Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
Vom Netzwerk:
oder geflutet war, würden sie sich einen neuen Weg suchen.
    Sie hatten etwas über anderthalb Tage Zeit, um sieben Wegstunden unter der Erde zu marschieren, allerdings so, wie die Sturmkrähe flog. Es war nicht besonders viel Zeit.
    Gil, Maron und Fell waren entsetzt gewesen, als sie von Bartellus’ Gefangennahme gehört hatten. Erst war Amita gestorben, dann Saroyan und jetzt das. Der alte Mann war zwar nicht entscheidend für ihre Mission, den Kaiser zu töten, aber Fells Hoffnungen für die Zukunft der Cité, dass sie sich vom Tod des Kaisers erholen und friedlicheren Zeiten entgegensehen würde, hatten darauf beruht, dass General Shuskara seine alten Armeen hinter sich bringen würde: die Erste Adamantine und die Vierte Imperiale. Sie waren von Saroyan in den Tagen vor ihrem Tod in die Cité zurückbeordert worden.
    Indaro dachte insgeheim, dass der alte Mann im Gefängnis sicherer war als an dem Platz, den sie ihm in ihren Plänen zugedacht hatten, vorausgesetzt natürlich, er wurde nicht gefoltert. Denn er hätte den Palast zusammen mit Fell betreten und sich dem Kaiser stellen sollen. Wenn – und falls – ihre Mission Erfolg hatte und der Unsterbliche tatsächlich sterben würde, hätten sie noch genug Zeit, in die Verliese hinabzusteigen, Shuskara zu suchen und ihn in allen Ehren wieder herauszuholen.
    Sie warf einen letzten Blick in den hellen Himmel, dann trat sie in den Schatten der Höhle und atmete zögernd die stinkende Luft ein. Die Boote waren auf der Nordseite des Flusses gelandet, am linken Ufer. Sie hatten diesen Plan vor etlichen Tagen gefasst, denn sie konnten nicht sicher sein, ob sie in der Lage sein würden, den Fluss weiter stromaufwärts zu überqueren. Elija hatte ihnen von der Brücke erzählt, die einst der Siedlung der Plünderer gedient hatte, aber er wusste nicht, ob sie noch existierte.
    Die Nordseite des Flusses war jedoch die schwierigere. Das schlammige Ufer auf der Südseite erstreckte sich wie eine sanfte Ebene, so weit das Auge in der Dämmerung blicken konnte. Das auf der Nordseite war steiler, und Indaro gab bald jeden Versuch auf, es aufrecht zu bezwingen. Sie zog Handschuhe an und kletterte auf allen vieren die Böschung hinauf. Ihr war bewusst, dass sie ihren Männern dabei ihre Kehrseite präsentierte, was kein sonderlich vielversprechender Beginn für ihr Kommando war. Die Krieger unterhielten sich in ihrer Sprache, und sie konnte sich denken, worüber sie redeten.
    Nach einer Weile wurde das Gelände flacher, und sie konnte stehen. Sie hob ihr Licht hoch über den Kopf und spähte nach Osten. Sie sah nichts. Sie ließ die Lampe sinken und blinzelte ein paar Mal, um ihre Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Schließlich erkannte sie, was Elija beschrieben hatte – schwache Strahlen von Tageslicht, die aus der unsichtbaren Decke der Höhle auf eine ferne Ansammlung von Hütten auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses fielen. Sie drehte sich zu Elija um, und er nickte.
    Die Quelle dieses Lichts war ein Mysterium. Es konnten keine Löcher auf der Spitze der Klippe sein, denn dafür war sie zu hoch. Sie mussten diagonal in die Flanke der Klippe geschnitten sein. Aber von wem und zu welchem Zweck? Ganz gewiss nicht, um dieses erbärmliche Gewimmel aus Hütten zu beleuchten. Diese Lichtstrahlen mussten zuerst hier gewesen sein, bevor diese Gemeinschaft in ihrem warmen Schein gewachsen war. Gleichzeitig war auch diese Ansiedlung merkwürdig. Da sie so dicht am Meer lebten, wäre es logisch gewesen, die Hütten draußen zu errichten oder im Schutz des Höhleneingangs, statt mitten in der Dunkelheit, mitten in den Schlammbänken der Abwässer. Indaro zuckte die Schultern. Letztlich war es nicht ihr Problem.
    Es gab jedoch keinerlei Anzeichen von Aktivität zwischen den Hütten. Elijas Berichten zufolge hatte in dieser Siedlung einst emsiges Treiben geherrscht. Jetzt jedoch wirkten die Schuppen und Hütten leer, das einzige Lebendige waren Ratten, von denen ein ganzes Rudel gerade wie Wasser über die schlammigen Ufer strömte. Ratten und die allgegenwärtigen Fliegen.
    Indaro nahm ihre Laterne hoch und ging weiter. Je tiefer sie in die Dunkelheit vordrangen, desto dicker wurde die Luft und desto schwerer fiel es ihnen, normal zu atmen. Ihre Füße sanken tief in den Schlamm ein, und jeder Schritt war ein Kampf. Sie hörte, wie die Männer hinter ihr fluchten. Elija, der kleiner und leichter war als sie alle, kam damit am besten zurecht.
    » Ist es so die ganze Zeit am

Weitere Kostenlose Bücher