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Der Mörder mit der schönen Handschrift

Der Mörder mit der schönen Handschrift

Titel: Der Mörder mit der schönen Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Magnan
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Horizont schweifen, über die feuchten Wiesen und Hecken hinweg, an denen sie entlanggingen. Sogar der Windstoß, der eine Wellenbewegung in den Gräsern eines Brachfeldes verursachte, erregte seinen Argwohn. Er stand starr da, wie ein Hase, der irgendein merkwürdiges Geräusch dort drüben bei dem Steg gehört hatte, der über den Bewässerungskanal führte.
    »Ich habe einen Pionier gesehen!«, flüsterte er.
    Combaluzier hielt inne, während Fondère weiterging.
    »Was haben Sie gesehen?«
    »Einen Pionier, sagte ich. Einen als Haudegen der Grande Armée verkleideten Mann, mit Gamaschen, einer Schürze aus Schweinsleder und einer Fellmütze. Genau das!«
    »Wo und wann wollen Sie das gesehen haben?«
    »In einer der letzten Nächte! Genauer gesagt in der Nacht, in der unser Pencenat den Tod fand. Ich ließ das Fernglas enttäuscht über das Dorf schweifen, nachdem der Lehrer das Licht gelöscht hatte. Und da habe ich es gesehen, unter der Straßenlaterne bei der öffentlichen Waage.«
    »Und was hat er getan?«
    »Er ging durchs Dorf, genau in Richtung Friedhof, zu der Treppe, wo der arme Pencenat tot aufgefunden wurde.«
    »Das ist ja unglaublich!«
    »Nicht wahr? Genau das hab ich auch gedacht. Aber warten Sie erst mal ab! Ich bin etwa eine Stunde auf meinem Posten geblieben, auf meinen Stuhl gekauert, mit eiskalten Füßen. Ich habe nachgedacht, hin und her überlegt, weil ich meinen Augen nicht traute. Und plötzlich habe ich ihn wieder gesehen! An der gleichen Stelle! Ich konnte sogar sein Gesicht sehen. Er ist zurückgekommen! Und das genau in der Nacht, in der Pencenat umgekommen ist! Und es war genau zu der Zeit, als sich Pencenat laut Zeitung das Genick gebrochen hat!«
    »Ja und, diese Person, haben Sie die erkannt?«
    »Warten Sie hier einen Moment auf mich!«, rief Fondère aus, um der Frage auszuweichen. »Ich gebe Ihnen Ihr Glas zurück. Ich brauche es nicht länger. Ich muss nur noch die Ergebnisse meiner Überlegungen ordnen!«
    Sie waren an dem Häuschen angekommen, wo der Putz in Placken von der feuchten Wand abfiel und am halb zusammengebrochenen Laubengang eine abgestorbene Glyzinie im Luftzug raschelte. Fondère betrat eilig sein Haus und kam sogleich mit einem alten purpurfarbenen Etui wieder heraus, das er seinem Gefährten entgegenstreckte.
    »Hier! Und vielen Dank! Sie haben mir sehr damit geholfen! Deshalb werde ich mich revanchieren!«
    »Sie hatten mir versprochen, mir einige Ihrer Morchelstellen zu verraten!«
    »Dazu ist jetzt noch nicht die richtige Zeit! Und außerdem nicht die Saison. Aber dafür werde ich Ihnen jetzt sofort eine Stelle erklären, wo Sie krause Lorcheln finden!«
    »Was ist denn das?«
    »Pilze, mein Lieber, die noch besser schmecken als Morcheln. Und die es zu dieser Jahreszeit massenweise gibt … Wenn man weiß, wo! Sie haben ein Trüffelaroma und haben dazu noch aphrodisische Eigenschaften. Also gleich zwei Fliegen mit einer Klappe! Die Bucklige, die diese Wirkung übrigens gut kennt, wird Ihnen mehr als dankbar sein!«
    »Aber wo finde ich sie denn?«
    »Überqueren Sie den Bès an der Furt bei den Bouscarles. Der Weg geht auf der anderen Seite weiter. Folgen Sie ihm etwa achthundert Meter bis zur Halde des alten Kalkwerks. Dann … Warten Sie! Ich habe Ihnen eine Skizze angefertigt, mit allen Einzelheiten.«
    »Danke!«, sagte Combaluzier. »Aber Sie haben mir immer noch nicht gesagt, wer …«
    Fondère legte einen Finger auf den Mund.
    »Alles deutet darauf hin«, flüsterte er, »dass ich auf dem besten Weg bin, ein hübsches Auskommen zu finden. Auf meine bescheidene Rente, die mir einige Gewissensbisse bereitet, werde ich wohl für eine Weile verzichten können!«
    Combaluzier zog ein langes Gesicht und schüttelte brummend den Kopf: »Wollen Sie meine Meinung hören. Fondère? Wir sollten auf der Stelle verschwinden! Das Rettungsboot losmachen und das Schiff anbohren. Glauben Sie mir: Ein Ort, an dem sich jemand um zwei Uhr nachts als Pionier verkleidet, ist nichts für uns beide! Glauben Sie mir, Fondère: Trotz unseres Vorlebens sind wir dem hier nicht gewachsen!«
    »Denken Sie das wirklich? Ganz abgesehen vom Profit amüsiere ich mich im Moment köstlich. Und seit gut zwanzig Jahren, Combaluzier, hat mich nichts mehr amüsiert!«
    Er verschwand in seiner fragwürdigen Behausung und drückte so gut es ging die Tür hinter sich zu, die so sehr klemmte, dass sie sich nicht mehr ganz schließen ließ.
    So hätte in Barles langsam alles wieder seinen

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