihr am Ende Erzbischof Arnolds letztes Aufgebot?«
    Anselm blieb gelassen. »Ich mache mir viel mehr Gedanken über das jämmerliche Aufgebot, das die Sayner heutzutage zu bieten haben«, sagte er. »Ein Haufen halbstarker Ritter, angeführt von einem gerade der Mutterbrust entwöhnten Hänfling, noch nicht grün hinter den Ohren, der seine ehrenhafte ritterliche Gesinnung dadurch unter Beweis stellt, dass er einen wehrlosen Handwerker erschlägt, dessen Tochter schändet und in einem Dorf ein paar Scheunen anzündet. Fürwahr, der Stern der Sayngrafen ist tief gesunken!«
    Jetzt erbleichte Egmund. Konrad sah seine Wut und fürchtete um Gilberts Leben. Warum provozierte Anselm diesen jungen Heißsporn so? »Willst du, dass ich deinen Begleiter umbringe?«, fragte er herausfordernd. »Willst du, dass ich ihm die Kehle durchschneide?«
    »Diese feige Tat würde zu dem passen, was Ihr bisher angerichtet habt«, entgegnete Anselm. Er hob sein Schwert. »Warum fechten wir die Sache nicht im fairen Zweikampf aus, wie es sich für wahre Ritter geziemt? Wenn Ihr mich besiegt, Egmund, könnt Ihr mit meinem Reisegefährten verfahren, wie es Euch beliebt. Gewinne ich den Schwertkampf, müssen sich alle diese Herren hier unverzüglich auf Sayner Land zurückziehen, ohne bei uns noch eine Menschenseele zu behelligen.«
    Egmund wirkte verunsichert. Zögernd musterte er Anselms stattliche Gestalt und sein großes Schwert, wobei er sich wohl ausrechnete, ob er gegen den Mönchsritter eine Chance hatte.
    Nun saß der ältere Ritter vom Pferd ab und ging auf Egmund zu. »Was ist, Herr Egmund? Wollt Ihr dieses Angebot zum ehrlichen Zweikampf ausschlagen? Hier hättet Ihr Gelegenheit, dem Hause Sayn Ehre zu machen. Wenn ich Eurem Vater von der bisherigen Bilanz Eurer Ritterfahrt berichte, wird er Euch vermutlich enterben und in den Kerker werfen.«
    Einer der anderen jungen Ritter rief: »Ja, ein Zweikampf! Egmund gegen den Fremden. Hoch auf Egmund!«
    Mehrere andere riefen: »Hoch lebe Egmund! Egmund wird siegen!«
    »Auf geht's Egmund!«, sagte der Ältere. »Worauf wartet Ihr? Ihr wollt doch, dass man im ganzen Rheinland Euren Mut rühmt. Ich nehme solange den anderen Mönch in Verwahrung.«
    Nun blieb Egmund nichts anderes übrig, als sich Anselm zu stellen, wollte er vor seinen Rittern nicht das Gesicht verlieren. Mit sichtlichem Widerwillen übergab er Gilbert dem besonnen wirkenden älteren Mann. Konrad atmete auf. Wenigstens hatte Anselm die unmittelbare

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