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Der Mörder mit der Spritze

Der Mörder mit der Spritze

Titel: Der Mörder mit der Spritze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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dann, als wir an der
Polizeiwache vorbei waren; in diesem Augenblick wollte ich Sergeant Brown auf
keinen Fall in die Quere kommen oder ihn auf mich aufmerksam machen.
    »Kennst du einen Typ namens J.
C. ?« fragte Harry und rutschte unbehaglich neben mir
im Schalensitz hin und her.
    »Kenne ich. Der sitzt in der
Bullenburg, an der wir gerade vorbeigekommen sind. Wo fahren wir hin ?« Mein Fuß schwebte über dem Gaspedal.
    »Immer die Hauptstraße entlang.
Ich sag’s, wenn du abbiegen mußt .« Harry rutschte
wieder hin und her und schaute mich an. »Da ist er nicht mehr. Er wartet im
Wald auf uns .«
    »Aber er ist doch verhaftet worden«,
protestierte ich.
    »Ja, weiß ich. Er hat mir die
ganze Sache erzählt — es aufgeschrieben und die Blätter verbrannt, nachdem ich
sie gelesen hatte. Und was passiert ist: er ist in einer Kurve aus dem
Streifenwagen gehopst und gleich zu mir gekommen. Wahrscheinlich haben sie
gedacht, er ist es nicht wert, daß man eine große Suchaktion startet. Ich finde
das nur irgendwie komisch, weil J. C. sich sonst immer treiben läßt; er meint,
gegen das Schicksal kann man nichts machen .«
    »Was ist auf einmal mit ihm
los? Hat er vielleicht auch eine verrückte Idee bekommen ?«
    »Mach keine Witze, Mann, es ist
ernst. J. C. hat das ganze Ding ausgecheckt, hat er mir gesagt. Mit dem H, und
wer die Jungs umgelegt hat, und wo der Mörder ist .«
    »Und warum hat er es
ausgerechnet dir erzählt ?«
    »Er wollte, daß ich sein Jünger
werde .«
    »Sein was? Du meinst, er wollte
Unterstützung ?«
    »Nein. Der hat ein ganz anderes
Ding drauf. Das sitzt viel tiefer bei ihm. J. C. war hinter diesen beiden her — Sauron und Gollum , ich
kenne sie so vom Sehen — , und er wollte, daß ich
mitkomme. Ich sollte ihm folgen, klar? Er wollte sie retten und bekehren, und
ich sollte Zeuge sein. So wie er sich das gedacht hat, sollten sie ihm ihre
Sünden bekennen, und dann würde er sie erlösen. Verstehst du es jetzt ?«
    Ich nickte betrübt.
»Wirklichkeit und Phantasie sind durcheinandergekommen, und er setzt es in
Handlungen um .«
    »Er macht nur sein Ding .«
    Jemand hatte ihm dieses Ding
aufgesetzt, dachte ich. »Warum ist er zu dir gekommen ?«
    »Er hat mich manchmal gesehen.
Ich weiß nicht, vielleicht hat er gedacht, ich sehe spirituell aus oder so .«
    »Vielleicht hat er auch die
Schreie aus deinem Haus gehört und gedacht, du seist ein Büßer .«
    Harry runzelte die Stirn.
Langsam bekam ich den Eindruck, daß er seine Rolle als Jünger sehr ernst nahm.
»Vielleicht hat er sich auch nur gedacht, daß ich groß und stark bin und eine
sichere Begleitung .«
    »Wo ist er jetzt ?«
    »Da fahren wir gerade hin .«
    »Sind Sauron und Gollum auch da ?«
    »Das hat er wenigstens gesagt. Ich
hab’ ihm gesagt, wir brauchen noch einen Jünger, ich allein wäre als Zeuge des
Wunders nicht genug. Erst hat ihm das gar nicht gefallen, aber dann hab’ ich
gesagt, daß ich einen Fischer kenne, der so eine Szene begreifen würde. Da ließ
er mich weg. Er stand im Wald auf einem großen Felsen und sagte, er würde sich
nicht rühren, bis ich wieder zurück bin. Ich bin gleich zu dir gekommen .«
    »Wie lange müssen wir fahren ?«
    »Zehn Minuten.«
    »Dann warst du eine halbe
Stunde weg. Ziemlich lange, um auf einem Fleck zu stehen, selbst für J. C.
Hoffentlich ist er nicht müde geworden .«
    Harry rutschte wieder hin und
her. Zum erstenmal fiel mir auf, wie nervös er war.
Ich konzentrierte mich auf die Kurven.
    »Da ist der Felsen«, sagte
Harry. »Pest, er ist weg .« Ich schwieg.
    »Da muß weiter unten ein Haus
sein«, sagte er und wies auf einen Weg, zwei Reifenspuren, die zwischen den
Kiefern verschwanden.
    »Okay«, sagte ich. »Nichts wie
hin.«
    Ich lief zum Austin Healey und
holte meinen .38er unter dem Vordersitz hervor. Dann schlugen wir uns durchs
Unterholz.
    Es war ein einstöckiges
Holzhaus, versteckt zwischen Bäumen; vor dreißig oder vierzig Jahren war es
wahrscheinlich einmal ein schicker Sommersitz gewesen. Jetzt war es
heruntergekommen, hatte Löcher im Dach und angefaulte Wände, aber wenn man ein
Versteck brauchte, war es perfekt.
    Und es sah aus, als hätte
jemand schon eine ganze Weile ein Versteck gebraucht. Neben dem Eingang waren
große Flecken von Motoröl, und eine Fläche von der Größe eines Autos war kaum
bewachsen.
    Die Tür war unverschlossen. Die
Angeln quietschten nicht, so kamen wir geräuschlos hinein.
    Es gab kein Licht, und alle
Fenster waren verhängt

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