Der Moloch: Roman (German Edition)
Palastes waren noch vor Tagesanbruch gekommen, um Bartellus mitzunehmen.
Ihr Vater und sie hatten sich in einem verlassenen Stall versteckt, in dem früher einmal eine Einheit der Kavallerie untergebracht gewesen war. Jetzt wurde er nicht mehr benutzt, außer von Liebespaaren, die sich in dem feuchten Stroh unter ihnen paarten, während die Flüchtlinge stumm oben auf der Tenne warteten. Evan hatte sie mit Essen und Kleidung versorgt. Emly hatte darum gebeten, hinausgehen zu dürfen, obwohl Bartellus nicht vorhatte, die Tenne zu verlassen. Seit seiner Verwundung war er gealtert, und auch sein Gedächtnis war schlechter geworden. Er war zittriger auf den Beinen. Emly sah, wie er häufiger in die Ferne starrte und den Mund bewegte, als würde er mit jemandem in seinem Kopf reden. Sie wusste, dass er einmal ein großer General gewesen war, und für sie war er auch jetzt noch ein großer Mann, aber sie konnte nicht glauben, dass er je wieder Truppen anführen würde.
Am Morgen ihrer Gefangenschaft war Emly früh aufgestanden und in die Scheune hinuntergeklettert. Sie wollte ungestört ihre Kleidung wechseln, als sie plötzlich auf der anderen Seite der hölzernen Wand leise hörte, wie ein Schwert gezückt wurde. Bartellus schlief immer noch oben.
» Vater! Sie kommen!«, hatte sie geschrien und war zur Leiter der Scheune gerannt, aber noch bevor sie sie erreichen konnte, waren zwei Männer durch die Scheunentür gestürmt und mit gezogenen Schwertern auf sie zugekommen. Sie machte kehrt und rannte zurück zur Seite der Scheune, aber in dem Moment öffnete sich dort die kleine Tür, und vier weitere Männer stürmten herein. Sie war zwischen ihnen gefangen. Sie rannte hastig um eine der Pferdeboxen herum und kroch durch den schmalen Spalt einer losen Planke, den Evan ihr am ersten Tag hier gezeigt hatte. Er war groß genug, dass ein kleiner Mann sich hätte hindurchzwängen können, aber als sie furchtsam von der Straße zurückgesehen hatte, hatte sie bemerkt, dass sie es nicht einmal versuchten. Emly wusste, dass sie sich nicht für sie interessierten. Sie wollten Bartellus oder vielmehr Shuskara, den berühmten General.
Evan hatte ihnen auch einen Fluchtweg von der Tenne gezeigt, über ein Seil, das an einem uralten Flaschenzug befestigt war. Er sah verrostet und nutzlos aus, aber er hatte ihn frisch geölt, damit er für eine Flucht bereit war. Aber Bartellus hatte keine Chance, ihn zu benutzen. Wahrscheinlich hatte er schon die Klinge am Hals gefühlt, als er aufgewacht war.
Voller Angst, dass die Soldaten ihn möglicherweise dort oben im Heu töten könnten, hatte Emly von einer Ecke aus die Scheune beobachtet, bis sie sah, wie der alte Mann, der am Leben war, in eine schwarze Kutsche geschoben wurde. Sie folgte der Kutsche durch die Straßen, während sie zu einem Seitentor des Roten Palastes fuhr. Und genau das hatte Emly befürchtet. Dann hatte sie sich hingesetzt und geweint und sich so einsam und verzweifelt gefühlt wie seit ihrer Kindheit nicht mehr. Schließlich war sie aufgestanden, hatte die Tränen getrocknet und war zu den Leuchtenden Sternen gegangen, wo Evan sie schließlich gefunden hatte.
Jetzt lag sie auf der Seite und beobachtete, wie der Soldat schlief. Morgen war der Tag, auf den er gewartet hatte, der Tag der Zusammenkunft. Dann würde er sich dem Kommandeur der Rebellen anschließen, von dem sie so viel gehört hatte, Fell Aron Lee. Sie würden in den Palast eindringen und den Kaiser töten. Bart hatte eigentlich mit ihnen gehen sollen, und in einem Winkel ihres Herzens war sie dankbar, dass er nicht dabei war, denn es war, das hatte er gesagt, ein Selbstmordkommando. Evan hatte ihm fröhlich zugestimmt, aber das konnte ihn natürlich nicht abhalten.
Sie hatte bemerkt, dass Evans Verhalten ihr und ihrem Vater gegenüber sehr unterschiedlich war. Mit Bartellus war er entspannt und oft sehr witzig. Er neckte den alten Mann, verspottete ihn manchmal sogar, wenn er glaubte, dass es Bartellus anspornen würde. Aber Emly bezweifelte niemals, dass er ihn respektierte. Ihre Unterhaltung war häufig ziemlich grob, und er unterhielt Bartellus mit Geschichten über Krieger, die sie beide kannten, über Schlachten, in denen sie beide gefochten hatten, und mit Witzen, die Emly oft nicht verstand.
Ihr gegenüber jedoch, vor allem wenn sie allein waren, verhielt er sich ernst und höflich, behandelte sie mit einem Respekt, den sie ihrem Empfinden nach nicht verdient hatte. Wenn sie versuchte, ihn zu
Weitere Kostenlose Bücher