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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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zerstört sehen, weggespült. Ich verstehe das. Deine Leute starben im Krieg. Und auch die Cité lag im Sterben, obwohl ich weiß, dass dich das mit Genugtuung erfüllt hat. Aber warum habt ihr uns mit diesem tückischen Plan zum Narren gehalten? Wusste Gil Rayado davon? Und Saroyan? Habt ihr die beiden nur zur Ablenkung in den Tod geschickt?«
    » Du hast die Macht dieser Kreaturen, dieser Serafim, erlebt«, flüsterte Maron. » Selbst wenn sich alle Heere der Cité und die ihrer Feinde gegen sie gestellt hätten, wäre noch immer nicht sicher gewesen, dass wir sie töten konnten. Es war unser letzter Versuch, Fell. Wenn das fehlgeschlagen wäre, hätten wir nichts mehr gehabt. Wir mussten alles in die Waagschale werfen, was wir hatten.« Er flüsterte. » Wir brauchten eine Perspektive.«
    Marcellus richtete sich wieder auf. » Ihr habt versagt«, sagte er zu Maron. » Die Cité wird überleben. Der größte Teil von ihr ist unversehrt. Die Paläste auf dem Schild werden dem Sturm standhalten. Die letzten Familien werden interessiert zuschauen. Araeon hatte viele Feinde unter ihnen, aber keiner von ihnen hätte sich gegen ihn erhoben. Er war ihr Bruder. Jetzt werden sie sich zusammentun, ausziehen und über eure Armeen herfallen. Es wird noch mehr Tote und noch mehr Leid geben, aber die Cité wird überleben. Wie sie es immer getan hat.«
    » Ihr wolltet die ganze Cité zerstören nur in der Hoffnung, einen einzigen Mann zu töten?«, fragte Fell. » Ihr würdet ein ganzes Haus abreißen, nur um eine einzige Ratte umzubringen?«
    » Ein erbärmliches, selbstsüchtiges Volk«, bemerkte Marcellus, erhob sich und blickte in den Himmel hinauf. » Niemals seht ihr weiter, als es eure kleinen Bedürfnisse und Leidenschaften erlauben.«
    » Meine Schwester«, sagte Marcellus, » die, die du Archange nennst …«
    Fell runzelte die Stirn. Er erinnerte sich an die große Frau, die vor vielen, vielen Jahren bei dem Prozess für die Geiseln eingetreten war. Wieder kam ihm Indaro in den Sinn. Sie kannte Archange, hatte mit ihr zusammengearbeitet. Er fragte sich, was sie wohl damit zu tun haben könnte.
    » Maron hat einst meine Schwester geliebt«, erklärte Marcellus. » Und sie hat seine Liebe auf ihre Weise erwidert. Damals war er ein junger Soldat von petrassianischem Adel. Sie waren noch nicht unsere Feinde. Sie heiratete ihn, obwohl wir sie angefleht haben, es nicht zu tun.«
    » Sie wollten mich ermorden lassen«, sagte Maron mit schwacher Stimme. » Sie nannten uns Primitive.«
    Marcellus warf ihm einen traurigen Blick zu. » Hätten wir deinen Tod gewollt, wärst du damals gestorben. Es wäre besser gewesen. Besser für die Cité und für alle ihre Feinde. Es war einer der vielen Fehler, die wir begangen haben.« Er wandte sich wieder an Fell. » Er wurde aus der Cité verbannt. Und aus Petrassia. Kein Land wollte seine Dienste in Anspruch nehmen. Er verlor seine Frau, seine Familie und seinen Namen. Er hat vierzig Jahre lang diesen Plan geschmiedet, um sich für diese Kränkung zu rächen.«
    Maron fletschte die Zähne. » Und Rache ist süß. Sie zergeht mir auf der Zunge«, erklärte er.
    » Er liebte eine Göttin«, sagte Marcellus zu Fell, als ob das schon alles erklärte. » Das ist ein furchtbares Schicksal. Er hat sich nie davon erholt.«
    » Sie hat mich geliebt«, flüsterte Maron mit brechender Stimme. Fell sah mit dem erfahrenen Blick des Kriegers, dass Maron nur noch wenige Augenblicke zu leben blieben.
    Marcellus seufzte. » Wir haben dich alle geliebt«, erwiderte er. » Du gibst uns die Schuld, aber alles, was wir getan haben, haben wir nur aus Liebe getan.«
    Maron schien seine Kraft zu sammeln. Blut tropfte aus seinem Mund. » Unsere Länder sind verödet und die Felder verpestet vom Gestank der Leichen. Eine Million Männer und eine ganze Generation junger Frauen sind durch die Schwerter unserer Feinde gefallen. Die Cité wird nur noch von Kindern, alten Weibern und alten, kranken Männern bevölkert, die elend dahinvegetieren. Zeigen Götter etwa so ihre Liebe?«
    Marcellus starrte in die Ferne, anscheinend in seine eigenen Gedanken versunken, und antwortete nicht. Eine Weile war nur Marons schwacher, pfeifender Atem zu hören. Dann verstummte auch dieses Geräusch. Marcellus kniete sich hin und tastete an dem Hals des Mannes nach dem Puls. » Er ist tot«, sagte er.

46
    Emly hatte auf dem Boden gesessen und die Hand der sterbenden Frau gehalten. Es war, als würde ihr diese Geste mehr bedeuten

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