Der Moloch: Roman (German Edition)
Tür. Er wartete, aber die Tür blieb geschlossen. Verzweifelt setzte er sich auf die Stufen und massierte seine rechte Schulter, die ebenfalls von dem langen Marsch schmerzte. Er wartete dort eine Weile und blickte immer wieder zur Tür hoch.
Schließlich war sein Durst zu groß. Er rappelte sich auf und humpelte zu dem Brunnen auf dem Platz. Er hatte die halbe Strecke zurückgelegt, als er hörte, wie sich die Tür hinter ihm öffnete. Er kehrte um und eilte zu dem alten Diener zurück, der gleichgültig in der Tür stand.
» Ja?«, fragte Frayling nervös. » Ja?«
» Der Herr des Hauses hat mir gesagt, dass du dich irren musst«, erklärte der Mann kalt. » Hier gibt es keinen Damenschleier.«
Die Tür schloss sich. Frayling war verzweifelt und überlegte, was er noch tun konnte. Er trat zurück und starrte zum Haus hoch. Aus einem Fenster im ersten Stockwerk, dessen Läden geöffnet waren, beobachtete ihn ein junger Mann. Er war jung und hatte ein rosiges Gesicht. Frayling erinnerte sich daran, dass er ihn am Tag zuvor gesehen hatte. Der Mann sah ihn an, bis Frayling sich abwandte.
Bartellus war wütend auf sich selbst. Es kam ihm vor, als hätte er in den letzten Jahren wie in einem Nebel gelebt. Er hatte sich wegen des Bibliothekars den Kopf zerbrochen, der Interesse an ihm gezeigt hatte, obwohl der Mann wahrscheinlich vollkommen harmlos war. Immerhin war es seine Arbeit, Interesse an der Arbeit der Nutzer dieser Bibliothek zu zeigen. Und dennoch hatte Bartellus zugelassen, dass er der Sorglosigkeit anheimfiel und regelmäßig die Leuchtenden Sterne besuchte, eine Herberge, die vor allem von Veteranen aufgesucht wurde. Er hatte sich in dem Glauben gewiegt, niemand würde ihn erkennen, weil er es wollte und weil er seine Urquat-Spiele genoss. Und, was erheblich schwerer wog, er hatte die Gesellschaft von Verschwörern gesucht, ganz gleich wie unfähig sie auch sein mochten.
Er hatte seinen Mantel ausgezogen und schenkte sich gerade ein Glas Wein ein, als er ein Klopfen an der Seitentür hörte. Er erstarrte. Was jetzt? Er ging nach unten, das Weinglas in der Hand. Er hörte, wie Emly aus ihrer Werkstatt kam und die Treppen herunterpolterte.
Erneut verwünschte er seine Nachlässigkeit, weil er kein Guckloch in der Tür hatte. Er starrte unentschlossen die Tür an, ging dann in die Küche und kam mit einem Messer zurück. Er stellte einen Fuß dicht an die Tür, damit sie nicht allzu weit aufgestoßen werden konnte, schloss sie dann auf und warf einen Blick hinaus.
Eine Gestalt mit hochgeschlagener Kapuze stand davor.
» Zeig dich!«, bellte er.
» Erkennst du mich immer noch nicht, Bartellus?«, antwortete eine Frauenstimme. Die Person schlug die Kapuze zurück. Im klaren Licht des späten Nachmittags wirkte sie älter, wenn auch ein wenig weicher; ihre weiße Haarmähne wurde, recht willkürlich, mit etlichen Nadeln auf ihrem Kopf zusammengehalten. Auf ihrer Brust schimmerte es silbern.
Bartellus stand verblüfft da und ließ die Rechte mit dem Messer sinken.
» Willst du mich auf den schmutzigen Straßen von Lindo stehen lassen?«, erkundigte sich Archange.
Er trat zur Seite, und sie kam herein. Sie machte entschlossen die Tür hinter sich zu, weil er dazu offenbar nicht in der Lage war. Dann sah sie Emly an und nickte.
» Also, General«, zischte sie. » Schließt du diese Tür für gewöhnlich ab? Das solltest du tun, weißt du?«
Bartellus riss sich zusammen und verschloss die Tür. » Verzeih mir, Archange«, sagte er dann. Es überrascht mich, dich hier zu sehen. Wie hast du mich gefunden?«
» Das war nicht schwer. Du hinterlässt deutlich sichtbare Spuren überall in der Cité. Hast du vielleicht einen Stuhl, auf den ich mich setzen kann?«
Bartellus führte sie in den Salon und hieß sie, sich in seinen eigenen Stuhl zu setzen, während er sich auf einen Hocker pflanzte. Emly folgte ihm und blieb in der Tür stehen.
Archange sah sie an. » Hol mir etwas gewässerten Wein, Kind.«
» Und Lampen«, setzte Bartellus hinzu. » Es wird bald dunkel. Du hast Glück, dass du mich hier antriffst«, sagte er zu Archange. » Ich bin nur deshalb früher nach Hause gekommen, weil ich beobachtet wurde.«
» Mit Glück hat das nichts zu tun. Du bist meinem Mann gefolgt. Er hatte den Auftrag, dich nach Hause zu führen, damit ich mit dir reden konnte, wann es mir passte.«
Bartellus starrte sie entgeistert an. » Ich wurde hierhergelockt? In mein eigenes Heim?«
Archange zuckte mit den
Weitere Kostenlose Bücher