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Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition)

Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition)

Titel: Der Mörder ohne Eigenschaften: Ein Fall für Enzo Mackay (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter May
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im Park, während gleichzeitig meine Kreditkarten gesperrt werden?»
    Kirsty drehte sich auf ihrem Sitz um, ihr Gesicht ein einziges Fragezeichen. «Aber wozu? Was soll das Ganze?»
    «Mir fällt da nur ein einziger Grund ein.»
    Raffin beobachtete Enzo im Rückspiegel. «Der wäre?»
    «Dein Buch.»
    «Was redest du da?», erwiderte Raffin mit skeptischem Blick.
    «Sieben ungelöste Mordfälle, richtig?»
    «Ich sehe nicht, was das zur Sache tut.»
    «Nach all dem Medienrummel dürfte es sich in ganz Frankreich herumgesprochen haben, dass ich mit der Aufklärung dieser Morde befasst bin. Auch bei den Mördern.»
    «Du meinst, hinter alledem steckt einer dieser Mörder?», fragte Kirsty.
    «Von Rogers Fällen habe ich in den letzten Jahren zwei geknackt. Wenn du einer der verbleibenden fünf Täter wärst, würdest du da nicht allmählich ein bisschen nervös?»
    «Aber wieso bringt derjenige dann nicht kurzerhand dich um?», warf Raffin ein.
    «Das hat schon jemand in Gaillac versucht, allerdings bevor ich den dortigen Mörder entlarvt hatte. Würde mich jetzt jemand einfach so umlegen, läge es ziemlich auf der Hand, dass der Täter einer von den übrigen fünf ist. Und dann würde vielleicht jemand anders an meiner Stelle die Verfolgung aufnehmen. Wenn er dagegen einfach mein Leben zerstört, es Stück für Stück auseinandernimmt, bis nicht mehr viel übrig bleibt, setzt er damit meinen Nachforschungen ein Ende. Und dann ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass jemand in meine Fußstapfen tritt.»
    Wieder verfielen sie in Schweigen. Jeder grübelte still und für sich über Enzos Theorie nach, klopfte sie auf Schwachstellen ab, versuchte, lose Enden mit anderen Fäden zu verknüpfen.
    Schließlich fuhr Enzo fort: «Wenn er gewusst hätte, dass ich ohnehin bald sterbe, hätte er sich die ganze Mühe sparen können.»
    Inzwischen hatten sie sich den Mauthäuschen genähert und sahen, was den Stau verursachte. An einer Seite stand eine Phalanx blauer Mannschaftswagen der Gendarmerie, und mindestens zwanzig Beamte waren damit beschäftigt, die Ausweispapiere sämtlicher Autoinsassen zu kontrollieren, bevor sie die Fahrzeuge durch die Schranken ließen. Sie trugen hohe képis , die übliche Kopfbedeckung der Gendarmerie, und Regencapes, während sie eine Hand immer dicht an der Dienstwaffe im Halfter hatten.
    «Muss eine Terrorwarnung sein», sagte Raffin. «Bei einer gewöhnlichen Verkehrskontrolle wird nicht jedes Fahrzeug angehalten und überprüft.»
    Als sie am vorderen Ende ihrer Schlange angekommen waren, wurde klar, dass die Polizisten nicht nur bei den Fahrern, sondern bei sämtlichen Fahrzeuginsassen Personenkontrollen durchführten. Raffin kramte seinen Personalausweis hervor, Kirsty ihren Reisepass. Enzo fand seine Aufenthaltsgenehmigung und spielte geistesabwesend damit herum, während er immer noch über den Mann nachgrübelte, der um ein Haar seine Tochter getötet hätte, um sein Leben zu ruinieren. Egal, um welchen der verbliebenen fünf Mörder es sich handelte, ging es Enzo diesmal nicht darum, die Beweise eines alten Falls mit modernen, professionellen Mitteln noch einmal zu untersuchen. Das hier war eine persönliche Angelegenheit. Und ihm blieb nicht viel Zeit.

    Raffin hielt an, und drei gendarmes spähten durch die nassen Scheiben. Er kurbelte das Fenster auf der Fahrerseite herunter und reichte seinen Ausweis hinaus. Doch der Beamte schaute an ihm vorbei nach hinten, zum Rücksitz. Er warf seinen Kollegen einen kurzen Blick zu, und schon hatte einer von ihnen die hintere Tür aufgerissen und seine Waffe gezogen, alles in einer einzigen fließenden Bewegung.
    «Hey!» Raffin drehte sich erschrocken um und sah, wie Enzo aus dem Wagen gezerrt wurde. Als er sich wieder umdrehte, blickte er in einen Pistolenlauf.
    «Aussteigen! Alle aussteigen!» Plötzlich schienen sämtliche Polizisten durcheinanderzubrüllen, schnelle Schritte näherten sich auf dem nassen Asphalt, und binnen Sekunden war der Wagen von Männern in Dunkelblau umringt, während Raffin und Kirsty wenig zartfühlend aus dem Auto gezogen wurden, hinaus in den Regen.
    Kirsty sah ihren Vater von fünf Gendarmen eingekreist mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden liegen. Sie zwangen ihm die Arme auf den Rücken, Handschellen schnappten zu.
    Es geschah alles so blitzschnell, dass sie keinen klaren Gedanken fassen konnte. Doch dann schrie sie aus Leibeskräften, was zur Folge hatte, dass sie herumgeschleudert und gegen den Wagen geworfen

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