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Der Mörder mit der schönen Handschrift

Der Mörder mit der schönen Handschrift

Titel: Der Mörder mit der schönen Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Magnan
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»Es scheint ja Hochseekapitäne zu geben! Ich hingegen war ein Tiefseekapitän!«
    Er verschluckte sich an seinem Lachen und zündete eine Zigarette an, um sich zu beruhigen.
    »Das ganze Meer«, fuhr er fort, »war nur eine riesige Fallgrube. Ich habe meine Zeit damit verbracht, die Schachzüge, mit denen meine Arbeitgeber meine Route gespickt hatten, zu durchkreuzen. Hören Sie! Mein aufblasbares Boot zum Beispiel! Ich hatte es immer bei mir, in einem riesigen Koffer. Warum? Weil ich einmal nachts vergeblich hineingeblasen habe, bis ich völlig außer Puste war. Mein Reeder hatte es mit einer Rasierklinge zerschnitten!«
    Monsieur Fondère hob die Arme zum Himmel.
    »Das versteht sich von selbst!«, murrte er.
    »Warum versteht sich das denn von selbst?«, fragte der Kapitän gereizt. »Waren Sie etwa einmal Reeder?«
    »Leider nein! Aber ich versetze mich in deren Lage: Ein Kapitän, der an der Reling festgeklammert stirbt, das erscheint doch viel glaubwürdiger, oder etwa nicht?«
    Combaluzier musterte ihn verächtlich von oben bis unten: »Sie haben eine praktische Veranlagung«, sagte er, »Sie hätten einen guten Reeder abgegeben.«
    »Leider ist nichts daraus geworden!«, seufzte Fondère. » Aber … Wie ich sehe, hat Ihnen das Kapitänsamt wohl auch nicht besonders viel eingebracht. Wenn ich nach dem Ratiné ihres Mantels urteile …«
    »Oh! Sie können danach urteilen! Ich habe auf Provisionsbasis gearbeitet: Wenn meine Arbeitgeber zu zehn Jahren verurteilt wurden, bekam ich fünf oder drei aufgebrummt … Manchmal, wenn ich mir einen guten Anwalt leisten konnte, bekam ich sogar Bewährung.«
    »Wir haben wirklich kein Glück gehabt!«, klagte Fondère.
    Die Wälder von Barles – sie hatten schon ganz andere Geständnisse gehört – unterstrichen mit ihrem dumpfen Brausen im Nachtwind die Schandtaten, die sich die beiden schmächtigen Männer wie im Beichtstuhl zuflüsterten und die immer auf das eine Leitmotiv hinausliefen: »Ach! Wir haben wirklich kein Glück! Ach! Sie haben schon Recht: Verbrechen zahlen sich nicht aus!«
    Sich gegenseitig auf diese Art und Weise bedauernd, waren sie vor der Villa des Kapitäns angekommen.
    »Aber«, sagte dieser plötzlich, »ich bemerke gerade, dass Sie mir ja wohl nicht bis hierher gefolgt sind, um sich mein Leben anzuhören?«
    »Keineswegs, keineswegs!«, rief Fondère aus. »Obwohl es mir sehr geholfen hat, denn es scheint mir, dass wir uns hier in einer Angelegenheit befinden, in der wir im Hinblick auf unser gemeinsames Missgeschick immerhin einiges wieder wettmachen könnten, so wenig es sein mag.«
    »Wo? Hier? In Barles? Machen Sie Witze?«
    »Ich habe leider schon seit langem aufgehört, Witze zu machen. Haben Sie unseren Gastgeber schon einmal genauer beobachtet?«
    »Wen? Monsieur Régulus? Ein alter pedantischer Junggeselle.«
    »Nein, aber … Haben Sie ihn genau beobachtet?«
    »Irgendein Geheimnis bedrückt ihn. Er spielt immer an seiner Uhrenkette herum.«
    »Sicher. Aber nicht aus Angst. Ich habe selten einen Menschen gesehen, der mehr Selbstbeherrschung besitzt als Monsieur Régulus.«
    »Scheinbar ja. Eines Tages habe ich jedoch gesehen, wie er einem Hund, der gegen das Tor der Schule pinkelte, einen gewaltigen Tritt versetzt hat. Als er merkte, dass er dabei beobachtet worden war, hat er mir einen tödlichen Blick zugeworfen.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass er nicht bösartig ist. Ich habe gesagt, dass er nicht aus Angst an seiner Uhrenkette herumspielt, sondern wegen des kleinen Schlüssels, der immer daran befestigt ist und der doch wohl zu irgendetwas passen muss.«
    »Zu einem Schloss.«
    »Klar. Aber was ist hinter diesem Schloss?«
    »Wahrscheinlich nicht viel. Ein Geizhals macht sich schon um ziemlich wenig Sorgen.«
    »Das sehe ich anders. Ich habe einmal hochgerechnet: dieser Régulus ist seit mehr als fünfundzwanzig Jahren Lehrer. Er ist Vegetarier. Die Schule ist umgeben von einem großen Garten, in dem alles wächst, was er braucht. Manchmal habe ich im Vorbeigehen dort sogar einen Schüler umgraben sehen. So etwas nennt man ›Werken‹ im Lehrplan. Er hat einen Hühnerstall, aus dem er seine Eier bekommt – und er verkauft sie sogar! Er hat kein Auto. Er macht nie Urlaub. Falls er eine Geliebte in der Gegend hat, wird sie ihn wohl nicht viel kosten, vielleicht sogar gar nichts, schließlich wird sie für das bisschen Abwechslung dankbar sein. Also, ich verrate Ihnen etwas: Eines Abends war ich zu früh dran. Er hat in

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