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Der Mörder aus einer anderen Zeit

Der Mörder aus einer anderen Zeit

Titel: Der Mörder aus einer anderen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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gestopft. Tim schlug den Deckel zu.
    »Kriegst du Luft?«
    »Nein.« Schulkens Stimme klang
schwach unterm Blech. »Flach atmen, Flachkopf! Für eine halbe Stunde reicht’s.
Dann ist die Polizei da.«
    Tim sprintete zur
Vierstein-Villa zurück, voller Sorge um Gaby.

17. Gaby
wehrt sich
     
    Gaby schlug zu — mit der
Baseballkeule, die ihr nicht gehörte. Es war kein harter Schlag. Er war auch
nicht auf Simons Kopf gerichtet, sondern sauste in Richtung Schere, Hand, Arm.
    Aber der Schweinsnacken-Typ
bewies ungeahnte Gewandtheit. Er tauchte zur Seite weg. Die Keule streifte nur
den Ärmel. Dann wurde sie Gaby aus den Händen gerissen. Gleichzeitig erhielt
Tims Freundin einen Stoß, der sie rückwärts taumeln ließ. Sie stolperte über
Klößchen, trat ihm versehentlich in die Rippen und fiel hin.
    Klößchen brüllte auf, hielt
aber sofort inne.
    Drohend schwang Simon die Keule
über ihm.
    »Ruhe, Schweinebacke! Sonst
passt keine Mütze über deine Beulen.«
    Gaby war auf Po und Rücken
gelandet, ohne sich wehzutun, robbte rücklings noch weiter weg bis hinter den
schweren Schreibtisch.
    Simon grinste. »Dafür, Blondie,
mache ich aus dir die Jungfrau Jang Dark. Die war auch kahl geschoren wie eine
gerupfte Henne.«
    Gaby ahnte, dass er Jeanne
d’Arc meinte, die Jungfrau von Orleans, der man in einem filmischen
Historien-Schinken die totale Glatze verpasst hatte. Aber die Unbildung dieses
Kerls war im Moment überhaupt nicht lustig. Die Situation wurde immer schlimmer,
denn beide Tarnjacken — Typen kamen jetzt rechts und links um den Schreibtisch
herum.
    Kein Entkommen für Gaby. Sie
saß noch auf dem Boden, rückte zurück und stieß gegen die Wand — nein, gegen
eins der Bücherregale, die ringsum bis zur Decke hoch die Wände verkleideten.
    »Rührt mich nicht an!« Sie
versuchte, ihrer Stimme Festigkeit zu geben.
    »Kahlschnitt!« Simon grinste.
»Ratzenkopf! Mal sehen, ob dir das steht.«
    In diesem Moment sagte Tim von
der Tür her: »Meiner Freundin steht zwar alles. Aber ich finde ihre langen
Haare am schönsten — so wie sie sind.«
    Starker Auftritt, dachte Pfote.
Aber mein Elch hat nicht geklingelt. Ach so! — die Hintertür.
    »Den mischen wir auf!«, brüllte
Nocke und stürzte sich auf Tim.
     
    *
     
    Diesmal rief Gaby im Präsidium
an, erreichte ihren Papi und berichtete, »...ist nicht nötig, dass du selbst
kommst. Aber schick bitte Kollegen zum Abholen oder die Funkstreife. Nocke und
Simon — wir wissen jetzt, wie sie heißen, können nicht mehr laufen. Sind auch
im Moment nicht vernehmungsfähig. Vielleicht sollte der Notarzt mitkommen. Tim
hat sich wirklich nur gewehrt. Ich hab’s genau gesehen. Diese Schläger wollten
ihn mit Baseballschlägern zusammenknüppeln, und dann... na ja, du kennst ja
meinen Beschützer. Leider sind etwa 1000 Bücher aus den Regalen gefallen. Tim
musste den Simon zweimal — nein, dreimal dagegen schmettern. Ich dachte, die
alten Wände halten das nicht aus. Die Jungs sind jetzt ganz fleißig beim
Einsortieren. Tim hat auch schon den Dritten aus dem Kofferraum hergeholt. Der
Kerl heißt Schulken und schwört, dass sie ihre Vergeltungsaktion auf eigene
Faust gemacht haben — und nicht im Auftrag der PEW. Weiß nicht, ob man das
glauben darf. Jedenfalls viel Zoff für einen Artikel in der Schülerzeitung.
Findest du nicht auch?«
    »Das finde ich allerdings
auch«, erklärte Kommissar Glockner. »Kavaliersdelikte sind das nicht. Ich werde
nach Regina schicken. Damit sie ihre Peiniger identifiziert. Das wird hart für
die drei. Zu euch schicke ich die Funkstreife. Denn den Kollegen Kohlmann habt
ihr ja schon beschäftigt. Er ist bei diesem Norbert Tebbich, dem Typ mit dem
Waffenlager. Und hat ein Transportfahrzeug geordert — für den Abtransport.«
    »Wie bitte?«, fragte Gaby
verblüfft.
    Ihr Vater schien zu lächeln.
»Tu nicht so unschuldsvoll, Töchterchen. Tim hat zwar mit verstellter Stimme
gesprochen bei seinem telefonischen Hinweis. Aber Kohlmann hat ihn erkannt. Bei
allem, was recht ist — wie seid ihr auf diesen Spinner gestoßen? Ich meine
Tebbich.«
    »Wir kümmern uns zurzeit um
ungeklärte Verbrechen aus dem 19. Jahrhundert, Papi«, erklärte Gaby
wahrheitsgemäß. »Eine von Tebbichs Ahnfrauen wurde gemeuchelt.«
    »Hm, hm! Interessiert mich.
Morgen kannst du’s mir erzähl... Ach so, ihr fahrt ja nach Zürich, um Klößchens
Mutter abzuholen.«
    Sooo entspricht das nicht ganz
den Tatsachen, dachte Gaby, ließ aber die Ungenauigkeit ohne

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