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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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einer hübschen missbilligenden Miene verzogen.
    » Wohin gehst du?«, platzte Frayling heraus. Es stand ihm nicht zu, sie zur Rede zu stellen, aber sie ging nur selten aus und ganz gewiss nicht an zwei aufeinanderfolgenden Tagen.
    » Zu dem Kaufmann«, erwiderte sie entschlossen, obwohl sie den Blick auf den Boden gerichtet hielt und sich nervös auf die Lippe biss.
    Er fragte sie aus welchem Grund. Zögernd und auf ihre abgehackte Art und Weise erzählte sie ihm, dass sie ihren Schleier dort vergessen hätte, dass der Sohn des Kaufmanns ihn hatte. Sie wollte nicht, dass Bartellus das erfuhr, weil er bereits genug Sorgen hätte, und er würde zweifellos darauf bestehen, dort hinzugehen. Frayling wusste genau, wie kostbar dieser Schleier für sie war; er hatte ihr geholfen, die winzigen Figürchen herzustellen, die ihn beschwerten. Er wusste zwar nicht, wie es kam, dass der Sohn des Kaufmanns ihn hatte, aber er zögerte keine Sekunde.
    » Ich gehe«, sagte er. Die Entschlossenheit in seiner Stimme erschreckte ihn. Emly offenbar auch, denn sie sah zu ihm hoch. Ihre dunklen Augen glitten forschend über sein Gesicht, auf eine Art und Weise, die ihn erröten ließ.
    » Mit mir«, flüsterte sie.
    Frayling schüttelte den Kopf. » Ich gehe«, wiederholte er. » Du kannst nicht schon wieder einen so weiten Weg bewältigen. Nicht nach gestern. Und außerdem«, fiel ihm dann noch ein, » kennst du den Weg auch gar nicht.«
    Er glaubte, Erleichterung auf ihrem Gesicht zu erkennen. » Dein Bein?«, fragte sie dennoch.
    » Mein Bein braucht ab und zu einen kräftigen Marsch«, log er. » Um es zu strecken.«
    Frayling war nie bei der Armee gewesen. Als kleines Kind, bei seiner Mutter und seinen Schwestern in Gervain, hatte ein schlecht beladener Karren seine Ladung aus Ziegelsteinen verloren und das Bein des kleinen Jungen zerschmettert, als der auf der Straße spielte. Man rettete zwar sein Leben, und sein Bein wuchs auch wieder zusammen, aber es war eine schwache Masse aus zerschmetterten Knochen und zerfetzten Muskeln. Es bereitete ihm ständig Schmerzen und war nur zu wenig zu gebrauchen. Er humpelte, so gut er konnte, im Haus des Glases herum, und fürchtete jedes Mal die steilen Treppen hinauf zum Dachboden. Er dachte oft, dass er ohne das Bein besser dran wäre, und wünschte sich, er besäße den Mut, es sich abnehmen zu lassen. Immer wenn er ausging, nahm er eine kräftige hölzerne Krücke mit. Das mit Leder gepolsterte Armstück passte bequem unter seine Achselhöhle, und er kam auf der Straße recht zügig voran.
    Es war ein langer Weg, obwohl er erheblich weniger Zeit brauchte als bei ihrer Fahrt am Tag zuvor. Denn Frayling hatte sein ganzes Leben in der Cité verbracht und kannte sämtliche Gassen und Gänge. Trotzdem schmerzte sein verletztes Bein schlimmer, als es das seit Wochen getan hatte, noch bevor er die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte. Und hungrig war er auch. Aber der Gedanke an Emlys Dankbarkeit, wenn er ihr triumphierend den Schleier zurückbrachte, trieb ihn weiter an.
    Während er über die Straßen humpelte, übte er immer wieder seine Rede vor dem Kaufmann. » Guter Herr, ich bin der Diener von Bartellus, dem Vater der Glasmacherin. Er hat mir befohlen, dich aufzusuchen und nach dem Schleier zu fragen, der seiner Tochter gehört, Miss Emly, und den sie gestern aus Versehen hier hat liegenlassen.« Das war höflich und auf den Punkt. Der fette Weinhändler konnte sich schwerlich weigern.
    Als er sein Ziel erreichte, hatte die Sonne ihren Zenit bereits überschritten, und die Hitze war am schlimmsten. Das steinerne Haus wirkte verschlossen, und die Fensterläden waren gegen die Hitze geschlossen. Niemand war auf dem Platz und auch die Straßen ringsum schienen verlassen zu sein. Während er seine Rede einübte, humpelte Frayling die Stufen zur Haustür hoch und klopfte an.
    Er musste lange warten, aber schließlich öffnete sich die Tür ächzend, und ein Diener trat heraus. Er war dünn, alt und in Schwarz gekleidet. Er betrachtete den Besucher von Kopf bis Fuß. Frayling hielt nervös seine Rede stolperte nur ein bisschen über das Wort » Glasmacherin«. Der Diener starrte ihn noch einen Moment an, trat dann wieder ins Haus zurück und schlug ihm die Tür vor der Nase zu.
    Frayling wusste nicht, was er tun sollte. Er stand da und überlegte, ob der Mann wohl zurückkommen würde oder ob man ihn einfach weggeschickt hatte. Schließlich nahm er seinen Mut zusammen und klopfte erneut an die

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