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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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nichts.«
    » Was weißt du denn?«
    » Meine Aufgabe war es, den Kaiser zu töten«, berichtete Fell. Er war froh, dem Mann weiterhelfen zu können.
    » Ah. Zwei Attentäter«, sagte Marcellus und zog die Augenbrauen hoch. » Zwei Invasionen. Doppelte Redundanz.« Er dachte einen Moment lang nach. » Ein Zangenangriff gehört zum Einmaleins der Kriegskunst«, erklärte er dann. » Das weißt du selbst. Raffinierter und viel schwieriger in der Ausführung ist ein Schlachtplan, der auf drei Säulen fußt. Eine Strategie in vier Stufen habe ich außer auf dem Urquat-Brett bisher nirgendwo erlebt. Also vermute ich, dass der geistige Vater des Schlachtplans ein Urquat-Spieler sein muss.« Er schien mit sich selbst zu sprechen, und Fell nickte höflich. » Hayden Weber ist es jedenfalls nicht. Er ist ein guter General. Nur er hat die Autorität, um eine Armee in die unmittelbare Nähe ihrer verhassten Feinde zu führen und sie dort zu halten, ohne dass sie angreifen. Aber er ist kein Mann für Raffinessen. Wer hat den Plan ausgeheckt?«
    Fell war froh, dass er eine Antwort auch auf diese Frage wusste. » Maron«, antwortete er.
    Marcellus schüttelte den Kopf. » Ich habe schon mit Maron Weber gesprochen. Er ist voller Hass und hätte jeden einzelnen Bewohner der Cité umgebracht, wenn er die Gelegenheit dazu bekommen hätte. Er weiß mehr über diesen großen Plan als du, aber trotzdem weiß auch er nicht, wessen Idee es war, den Invasionstrupp zu verraten, der nur der Ablenkung diente. Das gehörte zum Plan, es war der skrupellosere Teil, der den Kaiser letztlich beinahe das Leben gekostet hätte.«
    Sein Tonfall wurde schärfer, als er fortfuhr: » Man hat dich zum Narren gehalten, Soldat. Euch alle, Maron, Gil Rayado und deine Freundin Indaro.«
    Fell war das egal. Er hatte getan, was er sollte, und er konnte dem Lord nichts erzählen, was ihm irgendwie nützlich sein könnte. Er fühlte sich ruhig und friedlich.
    Sie sahen, wie sich ein dünnes Minarett, ein zierlicher Stachel aus grünem und rotem Marmor, wie trunken zur Seite neigte, bevor es in einer Kaskade zerberstender Steine und Ziegel zusammenbrach und ein Dach durchschlug.
    » Die Fundamente des Palastes sind beschädigt«, erklärte Marcellus, als das Poltern verstummte. » Die Anlagen, die dafür gesorgt haben, dass das Wasser des Flusses und der Kanalisation ungehindert fließen konnten, wurden sich selbst überlassen und sind verrottet. Mein Fehler, unser Fehler. Mangelnde Aufmerksamkeit und Jahrhunderte der Dekadenz. Und jetzt versetzt uns das Wasser aus den Dämmen den Todesstoß. Lange wird der Palast nicht mehr bewohnbar sein.«
    Er drehte sich um und schaute zur anderen Seite des Turms. Fell folgte seinem Blick und sah den Umriss eines Mannes, der dort zusammengekauert hockte. Es war Maron. Er hatte ihn erst vor ein paar Tagen am Alten Berg gesehen. Fell war neugierig, aber nicht überrascht. Heute, am Tag der Tage, konnte ihn nichts überraschen.
    Sie gingen zu ihm. Maron war schwer verwundet, aber er lebte noch. Man hatte ihm die Augen ausgestochen und das Blut tropfte von seinen Lidern, aus seinen Ohren und seiner Nase. Fell konnte sehen, wie der Lebenssaft in einem schwachen Strahl aus seiner Seite pulsierte, wo ein schmales Messer in seinem Leib steckte. Eine blutverkrustete Hand tastete blind nach der Klinge.
    Marcellus kniete nieder, nahm die suchende Hand und zog sie weg. » Tu das nicht«, sagt er sanft. » Zieh das Messer nicht heraus.« Als er seinen Feind anschaute, konnte Fell nur Mitgefühl in dessen Augen erkennen.
    Marons entstelltes Gesicht war vom Todeskampf verzerrt. » Mein Tod ist unausweichlich, Marcellus«, flüsterte er, » und ich würde lieber ohne ein Stück Metall zwischen den Rippen sterben. Musst du das Ganze wirklich noch in die Länge ziehen?«
    » Maron«, sagte Fell.
    Der Verletzte stöhnte beim Klang seiner Stimme auf. » Fell?«, flüsterte er. » Dich hat er also auch in seiner Gewalt? Dann bin ich schon tot, Marcellus. Du hast gewonnen. Wie immer.«
    » Aber zuerst«, sagte Fell und kniete sich neben ihn, » erzähl mir die Wahrheit.« Der Bann, der ihn umfangen hielt, löste sich allmählich. Sein Verstand wurde klarer. » Du hast uns von Anfang an belogen, Maron. Du schuldest mir die Wahrheit, jetzt, wo du im Sterben liegst und ich auch bald sterben werde.«
    Marcellus beobachtete die beiden schweigend.
    » Du wolltest den Tod des Kaisers, genau wie ich«, sagte Fell zu dem Sterbenden. » Du wolltest die Cité

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