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Der Mörder mit der Spritze

Der Mörder mit der Spritze

Titel: Der Mörder mit der Spritze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Trümpfe gleich
ausspielen oder aussteigen. Als ich hinausging, warf ich noch einen Blick
zurück auf Holloway, der mit geballten Fäusten neben dem grinsenden Gangster
stand und mich wütend anglotzte.
    »Und abgesehen von dem, was ich
herausfinden könnte, sollte Ihnen noch etwas anderes Kummer machen, Holloway«,
sagte ich beim Hinausgehen. »Wieso wissen Sie eigentlich so genau, daß Ihre
Tochter noch unberührt ist? Ich wette, Sie haben nicht mehr nachgesehen, seit
sie drei war .«
    »Raus, Sie Dreckschwein !« brüllte er.
    »Aber ich will Ihnen etwas
sagen: Ich tue Ihnen einen Gefallen und sehe bei nächster Gelegenheit mal nach.
Dann sage ich Ihnen Bescheid .«
    Sein Gesicht verzerrte sich vor
Wut, und er setzte sich in Bewegung. Ich machte die Tür zu, schlenderte
gemächlich durch die Halle ins Wohnzimmer und dann zur Tür hinaus. Er kam nicht
hinter mir her. Offenbar hatte Carlotti ihn
zurückgehalten.
    Ronda war nicht zu sehen, und
es war auch nicht die Zeit, nach ihr zu suchen, so ging ich zu meinem Austin
Healey, der sich blutrot glänzend in der Einfahrt räkelte.
    Auf der Straße gegenüber stand
ein staubiger, zehn Jahre alter Chevrolet, der irgendwie nicht in die Gegend
passen wollte. Ich stand einen Augenblick da und dachte nach, als schwaches
Flüstern meine Aufmerksamkeit erregte. Ich hätte es wahrscheinlich überhaupt
nicht wahrgenommen, wenn ich nicht wegen des Chevrolet stehengeblieben wäre.
    Mindestens zwei Leute hielten
eine kleine Konferenz hinter den verschlossenen Türen der Garage, aber als ich
ein Ohr an die Tür gelegt hatte, war die Unterhaltung verstummt. Ich wartete
ein paar Minuten, doch keiner sagte etwas. Ich war gerade mit der Überlegung befaßt , ob ich die Sache nun vergessen oder lieber hinter
der Garage nachschauen sollte, als ich hörte, wie der Chevrolet angelassen
wurde.
    Ich drehte mich um, gerade
rechtzeitig, um die alte Mühle mit einem Tempo abfahren zu sehen, das einem Rennfan den Schweiß der Begeisterung auf die Stirn
getrieben hätte. Der Fahrer beugte sich übers Steuer, aber ich brauchte sein
Gesicht nicht zu sehen — die langen, fettigen Locken sagten genug.
    Charles Holloway war doch nach
Hause gekommen.

8
     
    Ich zweifelte keinen Augenblick
lang, daß ein Austin Healey mit optimaler Einstellung selbst einen frisierten
Chevrolet abhängen konnte — und mit einem erstklassigen Fahrer wie mir am
Steuer hatte Gollum keine Chance.
    Ich blieb in Sichtweite hinter
ihm, bis wir ins Zentrum von Forestville kamen, wo
ich ihn im Morgenverkehr verlor, weil eine Pute ihren dicken fetten Buick bei dem Versuch, rückwärts einzuparken, quer auf der
Straße verkeilt hatte. Ich wollte schon aussteigen und sie vom Steuer
scheuchen, aber da war Gollum mit seinem feurigen
Elias bereits über alle Berge.
    Die einzige Chance, Charles
Holloway zur Rede zu stellen, war mir entgangen; so beschloß ich, mich mit
einem Mittagessen zu entschädigen, denn ich hatte seit vierundzwanzig Stunden
nichts mehr gegessen.
    Eine gute Stunde später kam ich
aus dem Speisesaal des Hotels geschlendert und sah Harry in der Halle stehen.
    Diesmal war er angezogen; er
trug einen knöchellangen, indischen Kaftan mit schwarz-rot-braunen, wirbelnden
Mustern, die aussahen wie trübsinnige Kometen. Im Gegenlicht war der Stoff
durchsichtig, und man konnte deutlich sehen, daß er außer einem Paar lila
Unterhosen nichts darunter trug. Unter dem dünnen Stoff sah der dicke Pelz, mit
dem er bedeckt war, aus wie ein schwarzes Rheumafell.
    »Hier, Harry«, rief ich, und
der große Affe drehte sich folgsam um und grinste.
    »Guck mal«, sagte er. »Randall
Roberts, Anwalt der Rechte.«
    »Zwickt dich wieder dein
Gewissen ?« fragte ich. »Oder bist du zur Abwechslung
in einen Scheidungsfall verwickelt ?«
    Er kam auf mich zugetigert , schwang die Arme, als juckte es ihn, die
nächste Liane zu ergreifen. »Ich habe eine Spur«, flüsterte er mir ins Ohr.
    »Wegen Ingwer?«
    »Nicht nur, wenn die
Geschichten, die ich gehört habe, wahr sind. Moley und der Hirsch sind doch auch weg vom Fenster, stimmt’s ?«
    »Ja, das stimmt. Was hast du
herausgefunden ?« Ich nahm ihn plötzlich ernst.
    »Wir nehmen deinen Wagen, der
fährt schneller. Ich erzähle dir unterwegs, was los ist .«
    Ich nickte, und wir gingen
gemeinsam durch die Halle. Ein halbes Dutzend Leute vertrieb sich dort die
Zeit. Nur fünf sahen auf und starrten uns an. Der sechste las Zeitung.
    Die
Geschwindigkeitsbeschränkung überschritt ich erst

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