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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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necken, wie sie es mit Bartellus tat, lächelte er nur höflich, reagierte sonst aber nicht. Einmal hatte sie ihn gefragt, ob er Kinder hatte, und er hatte ihr einen langen, rätselhaften Blick zugeworfen und schließlich den Kopf geschüttelt.
    Sie stellte fest, dass sie viel über ihn nachdachte. Wenn er bei ihr war, fühlte sie sich sicher und war, trotz der Angst um ihren Vater, glücklich.
    Und dieser Tag sollte ihr letzter gemeinsamer Tag sein. Am Abend, nach Einbruch der Dunkelheit, würde er sie zum Haus eines Mannes bringen, der sie als Dienstmädchen einstellen würde. Er war ein freundlicher alter Mann, hatte Evan ihr gesagt, ein Bibliothekar, der jemanden brauchte, der kochte und sauber machte. Sie würde dort unter einem neuen Namen leben und in Sicherheit sein.
    Sie war entsetzt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie sich geweigert, die Worte » Selbstmordkommando«, ernst zu nehmen. » Wirst du nicht wiederkommen?«, fragte sie ihn.
    » Falls wir überleben«, erwiderte er und sah ihr in die Augen, um sich zu vergewissern, dass sie ihn auch wirklich verstand, » komme ich zu dir zurück, wenn ich kann. Aber es kann eine Weile dauern, also must du geduldig sein. Und möglicherweise kommen wir gar nicht zurück. Es gibt noch einen anderen Soldaten, dem du vertrauen kannst. Sein Name ist Riis. Ich habe ihm gesagt, wo er dich finden kann. Falls er überlebt, wird er zu dir kommen und dafür sorgen, dass du in Sicherheit bist.«
    Er verstummte, und sie starrte ihn an. » Falls«, sagte er schließlich, » nach etlichen Tagen immer noch niemand zu dir gekommen ist, musst du davon ausgehen, dass die Mission gescheitert ist und wir alle tot sind.«
    » Und Vater? Was wird jetzt mit ihm passieren?«
    » Ich nehme an, sie haben ihn in die Verliese gebracht. Ich werde ihn finden.«
    » Die Verliese?« Eine Erinnerung regte sich in ihrem Hinterkopf.
    » Er wird nicht sofort getötet werden, sonst hätten sie ihn bereits in der Scheune erledigt. Und von morgen an wird im Palast zu viel Aufruhr herrschen, als dass sich jemand um einen alten Mann kümmern würde. Wenn wir Erfolg haben, werde ich ihn herausholen. Das verspreche ich dir.«
    » Wir verdanken dir so viel«, sagte sie.
    Er zuckte nur mit den Schultern, als spielte es keine Rolle, was sie dachte. Er war so tapfer. Sie fragte sich, ob es jemals einen Moment in seinem Leben gegeben hatte, an dem er Angst gehabt hatte oder besorgt gewesen war, so wie sie selbst es ständig war. Sie konnte es sich nicht vorstellen.
    Also lag sie in ihrem Bett, sah zu, wie er schlief, und versuchte, den Tag zu zwingen, nur langsam zu verstreichen. Es hatte wieder angefangen zu regnen.
    Bartellus’ Magen war leer, als er bei Tagesanbruch gefangen genommen worden war, und es dauerte nicht lange, bis er anfing, sich zu verkrampfen. Er ertrug den Schmerz stoisch, versuchte, ihn zu ignorieren und auf den kalten Steinen des Gefängnisses Schlaf zu finden und möglichst nicht nachzudenken. Die Krämpfe ebbten allmählich ab, wie er gewusst hatte. Es war nicht das erste Mal, dass er halb verhungert war.
    Aber als auch die Qual des Durstes hinzukam, gab der alte Soldat seinen Plan auf, sich einfach hinzulegen und zu sterben. Er rollte sich langsam auf die Seite und setzte sich auf. Er zog einen Hemdzipfel heraus, riss einen Streifen ab und benutzte ihn als Bandage. Der Schmerz, den es ihm bereitete, seine gebrochenen Finger wieder zu richten, war fast mehr, als er ertragen konnte. Er saß lange da, schwitzend und von Übelkeit geplagt. Dann, sich auf eine Hand abstützend, kroch er zur Tür. Er tastete in der Dunkelheit herum. Die Tür reichte genau bis zum Boden; er konnte nicht einmal einen Finger darunterschieben. Aber diese Zelle war eindeutig mehr als einmal überflutet worden. Er wollte nicht allzu lange darüber nachdenken, aber er tastete das Holz ab und fand schließlich eine Stelle, wo es weich war, fast schwammig. Er pickte mit seinen stumpfen Fingerspitzen daran herum, aber das Einzige, was er erreichte, war, dass er sich Splitter in seine gesunde Hand bohrte. Er brauchte irgendeine Art von Werkzeug. Er machte sich daran, methodisch den Boden der Zelle abzusuchen, zuerst die trockenen Bereiche und dann auch zögerlich den überfluteten Bereich. Er fand jede Menge Müll, fast alles davon verrottet und schleimig. Schließlich stieß er auf das Ende eines schmalen Rohres, durch das eindeutig Wasser in die Zelle oder auch wieder hinaus floss, aber es war fest einzementiert.
    Gerade

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