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Der Moloch: Roman (German Edition)

Der Moloch: Roman (German Edition)

Titel: Der Moloch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Gemmell
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Waren es dieselben Stufen, die er hinuntergekommen war? Nein, diese waren von Fackeln beleuchtet, weiter und höher. Stundenlang, schien es ihm, ging es nach oben. Marcellus hatte keine Probleme beim Treppensteigen und bewegte sich vor Fell mit der Kraft eines sehr viel jüngeren Mannes. Fell war erschöpft. Es fiel ihm nicht leicht, Schritt zu halten, und er fragte sich, wann diese Treppe wohl enden würde. Er spürte seinen Hunger und versuchte sich zu erinnern, wann er zum letzten Mal etwas gegessen hatte.
    Trotzdem empfand er in sich Ruhe und Frieden – einen Frieden, wie er ihn nie zuvor gekannt hatte. Er wusste jetzt, dass Maron Recht hatte. Marcellus würde einen guten Kaiser abgeben, und er würde die Cité wieder zu ihrer alten Größe führen. Und diese Kreatur da unten, das war nur ein schwachsinniger alter Mann, der nicht mehr herrschen konnte. Er würde schon bald sterben oder getötet werden, und das wäre eine Gnade für ihn. Fell überlegte kurz, ob er nicht doch hinabgehen und ihn töten sollte, aber er fühlte sich von Marcellus’ Charisma unwiderstehlich hinaufgezogen. Irgendwo von oben drang Tageslicht herein, und er hörte fernen Schlachtenlärm. Voller Wärme dachte er an Indaro, Broglanh, Garret und Doon, die sich so tapfer geschlagen hatten. Bald würde alles vorbei sein, und dann würde endlich Frieden herrschen.
    Während er höher und auf das Licht zuging, war ihm, als wäre er noch nie im Leben so glücklich gewesen.
    Als sie schließlich oben ankamen, sah Fell, dass es inzwischen Morgen geworden war. Die Sonne stieg in all ihrer Pracht in einen sommerlich blauen Himmel hinauf. Er befand sich auf einem hohen Turm mit quadratischem Grundriss und einem Fußboden aus uraltem Holz. Die Mauern waren mit Zinnen aus blassen Ziegeln versehen. In der Mitte des Fußbodens befand sich eine seltsame Vorrichtung aus Glas. Fell ging hinüber. Er sah, dass es einmal eine Pyramide gewesen sein musste, aber der größte Teil des Glases war zerbrochen und der Rest trübe und von Moos überzogen.
    Fell schaute hinein und sah, dass Marcellus dort bereits stand, eine Hand an einem metallenen Gerät, das am Boden festgeschraubt war. Es war ein mannshoher Schaft, an dessen oberem Ende ein Rohr an einer Schwinggabel befestigt war. Fell hatte keine Ahnung, wozu das gut sein sollte. Er betrat den Raum, und Marcellus sah auf, als er Glassplitter unter seinen Stiefeln zertrat.
    » Das hier ist ein Observatorium«, erklärte Marcellus. » Von hier aus konnten wir die Sterne beobachten.«
    » Warum?«
    » Hast du denn niemals nachts dagelegen und zugesehen, wie die Sterne über dir ihre Bahnen zogen und über sie nachgedacht?«
    » Ich habe mir nie Gedanken über die Sterne gemacht, weil sie sich nie verändern, und meine Überlegungen zu nichts gut gewesen wären.«
    Marcellus lächelte. » Sehr pragmatisch von dir, Fell.« Er schaute hoch. » Wusstest du, dass der Mond abnimmt? Dass er kleiner wird und sich unsere Entfernung zu ihm vergrößert?«
    Fell zuckte mit den Schultern. Weder wusste er etwas darüber noch kümmerte es ihn.
    » Als ich zum ersten Mal hier heraufkam, beherrschte der Mond den Himmel. Jetzt flieht er und zieht davon in die ferne, kalte Dunkelheit.«
    Er trat wieder zurück ins Tageslicht und ging auf die Südseite des Turms. Fell folgte ihm, und sie blickten gemeinsam in die Tiefe. Hinter den vielen Türmen und Minaretten des Palastes erstreckte sich die Cité. Der Süden war zum größten Teil zerstört. Überall waren Mauern geborsten und Gebäude eingestürzt. Fell konnte aus dieser Höhe zwar keine Leichen entdecken, aber über der ganzen Cité lag eine dicke Schlammschicht. Er runzelte die Stirn. Er war verwirrt, aber nicht beunruhigt. Zwar stimmte da irgendetwas nicht, aber er vermochte nicht zu sagen, was es war.
    Marcellus beobachtete ihn. » Ah«, sagte er. » Du wusstest nichts davon. Das freut mich.«
    » Was ist hier geschehen, Herr?«
    » Deine Freunde haben die Hauptdämme zerstört und die Cité geflutet. Gestern sind Tausende ertrunken, und auch heute werden noch Tausende ihren Verletzungen erliegen. Der Palast selbst sackt allmählich in sich zusammen, weil die unteren Geschosse nach und nach nachgeben.« Er wies in die Ferne. » Dort im Süden steht ein Heer von zweihunderttausend Mann. Die Mauer haben sie schon gestürmt, aber sie haben Stellung bezogen, als warteten sie auf etwas. Worauf warten sie wohl, Fell?«
    Fell schüttelte den Kopf. » Von all diesen Dingen weiß ich

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