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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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schwerlich nachjagen, wenn niemand wusste, dass er verschwunden war. Der Kaufmannssohn wurde von einem der Angestellten des Mädchens alarmiert, der damit prahlte, dass der Schleier für den Kaiser von großem Wert wäre. Also hat er einen Agenten des Palastes aufgesucht. Ich habe ein riesiges Netzwerk aus Kontakten. Sie beschaffen irgendwann alle Informationen, die wir brauchen.«
    » Irgendwann«, wiederholte der Junge. » Wie ist dieses Mädchen in den Besitz des Schleiers gekommen?«
    » Wir wissen es nicht. Meine Agenten haben es jedenfalls auf sich genommen, sämtliche Beweise für seine Existenz zu vernichten.« Rafael seufzte. » Die Götter mögen mich vor solchen Dienern bewahren.«
    » Dennoch, Rafael, du besitzt unsere Dankbarkeit. Wir haben acht Jahre lang ohne seine Macht auskommen müssen, und die Abbilder wurden … zusehends schwieriger. Du kannst alles von deinem Kaiser verlangen.«
    » Du bist sehr großzügig, Herr.«
    Rafael drehte sich wieder zur Treppe herum, als der Junge wieder sprach. » Dieser Sohn des Kaufmanns … Sorge dafür, dass er …«
    » Belohnt wird, Herr?«
    » Getötet wird.«
    Rafael verbeugte sich. » Mit deiner Erlaubnis, Herr …«, sagte er formell.
    » Du hast es immer eilig, ans Licht zu kommen, Rafael. Das ist unnatürlich.«
    Rafael blickte die Treppe hinauf. » Wie du, Herr, schlafe auch ich nicht, aber meine Mistress tut es, und manchmal gefällt es mir, sie dabei zu beobachten.« Dann fuhr er fort: » Was hast du in den Unterlagen gesucht, Herr?«
    Der Junge zögerte. Dann, als wollte er unbedingt das Gespräch verlängern, antwortete er. » Ich bin einem Soldaten namens Fell Aron Lee auf der Spur. Anscheinend ist er nicht der, der er zu sein behauptet.«
    Rafael lachte. » Das ist wohl keiner von uns. Fell Aron Lee«, fuhr er dann nachdenklich fort. » Ich habe diesen Namen erst kürzlich gehört. Wann war das noch gleich? Kantei?«
    » Vor der vernichtenden Niederlage bei Salaba, Herr«, antwortete einer seiner Krieger. » Er war der Kommandeur der Wildkatzen. Er hat den Turm gegen den Befehl seines Generals verlassen, um gemeinsam mit seinen Leuten in der Schlacht zu kämpfen.«
    Rafael lächelte. » Ja, natürlich. Flavius war außer sich. Fell hat Glück gehabt, dass er in der Schlacht starb, denn Flavius hätte ihn zweifellos gekreuzigt, wenn er es überlebt hätte. Was hast du über ihn herausgefunden?«
    » Eine Geschichte von mustergültigem Dienst für die Cité. Aber es gibt keinerlei Aufzeichnungen darüber, woher Fell gekommen ist. Es gibt weder etwas über seinen Vater noch über seine Kindheit.«
    » Es gibt viele vaterlose Söhne in der Armee.«
    » Aber er hat auch weder eine Mutter noch einen Geburtsort. Wie es scheint, ist er im Alter von vierzehn Jahren aus dem Nichts als junger Adjutant von Shuskara auf die Welt gekommen. Das allein macht ihn bereits verdächtig. Du glaubst, er ist mit dem Rest der Maritimen gestorben?«
    » Sehr wahrscheinlich. Warum suchst du ihn?«
    » Ich habe gehört, dass er Klage gegen mich erhebt.«
    » Klage?«
    Der Junge zuckte mit den Schultern.
    » Von wem gehört?«, setzte Rafael nach.
    » Durch die üblichen Kanäle. Informationen, die von Dashouls Leuten weitergegeben wurden oder durch Saroyan.« Er zuckte mit den Schultern, als wäre es ohne Bedeutung. » Das soll nicht deine Sorge sein, Rafael«, sagte er dann nörgelnd.
    Rafael nickte und verbeugte sich erneut. » Dann gute Jagd«, sagte er und ging flankiert von seinen Kriegern leichtfüßig die Treppe hinauf. Das Klappern der Rüstungen wurde leiser, bis Amita wieder nur von bedrückender Stille umgeben war. Der Junge blieb eine Weile im Lichtkreis der Fackeln stehen, offenbar tief in Gedanken versunken. Amita wartete und fürchtete, er würde in ihre Richtung kommen. Sie machte sich bereit zu flüchten. Aber plötzlich setzte er sich in Bewegung und folgte dem Gang in die andere Richtung. Nach ein paar Herzschlägen folgte Amita ihm in gebührendem Abstand.
    Der Junge ging an etlichen, reich mit Schnitzereien verzierten Türen vorbei, ohne innezuhalten. Er schien zu wissen, wohin er wollte. Dann geriet er außer Sicht. Amita schlich langsam über den Korridor bis zu der Stelle, wo er verschwunden war. Sie hatte Angst, dass er plötzlich hervorspringen und sie stellen würde. Aber er war durch einen breiten Durchgang getreten, der zu einer runden Kammer führte, in der eine weitere Wendeltreppe nach unten führte. Amita hatte ihre Fackel zurückgelassen,

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