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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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wieder an, doch dann schrie jemand einen Befehl, und der Kutscher stoppte. Jemand zog das Tuch von Fells Gesicht, und er starrte in die wütenden Augen eines Wachsoldaten.
    Sofort rollte er sich auf der anderen Seite von der Pritsche, warf sich unter das Fuhrwerk und übertölpelte so die Wachen, die in die falsche Richtung rannten. Er sprang auf, tötete zwei Männer, dem einen durchbohrte er die Brust, dem anderen schnitt er die Kehle durch, dann sprang er wieder auf das Fuhrwerk. Die plötzliche Unruhe erschreckte das Pony, das sich in Bewegung setzte, weshalb die Tore nicht geschlossen werden konnten. Die Wachen schlugen mit ihren Schwertern nach seinen Beinen. Mit einem Satz landete Fell auf dem Kutschbock und hielt sein Schwert dem Kutscher an die Kehle. Der verängstigte Mann ließ die Zügel los und rutschte vom Sitz. Fell sprang auf das Pony und durchtrennte mit dem Schwert die Zugstränge. Dann trat er dem Tier die Hacken in die Flanke, und es galoppierte, so schnell es konnte, durch das Tor und in die Nacht hinaus.
    Es war ein dürres, klägliches Tier, das Fells Gewicht kaum tragen konnte. Sobald sie die Dunkelheit erreicht hatten, glitt er von seinem Rücken und schlug ihm die Hand auf den Rumpf. Das Tier trottete weiter, folgte der Hauptstraße. Fell schlug sich querfeldein und hielt sich in Richtung Westen.
    Es dauerte nicht lange, bis er begriff, warum Maron behauptet hatte, der Alte Berg wäre uneinnehmbar. Sobald er die einzige Straße verlassen hatte, die sich schmal zu der Festung hinaufschlängelte, fiel das Land steil ab, manchmal fast senkrecht. Fell kletterte über den Hang und musste die ganze Zeit bergab gehen. Zuerst gab es noch Pflanzen, die sich so gut wie möglich an die Felsen klammerten, und er hangelte sich von Busch zu Busch. Dann jedoch nahm das Unterholz ab und verschwand schließlich ganz. Fell befand sich jetzt auf einer nackten Bergflanke, die er nicht erklimmen konnte und wo er fast nirgendwo Halt finden konnte. Die Aussicht, immer weiter hinunterzusteigen, war zwar unangenehm, aber er hatte keine Wahl. Es wurde allmählich hell, und er konnte weit unter sich einen glänzenden Fluss sehen, dessen Ufer mit Bäumen gesäumt waren. Offenbar hatte es kürzlich einen Erdrutsch gegeben, und die steile Bergflanke unter ihm war mit lockerem Schiefer bedeckt.
    Er setzte sich einen Moment hin, um Atem zu schöpfen. Er eignete sich nicht zum Bergsteiger. Dafür war er zu schwer, und sein Körperschwerpunkt lag zu hoch. Außerdem fand er mit seinen Stiefeln keinen Halt auf dem Geröll. Trotzdem holte er tief Luft und betrat den Hang. Er versuchte, sich mit allen vieren zu halten. Sofort begann er zu rutschen, glitt hinab und rammte immer wieder in größeren Abständen das Messer in den Schiefer, um seinen Sturz zu verlangsamen. Irgendwann glitt er etwa zwanzig Meter nach unten und wurde immer schneller, bis sein Fuß gegen einen vorstehenden Felsen stieß. Er versuchte, seinen Stiefel dagegen zu stemmen, rutschte jedoch ab. Er schlitterte weiter hinab, streckte die Hand aus und hielt sich am Felsen fest, so gut er konnte, spannte sich an und kam endlich zum Halten. Der Schiefer rauschte prasselnd an ihm vorbei, und er fürchtete schon, dass er einen weiteren Erdrutsch verursacht hatte. Aber schließlich hörte auch das auf. Er schwitzte am ganzen Leib, sein Herz hämmerte wie verrückt, und er blieb eine Weile dort liegen. Er klammerte sich an die Flanke des Berges, bis sein Herzschlag langsamer wurde. Dann ließ er den Fels los und setzte seinen Abstieg fort.
    Zuerst erreichte er den Punkt, wo der Erdrutsch aufgehört hatte. Den Rest des Weges konnte er hinunterklettern. Er war jetzt bereits weit von der Festung entfernt, zumindest was die Höhe anging, und hielt es für unwahrscheinlich, dass sie ihn finden konnten. Aber er musste seinen ursprünglichen Plan aufgeben, sich irgendwo zu verstecken und dann eine Möglichkeit zu finden, sich wieder hineinzuschleichen und die anderen zu befreien.
    Er beschloss, nach Westen zu gehen. Der Fluss war immer noch weit unter ihm und strömte nach Norden und Süden. Es war verlockend, den einfachen Weg zu nehmen. Aber wenn er dem Fluss folgte, würde er sich schon bald verirren. Folgte er aber der untergehenden Sonne, würde er irgendwann die Cité erreichen oder zumindest ein Gebiet, das er kannte.
    Er bereute seine Entscheidung fast augenblicklich. Der Weg nach unten war ebenso steil wie zuvor, aber jetzt war er zudem mit dichtem Unterholz

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