Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mörder mit der schönen Handschrift

Der Mörder mit der schönen Handschrift

Titel: Der Mörder mit der schönen Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Magnan
Vom Netzwerk:
irgendetwas in seinem Zimmer herumgewühlt und hatte aus Versehen auf dem Küchentisch sein Scheckheft offen liegen gelassen.«
    »Aus Versehen? Ich glaube nicht, dass unser Gastgeber fähig ist, ein Versehen zu begehen.«
    »Nehmen wir also einmal an, dass er mir Auskunft über seine Armut erteilen wollte. Auf jeden Fall war der Restbetrag, der auf dem letzten Kontrollabschnitt stand, buchstäblich lächerlich.«
    »Da sehen Sie es! Natürlich! Ein Volksschullehrer! Bei dem mageren Gehalt, das die bekommen! Da ist es bei dem Fleischpreis heutzutage nicht verwunderlich, dass so einer Vegetarier ist!«
    »Meinetwegen hat er ein mageres Gehalt. Trotzdem traue ich diesem Volksschullehrer glatt zu, dass er mindestens die Hälfte davon zur Seite legt, das ist einer von der Sorte! Und wenn man die Hälfte eines Volksschullehrergehalts fünfundzwanzig Jahre lang spart und es dann in irgendwas verwandelt, was dieser Schlüssel beschützt und was nur an Wert gewonnen haben kann …«
    »Reine Spekulation! Aus Müßiggang geboren! Wissen Sie ganz genau, ob unser Gastgeber nicht vielleicht spielt? Genau wie Sie? Und ob er dort nicht genau wie Sie sein letztes Hemd verspielt?«
    »Ein Geizhals dieses Ausmaßes? Nie im Leben! Sehen Sie doch, wie leicht er uns ausnimmt! Er ließe sich nie auf ein Spiel ein, bei dem er verlieren könnte. Haben Sie zum Beispiel bemerkt, dass sein Nusswein einen solchen Bodensatz hat, dass wir immer die Hälfte im Glas übrig lassen?«
    »Und diese Reste füllt er in die Flasche zurück. Ich weiß. Habe ich bemerkt.«
    »Haben Sie auch bemerkt, dass er immer die gleiche Anzahl Walnüsse pro Person austeilt? – Sogar die winzigsten Zigarettenstummel zerlegt er in ihre Einzelteile, um seine Pfeife damit zu stopfen.«
    »Er nimmt auch unsere auseinander und sogar die von Pencenat, die vor Spucke triefen. Nee! So etwas widert ihn nicht an!«
    »Und Sie wollen mir einreden, dass ein solcher Mensch spielen oder sogar verlieren kann? Nein! Nein! Glauben Sie mir, Combaluzier! Dieser Mann hat eine Passion, und es kann nur die eines Geizhalses sein! Es kann nur etwas sein, das wertvoll ist!«
    »Einverstanden! Angenommen, es ist wirklich so! Aber wie sollte man ihm dieses ›Etwas‹ nehmen? Und zunächst einmal, wie sollte man überhaupt herausfinden, was es eigentlich ist?«
    »Eben!«, sagte Fondère, der ein bisschen nach Luft rang.
    »Durch das Fenster der Toilette in meinem Häuschen kann ich die ganze Fassade der Schule überblicken, mit ihren hohen Fenstern – ohne Vorhänge, wohlgemerkt! Ich sehe alles: das Klassenzimmer, die Küche, das Schlafzimmer, die Abstellkammer für Eingemachtes, die Luke des Dachbodens. Alles, sage ich Ihnen! Nur«, schloss er kläglich, »es ist zu weit entfernt, ich kann nur schlecht etwas erkennen …«
    »Na also! Da sehen Sie es! Geben Sie doch endlich diese Utopie auf. Sonst laufen Sie Gefahr, noch einmal fünf Jahre aufgebrummt zu bekommen!«
    Tief unten in der Tasche seines Mantels ließ Combaluzier schon das Geräusch seiner Schlüssel erklingen, die er herausziehen würde, um die Tür zu öffnen. Monsieur Fondère trat von einem Fuß auf den anderen.
    »Ich habe mir sagen lassen«, fuhr er zögernd fort, »– Oh, wahrscheinlich völlig zu Unrecht! – dass Sie, wie es scheint, bei Ihren zahlreichen Schiffbrüchen trotz allem eines dieser Ferngläser retten konnten, die so teuer, aber auch so leistungsfähig sind.«
    »Wer hat Ihnen das erzählt?«
    »Ach, was weiß ich. Die Gerüchteküche. Es wird sogar behauptet, dass Sie Ihr Fernglas der Tochter der Grimaude ausgeliehen hätten, damit sie mir nachspionieren kann, wenn ich auf Morchelsuche gehe.«
    »Dummes Geschwätz! Warum zum Teufel die Tochter der Grimaude?«
    »Mein Gott … Vielleicht in der Hoffnung, sie ins Bett zu kriegen. Als Wärmflasche …«
    »Sie machen Witze! Sie ist doch viel zu bucklig!«
    »Das sollen die besten im Bett sein, hat man mir gesagt. Und was ist denn schon dabei? Können wir uns etwa erlauben, wählerisch zu sein, so mager und dürftig, wie wir aussehen? Ich gestehe Ihnen, dass …«
    »Sie hat mir versprochen«, murmelte Combaluzier finster, »dass sie sich flachlegen lassen würde, wenn ich ihr dabei helfe, Ihre Morchelstellen zu entdecken. Das heißt, sie pfeift auf mich!«
    Monsieur Fondère wog seine Worte ab, bevor er antwortete.
    »Nun«, sagte er schließlich, »wenn uns diese Angelegenheit gelingt – nachdem Sie mir Ihr Fernglas geliehen haben, versteht sich –, werde

Weitere Kostenlose Bücher