Der Moloch: Roman (German Edition)
Helligkeit blinzelte, konnte Hayden sehen, dass der Palast immer noch stand, auch wenn anscheinend ein paar von seinen Türmen und Minaretten verschwunden waren.
» Maron?« Er blickte sich nach seinem Bruder um, der mehr als jeder andere über die Stadt und die Gebäude wusste.
» Er wollte zum Palast«, erwiderte Tyler.
» Und du hast ihn einfach gehen lassen?«, fragte Hayden ärgerlich.
» Er steht nicht unter meinem Befehl, Herr«, erwiderte der Adjutant, gelassen und höflich wie immer. » Er war allein unterwegs und wollte nicht warten. Ich habe ihm eine Abteilung Soldaten mitgegeben.«
Hayden nickte. Maron war mit einem Trupp leichter Kavallerie aus dem Lager gestürmt. Es war eine petrassianische Eliteeinheit. Sie waren wie die Teufel geritten, um als Erste durch die Mauer zu brechen. Hayden war ihnen mit schwerer Kavallerie gefolgt. Er wollte am Sarantine-Wall einen Brückenkopf errichten, bevor die gesamte Infanterie eingetroffen war. Dass sein Bruder weiter in Richtung Palast gezogen war, überraschte ihn nicht. Es entsprach zwar nicht ihrem Plan, aber wie Tyler schon bemerkt hatte, unterstand sein Bruder nicht seiner Befehlsgewalt. Hayden ärgerte sich trotzdem, dass er diesen Schritt nicht vorausgesehen und unterbunden hatte.
Bis zu diesem Punkt hatten die Pläne der Brüder übereingestimmt … sie wollten den Kaiser mit stillschweigender Duldung der unzufriedenen Krieger der Cité exekutieren. Das Öffnen der Dämme sollte der Stadt einen tödlichen Schlag versetzen. Aber die Brüder waren schon lange uneins darüber gewesen, wie sich die Sache weiterentwickeln sollte. Maron wollte die Stadt vollkommen zerstört sehen und sich erst zufriedengeben, wenn sie bis auf die Grundmauern geschleift war. Dafür hatte er persönliche Gründe, die Hayden respektierte. Allerdings hatten sowohl Hayden als auch Gil Rayado angenommen, dass der Tod des Kaisers und eine massive Demonstration der Schlagkraft der Alliierten Truppen genügen würden, um die Stadt zur Aufgabe zu zwingen. Marcellus war doch ein vernünftiger Mann und würde zweifellos um Frieden bitten, sobald er sah, dass die Stadt der Gnade ihrer Feinde ausgeliefert war. Hayden und Gil befehligten die Streitkräfte, deshalb musste sich Maron letzten Endes nach ihnen richten. Richtig zufrieden war er aber nicht gewesen. Er wollte nicht nur den Tod des Kaisers, sondern auch den der Vinceri, deshalb konnte sich Hayden denken, wohin er gegangen war.
Da er es sich nicht erlauben konnte, noch länger über Maron nachzugrübeln, gab er es auf.
Die ersten Kundschafter kehrten bereits mit Neuigkeiten über das Amphitheater zurück, das der General in vorausschauender Planung als Einsatzzentrum vorgesehen hatte. Der größte Teil der Mauern des Bauwerks hatte den Fluten standgehalten. Jetzt zog das Wasser allmählich ab, und sie konnten das Areal noch vor Einbruch der Nacht nutzen. Hayden nickte. Er wandte sich um und sah nach seinen Truppen. Auf dem großen offenen Platz zwischen den beiden Mauern waren schon Tausende von Soldaten angetreten. Schutt wurde weggeräumt, und man führte Kavalleriepferde in einer langen Reihe hintereinander durch eine Bresche in der Adamantine-Mauer.
Tyler stellte einen Klapptisch vor dem General auf und rollte den mittlerweile so vertrauten Stadtplan darauf aus. Seine Anführer drängten sich im Kreis und Hayden zählte sie rasch durch. Alle, auf die es ankam, waren anwesend.
» Dieser Bereich hier«, sagte er und zeigte auf die Karte, » ist der Teil der Cité, der am schwersten von den Fluten getroffen worden sein dürfte. Barenna, das Amphitheater und Teile von Burman Süd. Pieter«, er deutete auf Arendt, » nimm deine Reiter und bilde entlang dieser Linie hier eine Front.« Er fuhr mit dem Finger an einigen Gebäuden entlang, über die sie schon diskutiert hatten. » Falls die Bedingungen dramatisch von unseren Erwartungen abweichen, musst du dir selbst etwas ausdenken. Bringt jeden Soldaten der Cité um, auf den ihr in diesem Gebiet stoßt.«
» Und was ist mit den Zivilisten?«
» Sie sollen den Bereich sofort verlassen.«
Hayden stationierte Teile seiner schweren Infanterie hinter Arendts leichter Kavallerie, um die Front zu sichern. Dort würden die Truppen ausharren, bis Nachricht aus dem Palast kam … und vielleicht ein Kapitulationsangebot.
Man hatte ihm sein Schlachtross gebracht, Rosteval. Er saß auf und ritt langsam in Richtung des gefluteten Amphitheaters. Er kannte diesen Teil der Stadt so gut, als
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