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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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Bartellus einen Weg fand, sich für den brutalen Mord an seiner Familie am Kaiser zu rächen, dann, das war klar, erwartete ihn nur der Tod, entweder ein langsamer Tod unter der Folter oder ein rascher. Sein Ehrgeiz bestand darin, diesem Mann ein Messer ins Herz zu jagen, ihm die Kehle durchzuschneiden, was auch immer im fraglichen Augenblick gerade praktikabel war. Er wollte die vier Unschuldigen rächen, die durch Araeons Hand gestorben waren – vier von Millionen. Und wenn sich die Gelegenheit bot, die anderen zu bestrafen, die sich gegen ihn verschworen oder tatenlos daneben gestanden und zugesehen hatten, wie man ihn verraten und anschließend gefoltert hatte, umso besser.
    Er würde jedenfalls sein Bestes tun, um sich zuerst von Emly zu lösen und sie an einen sicheren Ort zu bringen. Sosehr er sie auch liebte, er wusste, dass er sie möglicherweise zusammen mit sich verurteilte.
    Also wanderte der alte General von einer kleinen Gruppe von Verschwörern zur nächsten, blieb aber nie lange genug, um zu riskieren, erkannt zu werden. Er war stets wachsam und wartete auf den einen Mann, der ihm helfen konnte, bis zum Palast vorzudringen und dann zum Fried und zu Araeon. Um in den Palast zu kommen, brauchte man die richtigen Papiere und das richtige Gesicht. In den Fried einzudringen, war nahezu unmöglich, und es hieß, der Unsterbliche würde ihn dieser Tage nur selten verlassen.
    Er fing Sullys Blick auf, und der kleine Mann lächelte dünn. Er war der Einzige, dem Bartellus Zeit schenkte, denn er hörte dem Gerede und den albernen Drohungen der Soldaten zu, nahm sie alle auf und verriet nur wenig. Er fragte sich, ob Sully vielleicht sogar ein Spion war. Für den Fall, dass er beobachtet wurde, ging Bartellus immer auf einem Umweg nach Hause. Wenn er Zweifel hatte, übernachtete er in einer Herberge und kehrte erst am helllichten Tag in das Haus des Glases zurück.
    Nachdem er stundenlang sinnlosem Tratsch zugehört hatte, befeuert durch das Bier, das die uralte Mutter der Hure aus dem Erdgeschoss heraufschleppte, beschloss Bartellus, diese Gruppe zu verlassen. Aber er wollte versuchen, den Kontakt zu Sully aufrechtzuerhalten. Er würde an der nächsten Zusammenkunft nicht teilnehmen, sondern draußen warten und Sully nach Hause folgen. Für eine mitternächtliche Verfolgungsjagd hatte er heute nicht die Energie.
    Mitten in einer ausschweifenden Geschichte, die Vitellus zum Besten gab, ging er plötzlich zur Tür und verließ den Raum ohne ein weiteres Wort. Er hörte, wie sie sich über ihn lustig machten, als er die Treppe hinabstieg.
    Im Großen Sturm war zu viel Regen auf einmal vom Himmel gefallen, als dass die Kanäle, Auffangbecken und Gossen die Menge hätten bewältigen können. Die schmalen Straßen des Arsenals waren zu tosenden Flüssen angeschwollen. Hunderte, vielleicht sogar Tausende Bürger waren in den Sturzfluten gestorben. Ertrunken in den überfluteten Straßen oder hilflos in ihren Heimen eingeschlossen und dort ertrunken. Angeblich konnten die Leichenbestatter der Cité nicht alle Toten würdevoll bestatten. Deshalb rumpelten noch Wochen später Karren durch die nächtlichen Straßen, welche die Toten hinaustransportierten zum Kap Salient, wo sie ins Meer geworfen wurden. Seitdem schien das Lindo-Viertel tiefer zu liegen, und seine feuchten Grundmauern schienen eingesunken zu sein. Keller, die bis dahin trocken gewesen waren, standen jetzt unter Wasser. Bewohner, deren Heime ohnehin schon feucht gewesen waren, wurden gezwungen, in die oberen Räume umzuziehen. Sie hatten alle Hände voll damit zu tun, ihre Habseligkeiten und ihre Möbel trocken zu halten.
    Die weißen Katzen von Lindo jedoch liebten es nicht, wenn ihre Pfoten nass wurden, und waren in die oberen Stockwerke umgesiedelt. Auf die Dächer und in die höheren Etagen, die Brücken und Pfeiler, die diese baufälligen Häuser stützten. Sie überließen die feuchten Straßen und nassen Keller den Ratten und kamen nur nachts herunter, um zu fressen.
    Viele dieser Katzen waren immer noch vollkommen weiß. Jahrhundertelang hatten sie sich mit weniger edlen Rassen gemischt, aber ihr Blut war sehr stark. Wenn eine Abweichung auftrat, zum Beispiel Katzen mit braunen Pfoten oder einer gelbbraunen Maske im Gesicht, verschwand sie in späteren Generationen wieder. Sie paarten sich oft untereinander und zogen ihre Jungen in den Nischen und Spalten der zerfallenden Schornsteine und verrottenden Giebel auf der Nordseite der Blauenten-Allee

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