Der Mönch und die Jüdin
Füßen.
Währenddessen rief Gerlach dem jungen Egmund mahnend zu: »Halt! Keine tödlichen Hiebe!«
Egmund hielt mit wutverzerrtem Gesicht inne.
»Soll ich Eurem Vater berichten, sein Sohn habe unfair gekämpft?«
»Nur auf Euren Vorschlag hin kämpfen wir so memmenhaft wie auf dem Turnierplatz, Gerlach!«, rief Egmund gereizt. »Ich verlange, dass wir auf Leben oder Tod kämpfen. Dieser Ritter hier gehört zu denen, die Sayn einst eine bittere Niederlage zufügten. Ich will unsere Ehre wiederherstellen!«
Gerlach schüttelte den Kopf. »Ich habe die Regel so festgelegt, weil ich Euch heil Eurem Vater zurückbringen will, nicht in kleinen Stücken«, sagte er.
»Herr Egmund hat einen Botenreiter meines Bischofs und einen unschuldigen Handwerker getötet. Wenn er es wünscht, schon heute vor seinen himmlischen Richter zu treten, bin ich gerne bereit, ihm diesen Gefallen zu tun«, sagte Anselm mit eisiger Ruhe. Konrad vergaß alles um sich herum und starrte gebannt auf das Geschehen.
Gerlach starrte Egmund einen Moment an, ziemlich fassungslos, wie es schien. Dann zuckte er die Achseln. »Wenn beide Kämpfer es so wünschen … Gut, dann wird ab jetzt auf Leben oder Tod gekämpft. Ich bitte aber die Kontrahenten, ritterlichen Anstand zu wahren und das Leben des Besiegten zu schonen.«
»Gewäsch!«, rief Egmund. »Gerlach, Ihr werdet allmählich zu einem Waschlappen! Wenn ich schon einmal die Gelegenheit dazu habe, tödliche Rache für die Schmach der Sayner zu nehmen, dann werde ich sie auch nutzen!«
Anselm schwieg und fixierte Egmund kühl. Und dann drang er mit brachialer Gewalt auf den jungen Sayner ein. Anselms Schwert schwirrte und wirbelte durch die Luft. Die Schläge auf Egmunds Klinge dröhnten gewaltig wie ein Schmiedehammer. Egmund wich immer weiter zurück. Dann versuchte er einen Vorstoß, doch Anselm parierte geschickt und mit solcher Wucht, dass Egmunds Schwert in hohem Bogen durch die Luft flog. Die jungen Sayner Ritter stöhnten erschrocken auf.
Egmund wurde aschfahl und schloss, in Erwartung des tödlichen Hiebes, panisch die Augen.
Doch Anselm sagte keuchend: »Gegenüber Anfängern bin ich großzügig. Los, holt es Euch zurück.«
Da klatschten Gerlach und einige junge Sayner Beifall. »Das ist fair!«, rief einer. »Los, Egmund, hol es dir!«
Egmund bückte sich nach seinem Schwert. Statt sofort aufzustehen, führte er aus der Hocke heraus einen überraschenden Hieb gegen Anselms Kniekehlen. Doch Anselm wich dieser unfairen Attacke durch einen geschickten Sprung aus. Ehe Egmund sich versah, hatte er Anselms Schwertspitze an der Kehle. »Los, steh auf!«, knurrte der Mönchsritter. »Kämpfe von Mann zu Mann! Schau deinem Gegner in die Augen!«
Egmund rappelte sich wieder auf. Erneut drang er mit einem Wirbel von klirrenden Hieben auf Anselm ein, doch der parierte souverän. Man merkte dem Sayner jetzt an, dass die Panik seine Kampfkraft lähmte. Seine Schwerthiebe wirkten fahriger, seine Beine bewegten sich langsamer, unsicher. Es dauerte nicht lange, da flog sein Schwert ein zweites Mal durch die Luft. Wieder stand er schutzlos da und erwartete mit vor Angst verzerrtem Gesicht den Todesstoß.
Konrad dachte, dass Anselm den jungen Ritter jetzt genau so unbarmherzig töten würde, wie er es mit den Räubern gemacht hatte. Doch Anselm tat etwas ganz und gar Unerwartetes: Er trat Egmund mit voller Wucht in den Schritt.
Der Sayner ging mit einem lauten Schrei zu Boden und blieb dort mit angezogenen Beinen wimmernd liegen. Konrad sah, dass Gerlach von Waldfels und einige der jungen Ritter sich nur mühsam das Lachen verkneifen konnten.
Anselm hielt Egmund erneut das Schwert an die Kehle: »Gerlach scheint mir ein Ehrenmann zu sein. Ich will ihm die Schmach ersparen, deinem Vater einen toten Sohn heimzubringen. Kein Vater verliert gerne einen Sohn, mag dieser noch so missraten sein. Daher will ich auch deinem Vater zuliebe dein Leben schonen. Doch höre gut zu, Egmund von Sayn, das eine schwöre ich dir: Solltest du jemals wieder auf erzbischöflichem Land Unheil stiften, wirst du gejagt und in Ketten gelegt wie ein tollwütiger Bär. Dann lasse ich dich in einem Käfig nach Köln schaffen und vor dem Dom zur Belustigung des Volkes enthaupten.«
Zwei seiner jungen Begleiter mussten dem kreidebleichen, vor Schmerzen wimmernden Egmund aufs Pferd helfen. Gerlach von Waldfels nahm Gilbert die Fesseln ab. Dann verneigte sich der Sayner Ritter vor Anselm. »Schon als junger Ritter standet
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